Wladimir Klitschko präsentiert seine vier WM-Gürtel. © IMAGO / Christoph Reichwein

Ein Mann, vier Gürtel: Als Wladimir Klitschko Boxgeschichte schrieb

Stand: 02.07.2021 08:38 Uhr

2011 schrieb Schwergewichtsboxer Wladimir Klitschko in Hamburg mit dem Gewinn des vierten WM-Gürtels Boxgeschichte. Der "Showdown des Jahres" gegen David Haye war im Vorfeld geprägt von zahlreichen Beleidigungen und Provokationen.

von Johannes Freytag

Als der Kampf vor 40.000 Zuschauern bei Dauerregen im Volksparkstadion um kurz nach Mitternacht vorbei ist, jubelt Wladimirs Bruder Vitali: "Auf diesen Tag haben wir jahrelang hingearbeitet, wir haben unseren Traum wahr gemacht, alle wichtigen Titel in den Besitz der Klitschko-Familie zu bringen." Box-Fans in mehr als 150 Ländern und alleine in Deutschland 15,5 Millionen TV-Zuschauer erleben, wie der 35-jährige Ukrainer Wladimir Klitschko mit seinen vier WM-Gürteln Geschichte schreibt und "nebenbei" eine Börse von zehn bis 15 Millionen Euro einstreicht.

Der fünf Jahre jüngere Haye gibt sich fast handzam: Er applaudiert seinem Gegner und schüttelt ihm sogar die Hand. "Klitschko hat einen sehr guten Fight gemacht und sehr sicher und konstant geboxt", sagt der Brite nach der Niederlage nach Punkten.

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Geschmacklose Provokationen im Vorfeld

So sachlich und fair war es in den Wochen und Monaten zuvor zwischen den beiden Kontrahenten nicht zugegangen. Es gibt wohl nur wenige Boxkämpfe, bei denen sich die Gegner im Vorfeld derart beleidigt hatten. "Prinzessin" (Klitschko über Haye) und "beschissener Esel" sowie "überschätzter Nichtskönner" (Haye über Klitschko) sind dabei noch die harmloseren Formulierungen.

Vor allem Haye drängt seit seinem Wechsel ins Schwergewicht 2008 mit medialen und verbalen Provokationen auf einen Kampf gegen die Klitschko-Brüder - Wladimir hält die IBF-, IBO- und WBO-Titel, Vitali ist Weltmeister nach WBC-Version. Im Magazin "Men's Health" erscheint eine Fotomontage, in der Haye den abgetrennten Kopf Wladimir Klitschkos zeigt. Bei einer Pressekonferenz zum geplanten Fight 2009 trägt der WBA-Champion ein T-Shirt, auf dem er mit den abgetrennten Köpfen beider Klitschko-Brüder zu sehen ist.

Auch vor dem Kampf in Hamburg gibt Haye den "Bad Boy", verweigert Klitschko den Handschlag, trägt erneut das geschmacklose T-Shirt und kündigt einen "blutigen K.o." an, Klitschko verspricht, Hayes Gesicht werde nach dem Fight "einem Schlachtfeld" gleichen.

Der Kampf: Klitschko überlegen, Haye enttäuscht

Im Ring ist von "The War", wie der Kampf martialisch angekündigt wird, lange wenig zu sehen. Der boxerische Respekt voreinander ist groß. Haye agiert meist passiv, weicht aus und lässt sich nach vermeintlichen Stößen immer wieder hinfallen. Klitschko dominiert, setzt aber nach Treffern nicht energisch nach. Erst ab Runde neun wird es deutlich aggressiver, die Kontrahenten haben jedes taktische Konzept abgelegt und prügeln mitunter wild aufeinander ein - auch nach dem Runden-Gong noch.

Am Ende lassen sich beide feiern und halten sich für den Gewinner. Die Kampfrichter zeigen sich davon jedoch unbeeindruckt und küren Klitschko klar zum Sieger. 117:109, 118:108 und 116:110 lautet das Urteil.

Haye erweist sich als schlechter Verlierer

Ein eindeutiges Ergebnis, aber Haye jammert. Er habe alles gegeben, sei aber verletzt gewesen: "Ich will es nicht als Entschuldigung anführen, aber ich konnte meine Schlaghand nicht anbringen, weil mich dieser gebrochene Zeh behindert hat." Vor dem Kampf hatte er noch großspurig erklärt, in der Form seines Lebens zu sein. Entsprechend süffisant reagierte Klitschko: "Wenn du eine Verletzung als Grund für die Niederlage anführst, dann bist du ein schlechter Verlierer."

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Sport aktuell | 02.07.2021 | 10:25 Uhr

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