Valery Gergiev © picture alliance/dpa/TASS Foto: Sergei Fadeichev

Elbphilharmonie: Ultimatum für Valery Gergiev

Stand: 25.02.2022 19:05 Uhr

Die Konzerte in der Elbphilharmonie mit dem russischen Dirigenten Valery Gergiev finden nur statt, wenn er sich von Putin und dem Krieg in der Ukraine distanziert, sagte Elbphilharmonie-Generalintendant Christoph Lieben-Seutter am Freitag.

In den kommenden Tagen und Wochen sind Konzerte von Anna Netrebko und Valery Gergiev geplant. Die beiden stehen der russischen Führung und Wladimir Putin besonders nahe. Werden diese Konzerte wie geplant stattfinden?

Christoph Lieben-Seutter: Valery Gergiev ist einer der größten Dirigenten unserer Zeit - ein Freund der Elbphilharmonie, der hier schon viel dirigiert hat. Wir haben viele Pläne. Gleichzeitig ist er ein dermaßen direkter und offizieller Unterstützer von Putin, dass ich schon sehr, sehr hoffe, von ihm ein Wort der Distanzierung von den Ereignissen in der Ukraine zu hören. Ohne eine solche Distanzierung werden wir die nächsten Konzerte so nicht durchführen können, was mir sehr leid täte. 

Das Konzert von Anna Netrebko in der kommenden Woche liegt in der Verantwortung eines Konzertveranstalters, der den Saal für diesen Abend gemietet hat. Könnten Sie von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen und den Abend absagen?

Lieben-Seutter: Natürlich nicht. Das ist ein Mietvertrag. Den kann man zwar brechen, dann setzt man sich aber Schadenersatzforderungen aus - in diesem Fall angesichts der hohen Ticketpreise von enormer Höhe. Die muss nicht zuletzt im Falle des Falles der Steuerzahler begleichen. Es gilt schon sehr genau zu überlegen, welche Schritte man unternimmt. Frau Netrebko tritt dieser Tage in Dänemark auf und ich nehme an, wenn das dort gut über die Bühne geht, gibt es keinen Grund, das hier abzusagen.

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Hat die Elbphilharmonie vor, ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu setzen?

Lieben-Seutter: Sie werden schon heute Abend erleben können, dass das Foyer der Elbphilharmonie nach außen hin in den Farben der ukrainischen Nationalflagge erstrahlt. Die Stockwerke rund um den großen Saal sind von außen prominent sichtbar und sie leuchten die ganze Nacht. Die Farben der Beleuchtungskörper können wir leicht verändern und einfach und effizient mehrere Farben leuchten lassen.

Sind auch spontane musikalische Akzente geplant?

Lieben-Seutter: Ganz spontan können wir bei unserer Auslastung nicht sein, aber bei dem einen oder anderen Konzert sind ukrainische Elemente geplant. Es wird also in den nächsten Tagen auch die ukrainische Hymne zu hören sein. Für das kommende Jahr hatten wir ohnehin ukrainische Künstler eingeladen. Da ist das Problem, dass wir die jetzt nicht erreichen. Ganz klar ist da ein Fokus drauf.

Das Interview führte Daniel Kaiser.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 25.02.2022 | 19:05 Uhr

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