"Harry Potter" in Hamburg: Uwe Serafin spielt drei Fieslinge
Im letzten "Harry Potter"-Band waren Voldemort und Professor Snape gestorben. Im Theaterstück "Harry Potter und das verwunschene Kind" sind sie wieder zu sehen. In Hamburg spielt Uwe Serafin beide Rollen.
Schwarze, chronisch fettige Haare, die das schmale, bleiche und niemals lächelnde Gesicht umspielen - Professor Severus Snape ist schon ein wahres Ekel. Der mittlerweile verstorbene Schauspieler Alan Rickman hat ihm in den "Harry Potter"-Filmen jahrelang seinen unvergleichlichen Stempel aufgedrückt.
"Was Alan Rickman mit dieser Figur erschaffen hat, ist ikonisch", schwärmt der Schauspieler Uwe Serafin. "Ich finde, eine schauspielerische Eitelkeit den Snape besonders toll zu machen, wäre hier echt fehl am Platz."
Uwe Serafin ist der Hamburger Snape. In einem grün karierten Flanellhemd sitzt er lässig in einem roten Sessel - ein freundlicher, zugewandter Mensch. Und dennoch spielt er gleich drei der fiesen Rollen in "Harry Potter und das verwunschene Kind": Neben Snape auch noch den unförmigen, doofen Onkel Vernon und den, dessen Namen man eigentlich gar nicht nennen soll: Lord Voldemort.
"Der Ritt durch Deutschland ist dafür verantwortlich, dass ich Schauspieler geworden bin"
Serafin hat sich erst mit Mitte 20 der Schauspielerei zugewandt - davor war er mit Weltverbessern beschäftigt: "Ja, ich war auch Hausbesetzer in Frankfurt und Berlin, habe mir mit der Polizei Straßenschlachten geliefert - alles Sachen, auf die ich nicht verzichten möchte, aber auf die ich auch nicht wahnsinnig stolz bin. Das war in den 80ern so: Da hat man eine Gruppe gebildet und versucht, die Welt zu verbessern."
Das Wendland wurde die Heimat des gebürtigen Frankfurters. Von dort aus startete er - sehr ungewöhnlich - einen Ritt durch Deutschland, der zu einer Reise zu sich selbst wurde: "Sieben Wochen bin ich vom Wendland nach Frankfurt und fast wieder zurück geritten, 1.200 Kilometer mit einem Lipizzanerhengst. Der Ritt durch Deutschland ist dafür verantwortlich, dass ich Schauspieler geworden bin. Ich hatte bis dahin schon sehr viel gemacht, aber alles nur halb. Also habe ich mir gesagt: Ich möchte jetzt endlich etwas finden, was ich zur Meisterschaft bringen kann."
Serafin bekam Harry Potter-Coaching von seiner Tochter
Uwe Serafin lernte das Handwerk in Hamburg an der Schule für Schauspiel. Es folgten Engagements quer durch Deutschland, 2011 gründete er die Freie Bühne Wendland mit. Und nun, mit fast 60: Harry Potter! "Meine Kinder haben lesen gelernt mit Harry Potter und ich habe mir alle Filme angeschaut. Deshalb kannte ich schon alles ganz gut. Meine jüngste Tochter ist ein richtiger Potterhead, mit Tattoo auf dem Arm, und die hat mich auch so ein bisschen gecoacht für meine Vorsprechen."
Mit Erfolg! Sonntag ist es dann soweit und Uwe Serafin wird sich abwechselnd in einen Fettanzug quetschen - Onkel Vernon -, sich eine nasenlose Maske über das Gesicht ziehen - Voldemort - und sich vermutlich eine strähnige, schwarze Perücke auf das schon recht kahle Haupt setzen - als Professor Severus Snape.
