Kunstaktion als Protest gegen die FIFA Fußball-WM 2022 in Katar
Aus Protest gegen die FIFA Fußball-WM in Katar 2022 ist ein Osnabrücker Künstler zum Hauptsitz des Weltfußballverbandes nach Zürich gefahren. Er hat vor dem FIFA-Gebäude eine Installation aufgebaut.
In einer großen Lagerhalle bei Osnabrück sitzen 12 Männer auf einem großen Sandhaufen. Sie befüllen Fußbälle aus dickem festem Stoff mit Sand. Die meisten hier sind Fans des VfL Osnabrück. Und eine Weltmeisterschaft begeistert sie normalerweise, erklärt einer der Helfer: "Das Verletzten von Menschenrechten hat nicht unbedingt damit zu tun, dass man nicht Fußballfan sein kann. Aber wenn man Fußballfan ist und hinnehmen muss, dass irgendwo Menschenrechte verletzt werden, dann ist das nicht verhandelbar."
Fast 3.000 Fußbälle sind inzwischen fertig. Ohne die Fans hätte das nicht so schnell geklappt. Der Initiator der ganzen Aktion ist der Osnabrücker Künstler Volker Johannes Trieb: "Das ist toll, dass so ein Projekt von den Fans mitgetragen wird. Es gibt eine Statistik, die sagt: 61 Prozent der deutschen Fans sehen Katar und diese Fußballweltmeisterschaft sehr kritisch." Neben ihm sitzt Werner. Er ist der Fanbeauftragte beim VfL Osnabrück. Und nicht nur er, auch der Vorstand des VfL steht hinter der Aktion: "Das ist auch ein Teil der gesellschaftlichen Verantwortung, die man hat. Der wollen wir gerecht werden und wenn man das unterstützen kann, ist das auf jeden Fall der richtige Weg."
6.500 Bälle als Symbole für die gestorbenen Wanderarbeiter
Sollte Deutschland die WM boykottieren? Werner meint: "Es geht darum sich kritisch damit auseinanderzusetzen und auf Missstände aufmerksam zu machen. Ob die Sportler jetzt boykottieren sollen? Ich glaub der Fehler liegt im Vorfeld und nicht, dass eine Mannschaft hinfährt."
Jeder Fußball ist beschriftet mit: "Weltgewissen, Du bist ein Fleck der Schande". Ein Zitat von Trues Menger-Oversteegen, einer niederländischen Bildhauerin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 6.500 Bälle werden für die Aktion aufgestapelt. Jeder Fußball steht für einen Wanderarbeiter, sagt der Künstler Volker-Johannes Trieb: "Wir sind von 6.500 ausgegangen, weil der Guardian in London vor einem Jahr von dieser Zahl an Toten sprach. Mittlerweile gibt es aber Zahlen von Amnesty International, die sprechen von über 15.000 Toten. 15.000 Menschen, die bei der Herstellung der Infrastruktur, der Hotels und der Stadien zu Tode gekommen sind."
Requiem zur Kunstaktion
Die Aktion in Zürich sei deswegen nicht nur eine Protestaktion, sondern auch eine Gedenkveranstaltung. Dazu spielt der Cellist Willem Schulz ein Requiem. "Im Grunde erleben wir eine Fußballweltmeisterschaft wo sich die Welt im Spiel messen will und gute Laune verbreiten möchte, und das auf einem Feld von über 15.000 Toten", sagt Trieb. "Nach dem zweiten Weltkrieg haben viele Deutsche gesagt, wir wussten nicht was da passiert ist. In Katar wissen wir, was passiert ist. Und es ist mir unbegreiflich, wie da die Welt zuschauen kann."
Die WM in Katar soll am 21.November losgehen. Dann plant der Osnabrücker Künstler Volker-Johannes Trieb eine Anzeigenkampagne in deutschen Zeitungen mit einem Aufruf zu Spenden für die Familien der verstorbenen Wanderarbeiter.
