Daniil Trifonov begeistert beim SHMF-Abschluss in Kiel
Zum Abschluss des Schleswig-Holstein Musik Festivals hat der russische Pianist Daniil Trifonov in Kiel das zweite Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow gespielt.
Mit Glockenschlägen begann für den 27-jährigen Sergej Rachmaninow der Weg zurück ins Leben aus einer schweren Depression. Fürs Publikum im Kieler Schloss sind die Akkorde der Anfang einer sagenhaft fesselnden Reise zu Rachmaninow: Daniil Trifonov spielt die Musik seines Landsmanns völlig ohne spätromantischen Theater-Donner. Stattdessen mit großer Poesie und mit unglaublich effizienter Technik. Immer wieder sieht es aus, als wären seine Hände ohne ihn unterwegs. Er sitzt da, selbst ganz Ohr, während es fast zu viel zu hören gibt, um alles auf einmal zu begreifen.
Bravorufe und Applaus im Stehen für Daniil Trifonov
Begleitet wird Daniil Trifonov an diesem Abend vom NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Alan Gilbert. Alles dreht sich um Daniil Trifonov. Das Orchester zieht mit. Greift große Bögen und zarte Nuancen auf. Lässt ihn mit Klängen zaubern und bleibt dabei selbst erdig und üppig. Wunderschön gelingt der Dialog erst mit Bläsern, dann mit Streichern im langsamen zweiten Satz. Und gegen Ende ist dann tatsächlich noch einmal eine Steigerung drin. Es gibt Bravorufe und Applaus im Stehen, bis zwei Zugaben erklatscht sind.
"Diese Perfektion ist fast nicht zu begreifen! Dass das alles in einen Kopf reingeht." - "Ich konnte auf diese irrsinnigen Hände gucken. Es kam mir vor, als ob es Libellenflügel waren - unglaublich!" Publikumsstimmen
Carl Nielsens Musik liegt Alan Gilbert am Herzen
Nach der Pause gab es Musik vom Dänen Carl Nielsen. Ein Komponist, der Alan Gilbert sehr am Herzen liegt. Mit seinem ehemaligen Orchester, dem New York Philharmonic, hat Gilbert vor ein paar Jahren eine Gesamtaufnahme herausgebracht. "Das Unauslöschliche" - diesen Beinamen hat Nielsen selbst seiner Sinfonie Nr. 4 gegeben. Es ist Musik, die die Kraft des Lebens feiert, als Reaktion, als Gegenstimme zum Ausbruch des 1. Weltkriegs.
Restlos begeistertes Publikum im Kieler Schloss
Diese "Lebenskraft" ist bei Alan GIlbert und im Orchester vom ersten Augenblick an da. Rhythmisch klar, klanglich sehr differenziert machen die Musiker und Musikerinnen jede einzelne Episode des Werks zu einem spannenden Kapitel.
Das Publikum ist restlos begeistert. Kaum zu glauben, dass hier nur ein halbgefüllter Saal feiert. Zum letzten Mal für eine ganze Weile im Kieler Schloss. Ab sofort wird dort renoviert. Das Leben geht weiter.
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