Im Juni 1998 entgleiste der ICE 884 im niedersächsischen Eschede und prallte gegen einen Betonpfeiler. 101 Menschen starben bei der Katastrophe.
Sendedatum: 21.10.2020 | 21:00 Uhr | Die Narbe
1 | 9 Die Katastrophe dauert nur 3,5 Sekunden: Mit Tempo 200 entgleist der ICE 884 "Willem Conrad Röntgen" am 3. Juni 1998 im niedersächsischen Eschede, prallt gegen eine Betonbrücke. 101 Menschen sterben: Väter, Mütter, Kinder. Ganze Familien. Hunderte Helfer sind tagelang im Einsatz, müssen grauenhafte Szenen mitansehen.
© dpa, Foto: Holger Hollemann
2 | 9 Der Feuerwehrmann Michael Besoke wohnt nur 200 Meter von der Unfallstelle entfernt. Er war damals als einer der ersten Helfer vor Ort, kurz nachdem der Zug verunglückte: "Die Bilder von damals begleiten mich bis heute."
© NDR
3 | 9 Bis heute geht er jeden Abend auf seinem Spaziergang an der Gedenkstätte vorbei. Manchmal sammelt er dort liegengelassenen Müll auf - Flaschen, leere Plastiktüten: "Vielleicht ist das auch ein Stück persönliche Vergangenheitsbewältigung."
© NDR
4 | 9 Annette Angermann war 20 als das Unglück passierte. Im Zug saß ihr Bruder Klaus. Er wurde schwer verletzt und starb drei Tage später im Krankenhaus. Für Annette Angermann war der Tod ihres Bruders ein Schock, der sie bis heute prägt.
© NDR
5 | 9 Johannes Ludewig, Bahnchef zum Zeitpunkt des Unglücks, hat nie um Entschuldigung gebeten. "Das hätte damals als Schuldeingeständnis im juristischen Sinne gewertet werden können", sagt er.
© NDR
6 | 9 Auch Ludewigs Nachfolger Hartmut Mehdorn hat nie eine Verantwortung der Bahn eingeräumt oder um Verzeihung gebeten. Für diesen Film äußert er sich zum ersten Mal zum Zugunglück: "Opfer sind immer auf der Suche nach einem Schuldigen. Es gab kein Versagen der Bahn."
© NDR
7 | 9 Das sieht Annette Angermann anders. Sie und viele andere Hinterbliebene und Opfer werfen der Bahn bis heute vor, sich damals falsch verhalten zu haben. "Es ging nie um die Leute, denen was passiert ist, sondern es ging immer nur um den Konzern Bahn."
© NDR
8 | 9 "Im moralischen Sinne war die Bahn in der Verantwortung", sagt Johannes Ludewig heute. In der Rückschau gesteht er, sich damals falsch verhalten zu haben.
© NDR
9 | 9 Annette Angermann mit ihrer Mutter Gisela an der Küste von Travemünde. Inzwischen hat sie gelernt zu verzeihen: "Man macht es, damit man selber überlebt."
© NDR