Alan Gilbert dirigiert das NDR Elbphilharmonie Orchester © Screenshot

Chefdirigent Alan Gilbert: Elphi ein "wunderbares Zuhause"

Stand: 11.01.2022 07:31 Uhr

Seit 2019 ist Alan Gilbert Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Am 11. Januar 2022 dirigiert er das Festkonzert zum fünfjährigen Jubiläum des Hamburger Konzerthauses. Ein Gespräch.

Alan Gilbert - fünf Jahre Elbphilharmonie, nun dirigieren Sie das Jubiläumskonzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester. Was für Gedanken und Gefühle haben Sie jetzt dabei?

Alan Gilbert: Ich habe eine starke emotionale Bindung zu diesem Konzerthaus. Vor allem bin ich stolz und glücklich, dies mein musikalisches Zuhause nennen zu dürfen. Die Elbphilharmonie ist so ein wunderbarer Ort, um Konzerte zu geben und sie ist eine enorm wichtige Einrichtung weltweit geworden. Für das Residenzorchester verantwortlich zu sein, ist eine große Ehre!

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Screenshot: Alan Gilbert beim Schlussapplaus mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester (Festkonzert zum fünfjährigen Jubiläum der Elbphilharmonie Hamburg am 11. Januar 2022) © NDR Foto: Screenshot

Jubiläumskonzert aus der Elbphilharmonie

Alan Gilbert und das NDR Elbphilharmonie Orchester feiern fünf Jahre Elbphilharmonie mit Werken von Adams, Adès und Salonen. mehr

Ich kann kaum glauben, dass schon fünf Jahre vergangen sind seit der Eröffnung! Das erste Mal bin ich hier mit den New Yorker Philharmonikern aufgetreten, und ich war sofort beeindruckt von der Atmosphäre und der Akustik, die inzwischen sogar noch besser geworden ist. Ich denke, der Saal ist klanglich wärmer geworden, und mein Orchester hat gelernt, gut darin zu spielen. Es ist ein angenehmer Ort, ein wunderbares Zuhause.

Das Programm des Festkonzerts ist sehr modern: John Adams' zwei Werke aus dem 20. Jahrhundert sind da noch das Älteste! Die Werke von Adès und Salonen hatten vor wenigen Jahren erst ihre Uraufführung (2019 und 2004) - weshalb haben Sie diese Musiken ausgewählt?

Alan Gilbert: Die Stücke, die wir ausgewählt haben, sind erst einmal allesamt Meisterwerke. Aber sie sind auch zeitgenössisch im besten Sinne und dabei sehr verwurzelt in der langen Tradition klassischer Musik.

Manche dieser Stücke feiern den Konzertsaal selbst. Sie nutzen die physischen Dimensionen des Ortes. Ich bin stolz, dass wir ein Programm wie dieses aufführen, das den Großen Saal feiert. Es fühlt sich modern und passend an und es steht für das, was wir künstlerisch sind.

Das NDR Elbphilharmonie Orchester kann als Residenzorchester den Großen Saal über die Jahre einspielen, sich an die Akustik gewöhnen und im Idealfall dabei selbst immer besser werden. Merken Sie bereits, dass das ein großer Vorteil ist?

Alan Gilbert: Orchester sind immer von dem Ort beeinflusst, an dem sie spielen. Wir haben Glück, dass wir hier proben können und diesen Raum kennenlernen. Der Ort ist akustisch einladend und zugleich auch fordernd, denn er ist sehr ehrlich. Man muss wirklich auf jeden Ton achtgeben, den man spielt, denn er ist potenziell im ganzen Saal zu hören. Wie so ein Ton zu den anderen Klängen passt, muss sorgfältig, wie von einem Bildhauer gemeißelt werden.

Ich finde also, der Große Saal verstärkt das hohe musikalische Niveau, und ich glaube, dass er wirklich den Klang des NDR Elbphilharmonie Orchesters formt auf positive Weise.

Kann Sie der Große Saal noch überraschen, Eigenschaften zeigen, die Sie beim Musizieren erstaunen? Oder kennen Sie "Ihr Haus" schon durch und durch?

Alan Gilbert: Ich denke, ich kenne den Saal nun ziemlich gut. Wir haben gelernt, dass manche Stellen im Saal bestimmte akustische Qualitäten haben. So wissen wir, wo manche Instrumente stehen müssen, damit sie im Großen Saal am besten klingen und ob ein Solist stehen oder sitzen sollte, um die beste Verbindung mit den Publikum im Saal zu bekommen. Aber wir experimentieren auch immer, und es gibt keine endgültigen Antworten. Es macht Spaß, solche Dinge auszuprobieren! Aber ich denke tatsächlich, dass wir den Saal nun sehr gut kennen, weil wir darin so viel Zeit verbringen.

Das Gespräch führt Philipp Schmid.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 11.01.2022 | 08:15 Uhr

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