Endlich perfekt: THW Kiel zum 23. Mal deutscher Handball-Meister

Stand: 12.06.2023 07:49 Uhr

Der THW Kiel ist endlich am Ziel und hat zum 23. Mal die deutsche Handball-Meisterschaft gewonnen. Die "Zebras" beseitigten am Sonntag mit einem 34:27 (18:13) bei Frisch Auf Göppingen die restlichen, rein rechnerischen Zweifel am Titelgewinn. Am Abend stieg die große Party in der Kieler Arena.

von Christian Görtzen und Samir Chawki

Gehüpft und gesungen wurde vor der Bank des THW Kiel schon deutlich vor dem Ende der Spielzeit. Und als um 16.55 Uhr in der Göppinger Arena die Schlusssirene ertönte, gab es kein Halten mehr. Die Spieler sprangen mit weit aufgerissen Mündern ihren Teamkollegen auf dem Spielfeld entgegen - schnell bildete sich ein großer Jubelkreis, der um die eigene Achse rotierte.

Nach der Ehrung und der Übergabe der Meisterschale inklusive Funkenfontänen und "We are the champions" von Queen gab es wenig später in der Mannschaftskabine zu "Deutscher Meister, deutscher Meister - hey, hey!"-Gesängen der Spieler für THW-Trainer Filip Jicha die erste Bierdusche.

"Jetzt freuen wir uns auf ein kühles Bier und die Party in Kiel." THW-Profi Patrick Wiencek

"Ich bin unglaublich stolz auf die Jungs, mit welcher Energie sie die Rückschläge in dieser Saison weggesteckt haben", sagte der tschechische Coach nach dem erneuten Meister-Coup der Norddeutschen. Rechtsaußen Niclas Ekberg befand im Interview mit dem NDR: "Wir haben über die ganze Saison sehr viel Charakter gezeigt und uns immer wieder nach vorne gepusht - auch in schweren Zeiten." Und Kreisläufer Patrick Wiencek frohlockte: "Die Freude und Erleichterung sind sehr groß. Jetzt freuen wir uns auf ein kühles Bier und die Party in Kiel."

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Die Spieler des THW Kiel stehen auf einer Bühne in der Halle und bejubeln die Meisterschale. © Sascha Klahn/dpa Foto: Sascha Klahn/dpa

Handball-Meister THW Kiel: Eine Zebraherde als Partylöwen

Die 23. Deutsche Meisterschaft des THW Kiel war nicht nur auf der Platte schwierig zu erkämpfen, auch beim Feiern war Geduld gefragt. mehr

Die begann so richtig mit der Landung des Charterfliegers auf dem Flughafen Kiel-Holtenau um 21:28 Uhr. Torhüter Niklas Landin war als Erster nach dem Öffnen der Flugzeugtür zu sehen, kurz darauf dann Routinier Domagoj Duvnjak und alle anderen. Das Team wurde von annähernd 100 lautstark jubelnden THW-Fans empfangen. Von Holtenau aus ging es für die Spieler per Autokorso mit Polizei-Eskorte zur eigenen Arena, in der schon rund 3.500 THW-Fans auf die Ankunft ihrer Lieblinge warteten.

Gegen 22.20 Uhr erreichte das Team die Arena und wurde dort erneut frenetisch gefeiert. Wenig später begann dann in der Halle mit den Anhängern, der "weißen Wand", und der Schale die Saisonabschlussfeier.

"Schleswig-Holstein ist stolz wie Bolle." Ministerpräsident Daniel Günther

Geradezu überschwänglich hatte Ministerpräsident Daniel Günther schon einige Stunden zuvor dem THW zum Gewinn der deutschen Handball-Meisterschaft gratuliert. "Schleswig-Holstein ist stolz wie Bolle, dass die Meisterschale wieder im Norden ist", erklärte der CDU-Politiker. "Herzlichen Glückwunsch dem gesamten Team des THW Kiel, den Spielern, den Trainern, dem Management und all denen, die hinter den Kulissen an diesem großartigen Erfolg mitgewirkt haben", sagte Günther nach dem letzten Saisonspiel bei Frisch Auf Göppingen.

THW Kiel siegt souverän in Göppingen

Spannung war am Nachmittag zu keinem Zeitpunkt der Partie mehr aufgekommen. Nach einer Viertelstunde führten die Kieler in der "Hölle Süd" mit vier Toren Vorsprung (9:5), zur Pause mit 18:13. Am Ende war es dann ein Erfolg mit sieben Toren Differenz, der weitgehend ohne das Mitwirken von Niklas Landin (Wadenverletzung) zustande gekommen war. Erst in der letzten Minute kam der angeschlagene dänische Ausnahmetorwart, der nach dieser Serie zu Aalborg Handbold wechselt, in die Partie.

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Ein Handball liegt im Tornetz. © picture-alliance Foto: Frank Hoermann / Sven Simon

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Der letzte verbliebene Konkurrent, der SC Magdeburg, hätte am 34. Spieltag für die Titelverteidigung eine extrem hohe Niederlage der Kieler in Göppingen und einen eigenen Kantersieg bei der HSG Wetzlar gebraucht. Zwei Punkte und 37 Tore hätte der SCM aufholen müssen - das war von Anfang an illusorisch gewesen.

"Zebras" mit perfektem Saison-Schlussspurt zum Titel

Für den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel hält eine Saison mit einem zweimaligen Viertelfinal-Aus im DHB-Pokal und in der Champions League ein Happy End bereit. Und der Gewinn der deutschen Meisterschaft ist vollauf verdient. Den "Zebras" ist mit neun Siegen am Stück ein herausragender Schlussspurt gelungen.

Zudem erwies sich das Jicha-Team im lange Zeit engen Titelrennen als die nervenstärkste Mannschaft. Auf überraschende Heimpleiten gegen den TBV Lemgo-Lippe und den SC DHfK Leipzig folgte die Reaktion, dass die nachfolgenden Bundesligapartien wieder erfolgreich bestritten wurden.

Gespräche mit Barcelona-Keeper Perez de Vargas bestätigt

Vor dem abschließenden Saisonspiel hatte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi erstmals bestätigt, dass es Gespräche mit dem spanischen Nationaltorhüter Gonzalo Perez de Vargas gegeben habe. "Gonzalo ist ein Thema für uns, wir haben Kontakt. Ein gewisser Optimismus ist immer da, wenn man eine Kontaktaufnahme macht", sagte Szilagyi bei Sky.

Perez de Vargas besitzt bei den Katalanen, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025. Wegen nötiger Sparmaßnahmen beim Rekordchampion war in spanischen Medien zuletzt über einen Wechsel des 32-Jährigen zum THW spekuliert worden.

Bislang Gerard als Landin-Nachfolger vorgesehen

Es wäre eine weitere Reaktion von extrem hoher Qualität auf den Abgang der langjährigen Nummer eins Landin in diesem Sommer. Als Nachfolger hatte der THW bereits den französischen Nationaltorhüter und Olympiasieger Vincent Gerard präsentiert. Der 36-Jährige bislang mit dem zwei Jahre jüngeren Tschechen Tomas Mrkva das Duo im Tor bilden soll. Beide besitzen nur einen Vertrag für die kommende Spielzeit.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 11.06.2023 | 19:30 Uhr

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