Szene aus der Oper Xerxes am Theater Flensburg. © Theater Flensburg

Händels "Xerxes": Vereinigung von Barock und Neuzeit

Stand: 14.01.2022 04:00 Uhr

Die Oper "Xerxes" von Georg Friedrich Händel gilt seit ihrer Uraufführung 1738 in London als eine der beliebtesten Opern des Komponisten. Das Schleswig-Holsteinische Landestheater bringt den Klassiker nun zurück auf die Bühne.

von Nils Hansen

Seit ihrer Uraufführung wurde "Xerxes" unzählige Male aufgeführt. Die Handlung spielt vor rund zweieinhalbtausend Jahren und es geht um den Herrscher Xerxes und um seine Ex-Verlobte, die nun Rache schwört.

Stadttheater Flensburg: die letzten Vorbereitungen

Im engen, verwinkelten Treppenhaus des Flensburger Stadttheaters, irgendwo weiter oben, hinter einer schweren Eisentür - da liegen die kleinen lichtdurchfluteten Kostümwerkstätten. Eifrig nähen drei Kostümbildnerinnen noch ein dunkles Sakko zusammen. Denn bis zur ersten Hauptprobe in wenigen Stunden muss alles fertig sein.

Kurz vor der Hauptprobe ist Kostümbildner Ralf Christmann etwas aufgefallen: "Also jetzt kurz vor unserer ersten Probe, die wir mit Kostüm und Maske haben, habe ich festgestellt, dass Druckknöpfe fehlen, die sehr wichtig sind. Denn die Sängerin kommt in einem Kleid - und oben drüber ist der Mantel, der geschlossen sein muss. Um dann zu zeigen, dass sie eine Frau ist, zieht sie den Mantel aus. Und für die Szene ist es wahnsinnig wichtig, dass die Druckknöpfe dran sind."

"Xerxes": Aufwändige Kostüme

Bis zu 40 Stunden näht der Kostümbildner an einem der aufwändigen, bunten Kleidungsstücke. Das detailreichste Teil in der Operninszenierung "Xerxes": Ein Sakko für Hauptdarstellerin Sophia Maeno. Barock sollte es aussehen, gleichzeitig aber auch modern, sagt Ralf Christmann: "Wir sehen hier - als ganz besonderes Detail - aus einem Pailettenstoff einen Schulteraufbau, der fast wie ein kleines Horn nach oben steht. Und wir wollten damit zeigen, wie duchgeknallt dieser Xerxes war. Wir haben die barocken Schnitte, aber Materialien, die nicht so üblich waren. Das ist Leder, aber auch da gilt: keine Barockhose dazu, sondern eine moderne rote Lederhose."

Um überhaupt auf diese Idee zu kommen, recherchierte der Kostümbildner, der vorher schon in Bayern und Norwegen gearbeitet hat, vor allem in alten Büchern. Denn Ziel der Inszenierung ist es, Barock und Neuzeit zusammenzubringen: "Man sitzt als Team zusammen und überlegt sich: Wie soll alles aussehen? Dann ziehe ich mich zurück in meine Bibliothek, schaue mir auch Ausschnitte aus Magazinen an, und dann setze ich mich an den Schreibtisch", berichtet er.

Vor allem für diese Oper sind die aufwändigen Kostüme wichtig, betont Regisseurin Kornelia Repschläger: "Ich bin jetzt auch für den Raum verantwortlich - ich nenne es bewusst nicht Bühnenbild. Und wir haben ja auch als Zuschauer im Kopf, dass Barockkostüme sehr üppig waren, sehr aufwändig waren, gleichzeitig hat sich Händel ja mit der Rolle des Xerxes auch lustig gemacht über den damaligen Adel."

Probenarbeiten durch Corona-Pandemie immer wieder unterbrochen

Pünktlich zur Hauptprobe sind die letzten Knöpfe der Kostüme angenäht. Ralf Christmann ist erleichtert. Denn: Die Zeit war knapp - noch knapper als sonst. Immer wieder wurden die Probenarbeiten coronabedingt unterbrochen. Zweimal musste die Besetzung krankheitsbedingt wechseln. Kostüme, die dem einen Darsteller auf den Leib geschneidert wurden, passen dem nächsten nicht mehr. "Es wird dann viel mit Nähten gearbeitet, die noch zu ändern sind. Man muss ja immer wieder mit einer Umbesetzung rechnen. Worauf wir jetzt nicht noch hoffen! Ich klopfe auf Holz", sagt Ralf Christmann.

Fast zwei Jahre haben die Gewerke des Landestheaters an dieser außergewöhnlichen Inszenierung von Händels "Xerxes" immer wieder mit Unterbrechungen gearbeitet. Erwarten können die Zuschauer ein zurückhaltendes Bühnenbild, pompöse, ausgefallene Kostüme und eine Inszenierung, die sich auf die Psychologie der Charaktere konzentrieren will. Zu sehen ist Händels "Xerxes" ab dem 15. Januar im Stadttheater Flensburg.

Händels "Xerxes": Vereinigung von Barock und Neuzeit

Das Schleswig-Holsteinische Landestheater bringt den Klassiker "Xerxes" von Georg Friedrich Händel auf die Bühne. Premiere ist am 15. Januar.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Theater Flensburg
Rathausstraße 22
24937 Flensburg
Telefon:
0461 23388
E-Mail:
kasse.flensburg@sh-landestheater.de
Preis:
Tickets ab 22,40 Euro
Öffnungszeiten:
Mo.- Fr. 10 - 14 und 15 - 18 Uhr
Sa. 10 - 13 Uhr
An Vorstellungstagen: Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Hinweis:
Es finden zudem Vorstellungen im Stadttheater in Rendsburg statt. Weitere Informationen erhalten Sie hier: https://www.sh-landestheater.de/spielplan/?ort=rendsburg
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 14.01.2022 | 17:20 Uhr

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