Freie Szene protestiert gegen Kürzungen des Bundeskulturfonds

Stand: 01.10.2024 10:54 Uhr

Kulturstaatsministerin Claudia Roth setzt den Rotstift für das Jahr 2025 an, so beim Fonds der darstellenden Künste: von 10,3 Millionen Euro auf 5,6 Millionen Euro. Andere Förderungen sollen ganz gestrichen werden. Das trifft auch die Freie Theaterszene in Hamburg.

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von Herdis Pabst

Mehr als einen Teppich zum Ausrollen, Zusammenfalten und drauf Tanzen brauchen Alexander Varekhine und Laura Kisselmann in ihrem Stück "Wo der Teppich Staub fängt" nicht. Choreograf und Tanzpädagoge Varekhine arbeitet seit 13 Jahren mit Kindern und Jugendlichen. Und auch dieses Stück hat er so konzipiert, dass er damit direkt zu den Jugendlichen in die Schulen gehen kann.

Ohne Förderung, auch durch den Bund, würde es dieses Projekt nicht geben. Dass die Bundesförderung nun gestrichen werden soll, ist für Varekhine existenzbedrohend, "weil man sich dann einfach fragt, lohnt sich das überhaupt. Da ist so eine Angst irgendwo dabei, dass man das nicht halten kann."

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Blick auf den Vorplatz mit Eingang und der Halle K6 der Kulturfabrik Kampnagel © picture alliance/dpa | Markus Scholz Foto: Markus Scholz

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Deutlich weniger Geld für die Freie Theaterszene geplant

Seine Inszenierung gehört zu dem Projekt explore dance, ein deutschlandweites Netzwerk, das Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilnahme ermöglicht - bis jetzt. Denn nun will Claudia Roth, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, die Förderung komplett streichen. Das würde 300.000 Euro weniger vom Bund für das Zentrum für Choreographie auf Kampnagel bedeuten, befürchtet dessen Leiterin Kerstin Evert: "Wir könnten deutlich weniger Aufführungen zeigen, das heißt, weniger Kinder und Jugendlichen auch gerade im ländlichen Raum erreichen und in anderen Bundesländern. Die Nachfrage der Schulen ist aber sehr hoch. Das heißt, eigentlich müssten wir die Anzahl der Aufführungen erhöhen und auch immer wieder neue Tanzstücke produzieren. Ohne die Förderung des Bundes ist uns das in dem Ausmaß nicht möglich."

Doch das ist noch nicht alles : Der Bund will zusätzlich auch die Projektförderung im kulturellen Bereich um etwa 50 Prozent zusammenstreichen. Das bedeutet: eine Viertel Million weniger für die freien Theatergruppen in Hamburg. Fernanda Ortiz vom Hamburger "Dachverband freie darstellende Künste" befürchtet einen Kahlschlag: "Deswegen appellieren wir auch an Bundestagsabgeordnete, die geplanten Kürzungen zu korrigieren."

Protest gegen geplante Kürzungen

Auch Kampnagel würde es empfindlich treffen, wenn der Bund die Förderung des Netzwerkes der Produktionshäuser wie geplant komplett streicht. Dann verliere die Theaterfabrik mehr als eine halbe Million Euro, sagt die künstlerische Leiterin Amelie Deuflhard: "Das ist ein harter Einschnitt in unserem künstlerischen Budget. Das sind so ca. 20 Prozent von unserem künstlerischen Budget für die Spielzeit." Aktuell läuft eine bundesweite Petition.

Die Theaterszene protestiert, auch mit Unterstützung der Hamburger Kulturbehörde, die ihrerseits die Förderung der Freien Szene gerade um rund eine Million aufgestockt hat, um sie aufzuwerten. Doch das wird nun verpuffen. Kultursenator Carsten Brosda: "Wir sprechen alle viel hinter den Kulissen, aber das ist eine Zeit, wo es nicht zwingend das Schlaueste ist, mit markigen Forderungen nach außen zu kommen, sondern gemeinsam nach Wegen zu suchen, mit denen wir diese wertvolle und wichtige Arbeit auch mit Unterstützung des Bundes dann weiter werden ermöglichen können." Im November wird der Bund final entscheiden. Bis dahin protestiert die Freie Szene weiter - mit zahlreichen Aktionen. Damit die Vielfalt auf den Theaterbühnen dieser Stadt nicht verloren geht.

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Carsten Brosda zu Gast bei NDR 90,3. © NDR Foto: Alexander Dietze

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 01.10.2024 | 19:00 Uhr

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Theater

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