Am 27.2.2021 feierte im Ohnsorg-Theater die die plattdeutsche Uraufführung von "Bares is nix Rares" von Michael Cooney Premiere. © Oliver Fantitsch Foto: Oliver Fantitsch

"Bares is nix Rares" feiert Premiere im Ohnsorg-Theater

Stand: 01.03.2022 12:23 Uhr

Viele Lacher und kräftigen Applaus gab es im Ohnsorg-Theater bei der Premiere der Komödie "Bares is nix Rares" von Michael Cooney. Erkki Hopf spielt einen Mann, der sich im großen Stil Sozialleistungen vom Staat erschleicht - bis ihm seine Lügen sprichwörtlich auf die Füße fallen.

von Jan Wulf

Am 27.2.2021 feierte im Ohnsorg-Theater die die plattdeutsche Uraufführung von "Bares is nix Rares" von Michael Cooney Premiere. © Oliver Fantitsch Foto: Oliver Fantitsch
Vollkommen überfordert: Erkki Hopf als Betrüger Erik Schwarz.

Nichts als Lug und Trug! Erik Schwarz, gespielt von Erkki Hopf, ist bereits seit Jahren arbeitslos. Geldsorgen hat er allerdings nicht. Denn anstatt sich auf die Suche nach einem neuen Job zu machen, setzt er lieber auf eine andere erträgliche Einkommensquelle: er erschleicht sich Leistungen vom Staat. Es ist eine Lügenwelt aus nicht existierenden Untermietern, Todesfällen und körperlichen Gebrechen, die er sich zurechtgesponnen hat, um an Hilfen, Beihilfen, Renten und Stütze zu kommen. Ganz wohl ist ihm dabei allerdings nicht. Er plant den Ausstieg. Doch noch ehe er die Chance dazu hat, steht nun plötzlich ein Mann vom Sozialamt (Konstantin Graudus) mit einem dicken Ordner vor der Tür und möchte alles ganz genau wissen. So droht das jahrelang aus Schwindeleien gebaute Kartenhaus in sich zusammenzubrechen. Erik muss den Mann vom Amt überzeugen und den Karren wieder aus dem Schlamassel ziehen - koste es, was es wolle. Und so beginnt ein wildes und absurdes Verwirrspiel, bei dem sich Erik immer weiter in seine Welt aus Lügen verstrickt und auch sein Umfeld mit in seine absurden Machenschaften hineinzieht.

Ein Feuerwerk von Mimik, Gestik und schnellen Schlagabtäuschen

Zehn Personen stehen an diesem Abend auf der Bühne. Sie alle liefern sich einen äußerst temporeichen Schlagabtausch. Allen voran Erkki Hopf, der mitterweile seit fast 30 Jahren auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters zu erleben ist. Mit seiner wunderbaren Mimik und seiner Spielfreude zeigt er sich auch in seiner Rolle als total überforderter Betrüger wieder einmal in schauspielerischer und komödiantischer Höchstform. Ihm kongenial zur Seite steht mit ebenso treffsicherer und pointierter Komik Peter Christoph Grünberg als kurz vor seiner Hochzeit stehender Norbert Grundermann. Auch Beate Kiupel als Eriks hysterische Ehefrau spielt Ihr schauspielerisches Können voll aus. Wunderbar ihr Blick zwischen Entrüstung und Geneigtheit, als der Rollkragen-Pullover tragende Paartherapeut Dr. Kaufmann (herrlich phlegmatisch gespielt von Robert Eder) ihr beim Steigen auf den Stuhl wenig "#MeToo"-konform an den Hintern fasst.

Am 27.2.2021 feierte im Ohnsorg-Theater die die plattdeutsche Uraufführung von "Bares is nix Rares" von Michael Cooney Premiere. © Oliver Fantitsch Foto: Oliver Fantitsch
Nichts ist so wie es scheint und alles ist anders als man denkt. Hier gemeinsam auf dem Sofa (v.l.n.r.): Konstantin Graudus, Birte Kretschmer, Meike Meiners und Erkki Hopf.

Mit großer Komik zu Werke geht auch Konstantin Graudus als "Mann vom Amt". Die kleinen sprachlichen Schwächen bei seinen plattdeutschen Texten werden sich sicher noch zurechtspielen. Als Onkel Schorsch steht bzw. liegt (nachdem er mehrfach eine Tür an den Kopf bekommen hat und als tot gilt) der ehemalige Oberspielleiter des Ohnsorgs Frank Grupe auf der Bühne. Urkomisch ist das oft. Last but not least seien die kleinen, aber nicht weniger bedeutenden Rollen des Abends erwähnt: Quatis Tarkington als sympathischer, aber über die Vorgänge ebenso entrüsteter Bestatter Mr. Forbright, Birte Kretschmer, die auch nach 25 Jahren als festes Ohnsorg-Ensemble-Mitglied immer noch glaubwürdig und in Top-Form die junge Verlobte gibt, und Meike Meiners als herrlich kratzbürstige und verschrobene Verwaltungschefin Frau Kuhlmann. Von ihnen allen hätte man gerne noch mehr gesehen an diesem Abend.

Wunderbare Komödie in solider Tür-auf-Tür-zu-Manier

"Bares is nix Rares" ist eine wunderbar-klamaukige Komödie in solider Ohnsorg-Tür-auf-Tür-zu-Manier. Etwas einfallslos kommt das Bühnenbild mit seiner roten Tapete und dem Backstein daher. Große Verwandlungen, Detailverliebtheit oder auch ein Szenenwechsel: Fehlanzeige! Doch braucht es das auch nicht unbedingt: denn die Schauspieler auf der Bühne selbst sorgen für reichlich Abwechslung und nehmen gekonnt die ganze Bühne für sich ein.

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Verwirrspiel mit hohem Tempo und ganz viel Slapstick

Am 27.2.2021 feierte im Ohnsorg-Theater die die plattdeutsche Uraufführung von "Bares is nix Rares" von Michael Cooney Premiere. © Oliver Fantitsch Foto: Oliver Fantitsch
Ordentlich Trubel auf der Bühne (v.l.n.r.): Beate Kiupel, Konstantin Graudus, Robert Eder und Meike Meiners.

Regisseur Murat Yeginer ist ein Abend gelungen, der - trotz kleiner Längen in der zweiten Hälfte - die weltpolitischen Ereignisse auf sehr unterhaltsame Art und Weise für eine Weile vergessen macht. Mit hohem Tempo und ganz viel Slapstick folgt er dem englischen Original - und das Publikum goutiert es mit vielen Lachern. Manchmal ist die Handlung so verstrickt, dass es schwer ist, nachzuvollziehen, wer jetzt momentan von wem was denkt. Egal! Denn genau das macht eigentlich den Reiz des Stückes aus. "Bares ist nix Rares" ist ein wirklich unterhaltsamer Abend, der auf äußerst humorvolle Art und Weise die verhängnisvollen Auswirkungen von Lügen und Betrug ordentlich auf die Schippe nimmt. Könnte man über den Irrsinn in dieser Welt doch nur immer so viel lachen!

"Bares is nix Rares" feiert Premiere im Ohnsorg-Theater

Mit "Bares is nix Rares" bringt das Ohnsorg-Theater ein wildes Slapstick-Stück über Lügen und ihre Auswirkungen auf die Bühne.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Ohnsorg-Theater
Heidi-Kabel-Platz 1
20099  Hamburg
Telefon:
(040) 35 08 03 21
E-Mail:
kasse@ohnsorg.de
Preis:
ab 28 Euro
Hinweis:
Im Ohnsorg-Theater gilt die 2-G-Regel. Nur noch Geimpfte und Genese können die Vorstellungen besuchen. Ausnahme: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen die Vorstellungen auch ohne Impfnachweis besuchen.
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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Wi snackt platt | 06.03.2022 | 08:30 Uhr

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