Chormusik
Mittwoch, 27. Oktober 2021, 21:15 bis
22:00 Uhr
Ein "Ohr für richtig gute Klänge" und "Gespür für mitreißende Effekte" hat die New York Times dem jungen lettischen Komponisten Ěriks Ešenvalds attestiert. Und tatsächlich gehört der 1977 geborene Ešenvalds zu den gefragtesten Chorkomponisten unserer Zeit.
Ešenvalds Prozess der Komposition
"Ich verwende viele Stunden, Tage und Wochen, um an dem musikalischen Material zu feilen: an der Polyphonie, an der Harmonie. Dann fängt meine Musik an zu fliegen. Jede einzelne Linie in der Polyphonie muss ihr eigenes Innenleben besitzen." Erklärte Ěriks Ešenvalds 2020 in einem Interview. Wichtig sei bei diesem Prozess, jede Stimme selbst durchzusingen, zu überprüfen, ob das Werk für Stimme natürlich klingt und im Vorfeld der Komposition möglichst viel Freiheit bei der Wahl des Textes zu haben. "Wenn ich ein neues Werk in Angriff nehme, gehe ich zur Bibliothek und lese Bücher, Texte, Gedichte." So Ešenvalds. "Ich muss zuerst eine Idee finden für den Text. Dann erst gehe ich zum Klavier und fange an zu komponieren. Die Lyrik muss fließen, deshalb liebe ich vor allem lange Sätze und Perioden." In seinen Chorwerken Musik und Text gleichermaßen ergründen zu können, schätzt Ešenvalds besonders an seiner Arbeit, für die er auch seine lettische Heimat als Inspiration sieht: Die Natur, die Geschichte, das Unbewusste.
Aufnahmen mit dem Lettischen Rundfunkchor

Eine enge Zusammenarbeit besteht zwischen Ešenvalds und dem Lettischen Rundfunkchor, dessen Aufnahmen wir in dieser Chormusik hören: die einem Inuitmärchen inspirierte Komposition "The First Tears" von Ěriks Ešenvalds, das mystisch klingende Werk "A drop in the ocean" und die "Litany of the Heavens", bei der neben dem Chorgesang auch mit Wasser gefüllte Gläser ihre Klangwellen ausbreiten.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.
