Kunst über die Hoffnung, eine neue Heimat zu finden
Die Ausstellung "In the heart of another country - Erzählungen aus der Diaspora" in den Deichtorhallen Hamburg zeigt bis zum März 2023 knapp 150 internationale Kunstwerke der Sharjah Art Foundation.
Dubai kennt eder, Abu Dhabi und das dortige, 2017 eröffnete großartige Kunstmuseum kennen viele. Aber von Sharjah, dem drittgrößten der Vereinigten Emiraten, haben viele noch nie gehört. Dabei beherbergt die dortige Sharjah Art Foundation eine beeindruckende Sammlung zeitgenössischer Kunst, die ständig wächst - und die nun in Hamburg überrascht und inspiriert.
"Erzählungen aus der Diaspora": 150 Kunstwerke in den Deichtorhallen
Erstmalig zeigen die Hamburger Deichtorhallen eine große Schau dieser herausragenden Werke. Unter dem Titel "In the heart of another country - Erzählungen aus der Diaspora" sind in der Halle für aktuelle Kunst knapp 150 internationale Kunstwerke zu sehen.
Während eines Ausflugs an die Nordküste des Libanon 2012 entdeckte die Familie von Rayyane Tabet ein altes Holzboot. Sie erkannte es wieder: Eben jenes Boot hatte Tabets Vater 29 Jahre vorher gemietet um nach Zypern zu fliehen, erzählt Omar Kholeif, Kurator und Direktor der Sharjah Art foundation: "Das ist das Boot, in dem seine Familie vom Libanon nach Zypern gereist ist. Dorthin, wohin viele libanesische Flüchtlinge vor dem Bürgerkrieg zwischen 1970 und 1995 geflohen sind." Das Boot sei sozusagen als "bewegliches Denkmal" ausgestellt.
Das über 800 Kilogramm schwere, schon ziemlich kaputte Boot hängt von der Decke herab - man spürt beim Anblick förmlich den Mut, die Angst und auch die Hoffnung, mit diesem Boot eine neue Heimat zu finden.
Traumatische Geschichte aus Kaschmir am Beispiel eines Schals
Ein Stück weiter hängt ein großer, wunderschöner Kaschmirschal mit klassischen, goldenen Ornamenten bestickt. So exquisit wie die Vorderseite, so überraschend und schockierend ist die rote Rückseite: 360.000 dünne vergoldete Stahlstifte ragen wie ein Negativ der Ornamente aus dem Stoff heraus. Damit weist die Künstlerin Aisha Khalid auf die bewegte Geschichte ihrer Heimat Kaschmir hin, zwischen künstlerischer Handarbeit und traumatischer Gewalt im Alltag dieser indischen Region im Himalaya.
Deichtorhallen-Chef Dirk Luckow erklärt: "Es ist ein Blick in eine Welt, die uns ein Stück weit fremd ist, wo aber so viele Anknüpfungspunkte sind, aber mit Erzählungen, mit Narrativen dahinter, die uns nicht so vertraut sind."
Diese Ausstellung zeigt eine Kunst und deren Geschichte jenseits der europäischen. Der Fokus liegt auf einer Süd-Süd- und Ost-Ost-Verortung: von Süd- und Westasien über Afrika bis in die Karibik.
"In the heart of another country": Geschichten um die eigene Herkunft
In drei Kapiteln erzählt "In the heart of another country" von Landschaft und Architektur der Heimat, über die eigene Identität im Porträt bis hin zu Reisen und Zugehörigkeit sehr persönlicher Geschichten um die eigene Herkunft.
Bilder, Fotos und beeindruckende Installationen, wie ein riesiger Stadtplan Beiruts aus Kautschuk, ohne religiöse Sektorengrenzen, die nach dem Bürgerkrieg eingerichtet wurden.
Webkunst, Filme, Skulpturen: Diese nur in Hamburg zu sehende Schau ist einladend, überraschend, inspirierend und irre spannend! Diese moderne Kunst aus anderen Kulturkreisen, die durch die Migration der Künstlerinnen und Künstlern vieler Teile dieser Welt auch westlich beeinflusst ist - von den 30er-Jahren bis heute -, ist absolut sehenswert.
Kunst über die Hoffnung, eine neue Heimat zu finden
Die Ausstellung "Erzählungen aus der Diaspora" in den Deichtorhallen zeigt 150 moderne, spannende Kunstwerke der Sharjah Art Foundation.
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Deichtorhallen
Deichtorstraße 1 − 2
20095 Hamburg