John Neumeiers Ballettschule nimmt Kinder aus der Ukraine auf
Zehn Kinder und Jugendliche aus der Ukraine wohnen und trainieren in John Neumeiers Ballettzentrum im Hamburger Stadtteil Hamm. Sponsoren aus der Stadt übernehmen die Kosten.
Khrystyna Vaskovska aus Kiew tanzt, seit sie fünf Jahre alt ist. Ballerina ist ihr Traumberuf. Sie lebt ein gewöhnliches Teenagerleben, dann kommt der Krieg. "Als am Morgen des 24. Februars alles anfing, haben wir innerhalb von fünf Minuten unsere Sachen gepackt und sind losgefahren", erzählt die 14-Jährige.
Neustart für Ukrainer an der Ballettschule des Hamburg Ballett
Khrystyna flieht mit der Mutter, der Vater bleibt zurück. Erst mit dem Bus nach Rumänien, dann nach Polen zur Patentante. Von dort schickt sie eine Mail an die Ballettschule in Hamburg, zusammen mit Aufnahmen, die sie von sich beim Tanzen macht. Sie hofft, dass sie aufgenommen wird - und es klappt.
Seit vier Wochen darf die junge Tänzerin jetzt im Ballettzentrum Hamburg trainieren und wohnen. Hamburger Sponsoren übernehmen die Kosten. Insgesamt hat die Ballettschule zehn Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen und auf ihre unterschiedlichen Ballettklassen verteilt.
John Neumeier: "Tanz ist eine humane Kunst"

Hamburgs Ballettdirektor John Neumeier hat die Ballettschule 1978 ins Leben gerufen. Seit 1989 ist sie im Ballettzentrum Hamburg im Stadtteil Hamm untergebracht. Für ihren Leiter war es klar, dass seine Einrichtung helfen musste. "Tanz ist eine humane Kunst", so Neumeier. "Es darf keine Grenzen geben, um anderen damit zu helfen. Und gerade für diese Kinder muss man etwas tun."
In der Ballettschule wohnen und trainieren Kinder und Jugendliche aus vielen Ländern - auch aus Russland. Auf die Frage, ob sich die russischen Tänzerinnen und Tänzer mit jenen aus der Ukraine verstehen, antwortet Neumeier: "Ja - warum sollte sich das jetzt ändern?" Und er fügt hinzu: "Ich habe 60 Jahre dafür gearbeitet, eine Verbindung zwischen Russland und dem Westen herzustellen. Das ist nun infrage gestellt - aber auf politischer, nicht auf menschlicher Ebene."
Internatsleben mit neuen Freundinnen
In ihrer Ballettklasse trainiert Khrystyna zwei Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. Ansonsten sind ihre Tage geprägt vom Internatsleben mit gewöhnlichem Schulunterricht und Freizeit. Mittlerweile hat die junge Ukrainerin hier neue Freundinnen gefunden - und vielleicht auch so etwas wie eine zweite Heimat.
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