Warum geht es nicht weiter mit dem Deutschen Hafenmuseum?
Das Deutsche Hafenmuseum ist ein Projekt, das für Hamburgerinnen und Hamburger zur Geduldsprobe wird. Denn seine Eröffnung rückt immer weiter in die Ferne. Ein Hintergrundbericht zum Stand der Dinge.
Seit über einem Jahr hat Hamburg seinen Flying P-Liner zurück: Die PEKING. Ein Museumsschiff, perfekt restauriert, im Zustand von 1928. Doch nur wenige Besucherinnen und Besucher konnten bisher an Bord. Seit September gab es wenige Führungen, die alle sofort ausgebucht waren. Und jetzt ist vorerst einmal wieder Schluss: Winterpause. Woran liegt es, dass es so lange dauert?
Deutsches Hafenmuseum soll in Hamburg entstehen
Der denkmalgeschützte Schuppen am Hansahafen ist immer noch Containerabstellfläche. Dahinter diese merkwürdigen Masten. Sie gehören einem Geisterschiff. Es kommt aus New York und war mal Teil einer Sensation. Johannes Kahrs und Rüdiger Kruse machen 2015 im Deutschen Bundestag 120 Millionen Euro für die Rettung des Schiffs und ein "Deutsches Hafenmuseum" locker, das - so schien es - nur in diesen Hansahafen kommen kann und in diese Schuppen.
"Wir haben damals gedacht, dass das Hafenmuseum zu den 50er Schuppen kommt, da, wo ja jetzt schon das Hafenmuseum ist", erklärt Kruse. Vor allem aber hatte er gehofft, "dass wir das jetzt schon mehr oder weniger besuchen können, nach sechs Jahren!"
Erster Rückschlag: Störfallbetriebe in den 50er Schuppen
Ein öffentlicher Auftrag: Vier Hamburger Behörden müssen sich ab 2015 einigen, wie sie das Geld aus Berlin ausgeben wollen. 2018 sind die 50er Schuppen als Standort auf einmal aus dem Rennen. Denn in ihrer Nachbarschaft sind "Störfallbetriebe". In denen wird Gefahrengut gelagert. Die Umweltbehörde soll gesagt haben: Hier kein Museum! Für das Projekt ist das der erste Rückschlag: Die 50er Schuppen sind der logische Standort mit dem größten Potential. Einst lag hier die PEKING.
Hinnerk Behlmer hatte als Staatsrat dafür gesorgt, dass die Schuppen unter Denkmalschutz kommen. Er sagt: "Wenn in der Stadt von allen Beteiligten bis rauf zum Bürgermeister die Losung heißt: Sagt mir nicht, was nicht geht, sondern entwickelt Lösungen - dann wird man das auch schaffen."
Zweiter Rückschlag: Hamburg auf Ankunft der PEKING nicht vorbereitet
Störfallbetriebe gibt es in der ganzen Stadt. Lösungen werden gefunden, die Sicherheit perfektioniert, ein Umzug des Betriebs erwogen - aber nicht für ein Deutsches Hafenmuseum. Die PEKING ist 2017 auf dem Weg nach Deutschland und Hamburg ist nicht vorbereitet. Zweiter Rückschlag.
Die Stadt plant aber das Neubauviertel "Kleiner Grasbrook". Da könnte man ein Hafenmuseum gebrauchen, mit der PEKING davor wäre das schick. Die anderen Schiffe sollen im Hansahafen bleiben, den braucht man jetzt also "irgendwie doch", als zweiten Standort. Aber waren da nicht die "Störfallbetriebe"? Auf Anfrage heißt es von der Umweltbehörde: "Alle zuständigen Behörden sind darüber im Gespräch."
Die PEKING auf Abruf, die Schuppennutzung unklar. Ob den Ehrenamtlichen hier der Plan gefällt, war für die Entscheidung offenbar nicht relevant, so Jürgen Seifert: "Wenn alle Schiffe zusammen blieben, wäre das auch attraktiv für jedweden Besucher, denn so kann er auch die einzelnen Epochen vergleichen. Inklusive PEKING!"
Deutsches Hafenmuseum: Projekt gerät ins Stocken
Seifert hat die SCHAARHÖRN über 15 Jahre ehrenamtlich als Kapitän gefahren. Er ist der Meinung: "Wir leben sehr stark von den Zeitzeugen, die den Hafen damals noch kannten, und die werden auch nicht mehr." Insofern hätten auch die Ehrenamtlichen ein Recht darauf, dass dieses Projekt "nach vorne geht".
Im Mai 2020 wird die restaurierte PEKING an Hans Jörg Czech, Alleinvorstand der Stiftung Historische Museen, übergeben. Ihr endgültiger Liegeplatz soll am Kleinen Grasbrook entstehen, aber bis jetzt gibt es nicht einmal einen Architektenwettbewerb. Dabei sind die vier zuständigen Behörden miteinander "im Gespräch" - seit sechs Jahren!
Dritter Rückschlag: Zu viel Zeit vergeht
"Es gibt keine veränderte zeitliche Perspektive zu den bereits kommunizierten, die da sagt: Innerhalb der nächsten Jahre, bis zum Ende des Jahrzehnts, soll der Neubau auf dem Grasbrook stehen", erklärt Hans Jörg Czech. Seit kurzem sucht die Stiftung Historische Museen einen Gründungsdirektor bzw. -direktorin. Der oder die allerdings kein fertiges Museum haben wird. Der dritte Rückschlag für das Projekt ist ganz einfach die Zeit!
1842 ist das Alte Rathaus abgebrannt. 1897 ist das neue eingeweiht worden. Ich hoffe, es dauert nicht 55 Jahre", lacht Hinnerk Behlmer. Zigtausende haben die Einfahrt des Schiffs im kollektiven Gedächtnis verankert. Besucht werden durfte es bis jetzt nur von wenigen Auserwählten. Einer von ihnen hat sich gleich ans Steuer gestellt. Es wird auch Zeit, dass jemand den Kurs korrigiert!
