Packendes Jubiläumskonzert der Elbphilharmonie
Zum Jubiläum der Elbphilharmonie präsentierte das Konzerthaus gestern mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester und dem Pianisten Kirill Gerstein unter Leitung von Alan Gilbert ein ungewöhnliches Programm.
Aus dem Sirren, Klingeln und Ticken des Orchesters erhebt sich eine Fanfare, gespielt von zwei Solotrompetern des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Sie stehen in Rängen auf mittlerer Höhe, einer links und einer rechts im Saal, und werfen sich ihre Signale zu. Ein faszinierendes Klangerlebnis, als Auftakt zu einem Festkonzert in einem außergewöhnlichen Saal.
"In der Nähe der Landungsbrücken, am Eingang zur Hafencity steht die Elbphilharmonie für die maritime Tradition und den Aufbruch Hamburgs ins 21. Jahrhundert." Das hatte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher in seinem Grußwort zum fünften Geburtstag der Elbphilharmonie gesagt. Und dieser Geist des Aufbruchs spiegelte sich auch im Programm des Jubiläumskonzerts.
Ausschließlich Werke von lebenden Komponisten zum Fest
Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester verzichteten aufs Standardrepertoire und präsentierten ausschließlich Werke von lebenden Komponisten: "Die Stücke, die wir ausgesucht haben, sind zuallererst alle Meisterwerke, aber auch sehr zeitgenössisch im besten Sinne und zugleich sehr in der langen und wunderbaren Tradition klassischer Musik verwurzelt."
Das 2018 entstandene Klavierkonzert von Thomas Adès - mit dem exzellenten Pianisten Kirill Gerstein - beginnt den Mittelteil mit einem dunklen Choral und beschwört eine romantische Nachtstimmung. Das ist mitunter herb und rau, aber auch wirklich schön.
NDR Elbphilharmonie Orchester wird zur groovenden Präzisionsmaschine
Der "Short Ride In A Fast Machine" von John Adams - sinngemäß übersetzt etwa "Kurze Fahrt in einem schnellen Auto" - fesselt dagegen mit rasendem Tempo und rasanten Rhythmen. Alan Gilbert verwandelt das NDR Elbphilharmonie Orchester mit seiner Energie und seinem klaren Dirigat in eine groovende Präzisionsmaschine.
Ein Großteil der Besucherinnen und Besucher ist begeistert vom Konzert mit seinem mutigen Programm - unter ihnen NDR-Intendant Joachim Knuth: "Wir trauen uns ganz viel, wie ja überhaupt Musik in Hamburg sich durch diesen Saal, durch dieses Gebäude viel mehr traut als zuvor. Wir sind mit diesem großartigen Raum als Orchester gewachsen - und das hat dazu geführt, dass wir hier ganz magische Momente erlebt haben."
Packendes Raum- und Musikerlebnis beim Jubiläum
Wie auch im zweiten Teil des Konzerts, mit dem Stück "Wing on Wing" von Esa-Pekka Salonen. Er erweitert das Orchester um zwei vokale Stimmen, die sich im Raum bewegen sollen, oft getrennt voneinander.
Die Sopranistinnen Anu und Piia Komsi machen daraus ein Ereignis. Sie singen ganz sinnlich und klar, mit unglaublicher Höhe, wie zwei Sirenen aus der griechischen Mythologie mit Sinustönen. Das klingt fantastisch, egal ob die beiden vorne auf der Bühne stehen oder an weit entfernten Stellen im Saal platziert sind. Die Sopranistinnen, Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester reizen die Effekte feinsinnig aus. Raum- und Musikerlebnis verschmelzen zu einem packenden Gesamteindruck.
