Chormusik
Sonntag, 27. April 2025, 17:00 bis
18:00 Uhr
Blasius Amon kam um 1560 in der kleinen Stadt Hall in Tirol zur Welt. Das liegt knapp zehn Kilometer von Innsbruck entfernt. Seine musikalische Begabung muss schon bald aufgefallen sein, denn als Siebenjähriger wurde er in die Sängerkapelle des in Innsbruck residierenden Erzherzogs Ferdinand II. aufgenommen. Der berühmte Dirigent und Musikforscher Paul van Nevel ist durch Zufall auf diesen Sänger und Komponisten aufmerksam geworden, wie er NDR Kultur im Interview sagte: "Ich war in meiner Bibliothek am Blättern, und plötzlich habe ich den Namen Blasius Amon gesehen, den ich auch nicht kannte." Dann ist er auf die Suche gegangen und auf ziemlich viele Drucke von Amon gestoßen, sagt van Nevel. "Am Anfang habe ich gedacht, der muss ganz alt geworden sein. Erstaunlich ist, dass er in kaum neun Jahren so ein großes Opus zusammen komponiert hat. Offensichtlich war er in seiner Zeit sehr geschätzt, da er verlegt ist - selbst in teuren Chorbüchern."
Der polyphone Drahtseilakt des Blasius Amon
Handschriften von Komponisten und Sängern gibt es viele, doch nur die wenigsten wurden gedruckt, da das viel zu teuer war. Zunächst sang Amon zehn Jahre lang als Chorknabe in der Hofkapelle des Erzherzogs Ferdinand II. Mit 17 Jahren kam er in den Stimmbruch und entschied sich für eine musikalische Karriere als Kantor in Klöstern und Abteien. Das bedeutete in aller Regel ein stabileres Leben. Dennoch ist er mit knapp 30 Jahren im Juni 1590 gestorben. Paul van Nevel hat aus Amons Kompositionen die "Missa zu vier Stimmen" und fünf wunderschöne Motetten, die sogenannten "Sacrae Cantiones" ausgesucht. Der Musikforscher wollte zeigen, welchen künstlerischen Drahtseilakt Blasius Amon unternommen hat: einerseits der frankoflämische Hintergrund - andererseits durch eine Reise nach Venedig die italienischen Einflüsse. Die Aufnahme ist Live entstanden, am 26. August 2024 in der Sint-Pauluskerk in Antwerpen.
Das Huelgas Ensemble und seine Ziele
Seit 1971 gibt es dieses Vokal Ensemble. Seinen Namen verdankt es dem Zisterzienserkloster Santa María la Real de Las Huelgas im Westen von Burgos, wo Paul van Nevel als junger Wissenschaftler mit einem belgischen Forschungsstipendium hinreisen durfte. Seit damals hat sich manches verändert, sagt Paul van Nevel: "Das Ziel von Huelgas hat sich geändert. Am Anfang war es vor allem eine Frage des Entdeckens von Musik, die noch nie gemacht worden war, und die wichtig war für die Geschichte von vokaler Musik in der Renaissance und im Mittelalter. Das war erst unser Ziel." Zu Beginn waren noch Instrumentalisten Teil der Gruppe, doch seit Ende der 1980er-Jahre ist es ein A-Capella-Ensemble.
Eine Sendung von Petra Rieß.
