Anna Netrebko © picture alliance/dpa/CTK | Roman Vondrous Foto: picture alliance/dpa/CTK | Roman Vondrous

Anna Netrebko in der Elphi: Ukrainische Generalkonsulin übt Kritik

Stand: 07.09.2022 06:31 Uhr

Die russische Sopranistin Anna Netrebko trat am Mittwoch gemeinsam mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov in der Elbphilharmonie auf. Das ukrainische Generalkonsulat kritisierte das Konzert im Vorfeld scharf.

Als ein "Fest inmitten der Pest" hat die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Iryna Tybinka, das Konzert von Anna Netrebko am 7. September in der Elbphilharmonie in einer Mitteilung bezeichnet.

Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, spricht bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Ohlsdorfer Friedhof. © dpa Foto: Daniel Reinhardt
Die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Iryna Tybinka, hier bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Ohlsdorfer Friedhof am 8. Mai.

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs fielen die Auftritte der Sängerin, die im vergangenen Jahr ihren 50. Geburtstag mit einer Gala im Kremlpalast feierte und 2012 die Wiederwahl Putins zum Präsidenten unterstützte, in Westeuropa und den USA aus. Das ursprünglich für März geplante Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie wurde auf den 7. September verschoben.

"Das kurze Gedächtnis derer, die dieses unerhörte Konzert möglich gemacht haben, ist überraschend. Denn die Umstände, die zur Absage von Netrebkos Konzert in der Elbphilharmonie im März geführt haben, haben sich schließlich nicht geändert", betonte die Generalkonsulin. "Seit mehr als sechs Monaten Krieg sind sie sowohl für die Ukraine als auch für Deutschland noch schmerzhafter und greifbarer geworden." Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter betonte im Interview Ende Februar, dass die Verantwortung für die Durchführung des Konzerts nicht bei der Elbhilharmonie liege, sondern der Saal für das Konzert an den Veranstalter River Concerts vermietet worden sei. Rechtlich gebe es keine Grundlage, um diesen bestehenden Vertrag zu kündigen.

Generalkonsulin hält Distanzierung für nicht glaubwürdig

Mehrere Wochen nach Beginn des Krieges in der Ukraine hatte sich Netrebko am 30. März in einer Mitteilung erstmals deutlich vom Krieg und vom russischen Präsidenten distanziert. "Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien", ließ sie über ihren deutschen Anwalt mitteilen. "Meine Position ist klar. Ich bin weder Mitglied einer politischen Partei noch bin ich mit irgendeinem Führer Russlands verbunden."

Diese Distanzierung stieß in Russland auf harte Kritik. Das Opern- und Ballettheater in Nowosibirsk sagte eine für den 2. Juni geplante Gala mit ihr ab. Dennoch hält die Generalkonsulin Netrebkos Distanzierung für nicht glaubwürdig. "Die russische Opernsängerin war, ist und bleibt eine der Einflussagenten des Putin-Regimes", heißt es in der Mitteilung. Die Beendigung der Zusammenarbeit in Europa und den USA sei der Grund für die "leichte Veränderung in Netrebkos Rhetorik" gewesen. Man habe aber von Netrebko "nie kritische Äußerungen" über die Initiatoren des Krieges gehört.

Netrebko seit April wieder auf europäischen Bühnen unterwegs

Proteste vor der Wiener Staatsoper © picture alliance / HERWIG G. HOELLER / APA / picturedesk.com | HERWIG G. HOELLER Foto: picture alliance/dpa/CTK | Roman Vondrous
Proteste vor dem Auftritt von Anna Netrebko an der Wiener Staatsoper am 5. September.

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte Netrebko zunächst alle ihre Engagements abgesagt. Am 22. April kehrte sie in Monte Carlo als "Manon Lescaut" auf die Opernbühne zurück. Im Juli sang sie bei den Schlossfestspielen in Regensburg. Am Montag trat sie als Mimì in Giacomo Puccinis "La bohème" erstmals wieder in der Wiener Staatsoper auf. Die Veranstaltung wurde von Demonstrationen vor der Oper begleitet.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 08.09.2022 | 08:15 Uhr

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