Berlinale 2021: Norddeutsche Filme im digitalen Festival
In der Berlinale 2021 steckt viel Hamburg drin. Maria Schraders "Ich bin dein Mensch" mit der Hamburgerin Maren Eggert wurde von einer Hamburger Firma produziert. Für Eggert gab es einen Silbernen Bären.
Die Schauspielerin Maren Eggert stammt aus Hamburg. Für ihre Hauptrolle in Maria Schraders Science-Fiction-Komödie "Ich bin dein Mensch" erhielt sie einen Silbernen Bären als Beste Schauspielerin. "Sie erzählt eine ungewöhnliche Liebesgeschichte von einer Begegnung zwischen einer Frau, gespielt von Maren Eggert, und einem humanoiden Roboter, der komplett auf ihre Bedürfnisse und auf ihren Charakter konfiguriert ist - also der perfekte Lebenspartner", erzählt die Hamburger Produzentin Lisa Blumenberg von Letterbox Films.
Maren Eggert im Berlinale-Wettbewerb in "Ich bin dein Mensch"
Alma (Maren Eggert) ist Expertin für Keilschriftforschung. Sie wird praktisch dazu gezwungen, an einer Studie teilzunehmen, in der Partnerschaftsroboter getestet werden. Sie aber macht es dem Prototypen Tom, gespielt von Hollywood-Star Dan Stevens, nicht leicht:
Tom: Es würde dir besser gehen, wenn du netter zu mir wärst. Wenn du dich öffnen würdest. Du wärst glücklicher.
Alma: Und dann?
Tom: Dann wärest du glücklicher.
Alma: (sarkastischer Tonfall) Endorphine, erhöhter Serotoninspiegel, Dopaminausschüttung … yipieeeh!
Dialog aus "Ich bin dein Mensch"
Maria Schrader begeistert von Idee: "Girl meets Robotboy"
Auf einer Berlinale-Pressekonferenz des Verleihs am Montag erzählte Regisseurin Maria Schrader, wie sie auf die Idee für den Film gekommen ist. Sie hatte von einer Kurzgeschichte von Emma Braslavsky gehört und wusste vorher nicht mehr, als: "Frau trifft Robotermann". "Das klang sofort nach einer Liebesgeschichte, nach Boy meets Girl, nur, dass es umgekehrt war, Girl meets einen Robotboy." Das habe bei ihr Fantasie geweckt, weil es darum ginge, "dass eine Maschine so weit entwickelt sein könnte, dass sie nicht nur ein Dienstleisterobjekt ist, sondern auf Augenhöhe einen Partner für den Menschen werden könnte." Das sei ein Gedanke, der in unsere Zeit gehöre - "in eine Welt, in der wir schon von Algorhythmen begleitet werden und in der es schon humanoide Roboter gibt", so Schrader.
Schauspielerin Maren Eggert würde es wie ihre Figur Alma im Film "Ich bin dein Mensch" ebenfalls nervös machen, einen Cyborg mit nach Hause zu nehmen: "Man muss sich das nur einmal vorstellen - man nimmt einen humanoiden Roboter, von dem man nicht weiß, dass er auf einen programmiert ist, zu sich nach Hause, in seine Wohnung. Ich kann total verstehen, dass Alma nicht nur skeptisch ist, sondern auch Schiss hat. Ich würde mir auch überlegen, ob ich mich dazu überreden lasse."
Daniel Brühls Regiedebüt "Nebenan" von Hamburger Firma produziert
Die Hamburger Firma Amusement Park hat Daniel Brühls Regiedebüt "Nebenan" produziert, das ebenfalls im Wettbewerb läuft. Brühl spielt darin die Hauptrolle als Promi, der seinen langjährigen Nachbarn, gespielt von Ex-Thalia-Schauspieler Peter Kurth, nicht erkennt. Das lässt dieser ihn spüren. Drei von der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein geförderten Filme laufen in der Reihe Panorama. Darunter das Familiendrama "Der menschliche Faktor", bei dem eine Hamburger Familie einen Einbruch erlebt. Regisseur Ronny Trocker hat mit Mark Waschke etwa in Bergstedt und im Oberhafenquartier gedreht.
Actionthriller "Tides" - gedreht im Hamburger Watt
Auf der "geilen Meile" Reeperbahn hat Anne Zohra Berrached Szenen für ihr Liebesdrama "Die Welt wird eine andere sein", eine NDR Koproduktion, gefilmt, das in den 90er-Jahren spielt. Nicht in der Vergangenheit, sondern in der nahen Zukunft handelt der von Roland Emmerich produzierte Action-Thriller "Tides" des Schweizers Tim Fehlbaum. Hier ist viel Schlick aus Nordfriesland - und aus dem Wattenmeer vor Hamburg-Neuwerk zu sehen und zu hören: Denn eine Astronautin sucht im Watt auf der unwirtlichen Erde nach Leben. Diese Erde steht komplett unter Wasser - und gibt nur bei Ebbe die Möglichkeit nach Nahrungssuche. Der Film feiert Weltpremiere in der Sektion Berlinale Special.
Der Hamburger Schlick: ein einzigartiger Drehort für den Autor und Regisseur Fehlbaum: "Das war der Ursprungsgedanke, dass ich mir als Schweizer dachte, das Watt ist doch eine wahnsinnig tolle, interessante Location, die ich zumindest noch nicht in einem Science-Fiction Film gesehen habe. Da müsste ich doch nur noch eben eine Astronautin im Schlamm liegen sehen und aufwachen sehen. Und im Hintergrund steht ihre Raumkapsel. Das wäre schon ein Science-Fiction-Setting."
Ebenfalls am Wasser, genauer genommen, in einem mondänen Ostseebad spielt der von der Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein geförderte Film "Blutsauger". In Julian Radlmaiers antifaschistischer Vampirkomödie mit Corinna Harfouch geht es um einen russischen Aristokraten, der 1928 In einem mondänen Ostseebad auf der Flucht vor den Sowjets die junge Fabrikantin Octavia kennenlernt. In der Nähe treiben Vampire ihr Unwesen.
Verkündung der Bären am 5. März, Preisverleihung im Juni
Das Festival endete am 5. März mit der Verkündung des Goldenen und der Silbernen Bären, die Preisverleihung soll im Juni bei einem Sommer-Event mit Publikum stattfinden.
