Hamburger MARKK startet zwei große Provenienzprojekte
Mit zwei großen Projekten zur Provenienzforschung will das Museum am Rothenbaum (MARKK) einen Beitrag zu einem transparenten Umgang mit Kolonial- und NS-Raubgut in Hamburgs Museen leisten. Ein Objekt ist etwa eine historische Maske aus Papua Neuguinea.
Eigentlich arbeitet Jana Reimer als Kuratorin im Museum am Rothenbaum. Doch momentan erforscht sie die Provinienz, also Herkunft und Besitzergeschichte, mehrerer hundert Objekte, die Juden während der NS-Dikatur abgeben mussten und die an Hamburger Museen verteilt wurden. Das sei eine Herausforderung, sagt sie. "Es ist keine leichte Kost, damit klarzukommen - mit den Schicksalen, die dahinter stehen. Man muss einen Abstand wahren, ohne die Empathie einzustellen."
Forschungsprojekte am MARKK sollen genaue Herkunft klären
Das Forschungsprojekt soll klären, woher die Bestände stammen und ob sie unrechtmäßig Hamburgern entzogen wurden. Einzelne Objekte bieten Informationen durch Signaturen. Museums-Akten zu Ankäufen und Einlieferern helfen bei der akribischen Recherche. Alle Erkenntnisse werden genau dokumentiert, um vielleicht mit Veröffentlichungen Nachfahren zu erreichen. "Bei dieser Art der Provenienzforschung handelt es sich in der Regel um sehr persönliche Schicksale", sagt Reimer. "Gleichzeitig ist es ein wichtiger Teil der hamburgischen Geschichte im Speziellen und der deutschen allgemein, der nach wie vor bearbeitet werden muss. Darum ist der Kontakt und die Klärung mit den Betroffenen das Wichtigste."
Masken aus Papua Neuguinea kamen über koloialen Handel
Jamie Dau beschäftigt sich intensiv mit einer historischen Maske aus Papua Neuguinea. Könnte diese Maske sprechen - sie hätte viel zu erzählen. Über Zeremonien in Papua Neugiunea, aber auch von ihrer Reise, die Ende des 19. Jahrhunderts im damaligen Völkerkunde-Museum endete. Dort versucht Jamie Dau zu klären, wie genau sie dorthin gelangte und was das für den Besitz, die Ausstellung oder eine eventuelle Rückgabe bedeutet: "Hamburg hat als Kaufmannsstadt sehr umfangreiche Verbindungen in die Kolonialgebiete. Es geht darum, sich anzuschauen, welche Akteure haben welche Objekte zu welcher Zeit nach Hamburg gebracht."
Förderung vom Deutschen Zentrum Kulturgutverlust
Der Erwerb vor Ort war oft zweifelhaft. Drei Jahre recherchiert der Anthropologe Hintergründe hunderter Objekte, momentan aus Ozeanien. Jamie Dau und seine Kollegin reizt die Recherche. "Man hat mit konkreten Objekten zu tun, die teilweise unglaublich schön sind und einzigartig. Andererseits ist es sehr besonders, sich die Kontexte genau anzuschauen und herauszufinden, wie Objekte in die Sammlung gekommen sind."
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert beide Provinienzprojekte. Historisch und moralisch ist das eine wichtige Forschung für einen transparenten Umgang mit kolonialem und NS-Raubgut in Hamburgs Museen.
