VfL-Sportdirektor Benjamin Schmedes © imago images / Nordphoto

VfL Osnabrück: Schmedes überrascht vom schnellen Erfolg

Stand: 12.11.2020 11:55 Uhr

Der VfL Osnabrück ist nach einem beeindruckenden Start Tabellenzweiter der Zweiten Liga. An einen Aufstieg in die Bundesliga will Sportdirektor Benjamin Schmedes aber noch nicht so recht glauben.

Das Osnabrücker Rathaus hat keinen Balkon. Ist mit seinen beiden Außentreppen aber dennoch wie gemacht für eine Aufstiegsfeier, findet der VfL-Macher. Allerdings: "Ich sehe die Wahrscheinlichkeit höher, dass da demnächst ein Hochzeitspaar für Fotos steht, als den VfL Osnabrück auf dem Weg in die Bundesliga", sagte Schmedes dem NDR - und blieb vorsichtig-optimistisch: "Wir sind in der Lage, regelmäßig zu punkten und auch mal Spiele zu gewinnen. Das ist sehr gut."

Vom Drittliga-Kellerkind zum Zweitliga-Spitzenteam

Der 35-Jährige ist seit drei Jahren bei den Lila-Weißen im Amt und sorgte nicht zuletzt mit seinen Personalentscheidungen dafür, dass der Verein allen Widrigkeiten zum Trotz zunächst den Abstieg in die Regionalliga verhindern konnte, dann unerwartet in die Zweite Liga aufstieg und dort nach dem gelungenen Klassenerhalt nach sieben ungeschlagenen Partien nun ebenso unerwartet eine Spitzenposition einnimmt. "Es wäre vermessen zu sagen, dass dies unsere Erwartungshaltung war", sagte Schmedes.

Schmedes lobt Charakterfestigkeit der Mannschaft

Nicht nur den Abschied von Erfolgscoach Daniel Thioune (zum HSV) sondern auch den Verlust von tragenden Säulen wie Marcos Alvarez, Moritz Heyer oder Anas Ouahim haben die Niedersachsen verkraftet. "In aller Regel dauert das Wochen, wenn nicht Monate, bis ganze Abläufe wieder funktionieren", erläuterte Schmedes. Die 14-tägige Quarantäne Mitte Oktober habe das zusätzlich erschwert. Dennoch sei der Mannschaft diese "außerordentliche Leistung" gelungen - die "Charakterfestigkeit", die das Team an den Tag lege, spreche auch für den neuen Trainer Marco Grote.

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Collage zu Trainer Marco Grote vom VfL Osnabrück © imago images/osnapix

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Den holte Schmedes aus dem Nachwuchsbereich von Werder Bremen und setzte mit dieser Entscheidung bewusst auf die Karte "Entwicklung". Für Grote ist der VfL Osnabrück die erste Station als Cheftrainer im Profigeschäft, zuvor behauptete er sich aber jahrelang mit Werders Nachwuchtsteams gegen potentere Mannschaften wie RB Leipzig, VfL Wolfsburg oder auch Hertha BSC. Für Schmedes der Beweis, dass Grote mit jungen Spielern umgehen und sie fördern kann.

VfL setzt auf Jugend und Entwicklung

Mit diesem "Jugendstil" war der VfL-Sportdirektor auch in der Lage, den großen FC Barcelona davon zu überzeugen, das Talent Ludovit Reis in die deutsche Zweitliga-Provinz auszuleihen. "Junge Spieler kommen bei uns zu Einsätzen, werden nicht gleich geopfert, wenn es mal sportlich nicht läuft. Beim VfL können sie sich positiv entwickeln", erklärte Schmedes und verweist auf die Beispiele Felix Agu (jetzt Werder) und Heyer (HSV).

Vertragsverlängerung noch offen

Natürlich ist diese Personalpolitik auch der finanziellen Lage des Clubs geschuldet. "Von den 36 Erst- und Zweitligisten sind wir da am unteren Ende. Wir sind im zweiten Zweitliga-Jahr. Es ist spätestens jetzt an der Zeit, nachzuziehen. Sonst wird es schwer, das aufrecht erhalten zu können", mahnte Schmedes. Verlängert er seinen auslaufenden Vertrag im Sommer? Ihm sei "immer wichtig, dass Entwicklungsmöglichkeiten bestehen, die jetzt nicht grundsätzlich immer mit der Tabellenkonstellation zu tun haben, sondern auch mit der Entwicklung des Gesamtvereins", sagte er.

"Das ist etwas, was ein nächstes Projekt beim VfL Osnabrück sein muss, aus meiner Sicht: Dass man diesen sportlichen Erfolg ein Stück weit nachhaltig gestaltet und absichert, dadurch, dass man in Dinge investiert. Das sind gerade Gespräche, die laufen, und die für mich auch entsprechend wichtig sind, um ein neues Arbeitspapier zu unterzeichnen."
Benjamin Schmedes

Strukturell und infrastrukturell gebe es Themen, "wo wir insgesamt noch Nachholbedarf haben". Jahr für Jahr freue man sich darüber, die Lizenz zu bekommen: "Wir leben von der Hand in den Mund." Damit wird sich Schmedes auf Dauer nicht zufriedengeben.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Bundesligashow | 12.11.2020 | 06:00 Uhr

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