Carin Bakhuis, Trainerin der Bundesliga-Fußballerinnen des SV Meppen © IMAGO / foto2press

Teamcheck SV Meppen: Mit Mut zum Maximum - dem Klassenerhalt

Stand: 15.09.2022 14:25 Uhr

Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte ist den Fußballerinnen des SV Meppen der Bundesliga-Aufstieg gelungen. Nachdem in der Premierensaison der Klassenerhalt misslang, hoffen die Emsländerinnen nun auf einen längeren Aufenthalt in der Eliteklasse.

von Hanno Bode

So lief die vergangene Saison

Dass die Niedersächsinnen trotz der Abgänge einiger Stammspielerinnen ein großes Wörtchen im Titelkampf würden mitreden können, zeigte sich bereits zu Beginn der Zweitliga-Serie. Mit fünf Siegen in Folge startete der SVM in die Spielzeit. Die Auftritte gegen die SV Elversberg (5:0), den FC Ingolstadt (4:0), den SV Henstedt-Ulzburg (7:1) und RasenBallsport Leipzig (5:0) glichen dabei Machtdemonstrationen. Es folgte dann zwar eine 0:3-Pleite bei Mitabsteiger MSV Duisburg, aber die warf die Meppenerinnen nicht aus der Bahn.

Nur zwei weitere Male ging die Mannschaft von Trainer Theodoros Dedes im weiteren Saisonverlauf als Verlierer vom Platz. An allen 26 Spieltagen führten die Emsländerinnen die Tabelle an und wurden am Ende mit einem Zähler Vorsprung vor den Duisburgerinnen Zweitliga-Meister.

Im DFB-Pokal schied der SVM zwar bereits in der zweiten Runde aus. Allerdings hieß der Gegner dort auch SGS Essen und wurde seiner Favoritenrolle als Bundesligist erst in der Nachspielzeit durch einen Treffer der ehemaligen Meppenerin Elisa Senß zum 1:0 gerecht.

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Wer kommt, wer geht?

Die einschneidenste personelle Veränderung gab es auf der Trainerposition. Meistercoach Dedes bat den SVM nach dem Titelgewinn völlig überraschend um seine Freigabe, um zum Männer-Drittligisten SV Waldhof Mannheim wechseln zu können. Dort arbeitet der 32-jährige Grieche nun als Co-Trainer Spielanalyse.

Als Nachfolgerin für Dedes, der das Team drei Jahre lang betreut hatte, verpflichtete der Aufsteiger in Carin Bakhuis eine Bundesliga-Novizin. Die 32-Jährige wechselte aus ihrer niederländischen Heimat ins Emsland. Dort war sie beim FC Twente Enschede Co-Trainerin von Tommy Stroot, dem aktuellen Coach des VfL Wolfsburg, sowie von Robert de Pauw, dem neuen Übungsleiter von Bayer Leverkusen.

"Carin hat in den Gesprächen ihre fachliche Expertise unter Beweis gestellt, uns mit ihrer Art Fußballspielen zu wollen, aber auch mit ihrer Persönlichkeit überzeugt", erklärte Meppens Sportliche Leiterin Maria Reisinger.

Erfolgreichste Torschützinnen verließen Meppen

Bakhuis kündigte an, "mutig und offensiv" spielen lassen zu wollen. Ob das Team in der Lage sein wird, diese Taktik umzusetzen, muss aber abgewartet werden. Denn in der Polin Agnieszka Winczo (Ziel unbekannt), Alexandra Emmerling (Bayer Leverkusen) sowie Isabella Jaron (Kreuzbandriss) stehen ihr die drei erfolgreichsten Torschützinnen der Vorsaison nicht zur Verfügung.

Auch der Abgang der US-Amerikanerin Jannelle Flaws (derzeit vereinslos) schmerzt die Emsländerinnen. Die Stürmerin gehörte in der abgelaufenen Serie zwar nicht mehr zum Stamm, war aber als Einwechselspielerin von hohem Wert für die Mannschaft.

Zugänge aus Australien und der Schweiz

Lydia Andrade (r.) vom SV Meppen im Testspiel gegen Twente Enschede beim Abschluss © IMAGO / Werner Scholz
Soll für Meppener Tore sorgen: Lydia Andrade (r.).

Im Angriff bestand für Meppens Verantwortliche also der größte Handlungsbedarf. Und weil die finanziellen Mittel des Clubs im Vergleich zu den anderen Bundesligisten begrenzt sind, war bei der Spielerinnensuche Kreativität gefragt. Fündig wurde die umtriebige Reisinger, die bereits seit neun Jahren im Amt ist, unter anderem in der Schweiz und in Australien. Die Stürmerinnen Kristina Maksuti (FC Lugano) und Lydia Andrade (FC Zürich) sowie die in Deutschland geborene Anna Margraf (Brisbane Roar) sorgen für internationales Flair beim SVM.

Auch Rückkehrerin Vildan Kardesler - spielte bereits von 2016 bis 2017 für die Meppenerinnen - bringt Auslandserfahrung mit. Die 24-Jährige war vor ihrem Wechsel im vergangenen Sommer nach Leverkusen fünf Jahre in den USA auf Torejagd gegangen. "Gerade mit ihrer Schnelligkeit kann Vildan den Unterschied ausmachen und wichtige Akzente in unserem Spiel setzen", sagte Trainerin Bakhuis über die gebürtige Steinfurterin.

SVM setzt auf junge Spielerinnen

Insgesamt zehn externe Neuverpflichtungen hat der Zweitliga-Meister getätigt. Darunter sind in Angreiferin Sarah Abu Sabbah vom Regionalligisten Borussia Mönchengladbach und der Japanerin Mai Hirata (Eintracht Frankfurt II) weitere sehr spannende Fußballerinnen.

Was auffällt: Mit Ausnahme von Maksuti (29 Jahre) ist keine der neuen Spielerinnen älter als 24. Geld, um geballte Bundesliga-Erfahrung einzukaufen, ist schlichtweg nicht vorhanden.

Nur wenig Bundesliga-Erfahrung im Meppener Kader

Dass die deutsche Beletage für einige Spielerinnen komplettes Neuland ist und andere Akteurinnen bisher nur eine überschaubare Anzahl von Partien in Liga eins bestritten haben, könnte gerade in der Anfangsphase der Saison zum Problem für den Aufsteiger werden. Zudem müssen die neuen Fußballerinnen in das Team integriert werden und die Mannschaft das Spielsystem von Trainerin Bakhuis verinnerlichen.

"Bis alle Rädchen ineinandergreifen, wird es sicherlich ein wenig dauern. Aber die Eindrücke, die ich bisher gesammelt habe, stimmen mich sehr zuversichtlich." Trainerin Carin Bakhuis bei "DFB.de"

Trainerin Bakhuis setzt auf Ballbesitz-Fußball

Der 32-Jährigen ist bewusst, dass die Bäume im Emsland nicht in den Himmel wachsen. "Wir gehen als großer Außenseiter in die Saison. Aber das stört uns überhaupt nicht. Wir haben richtig Bock auf die Herausforderungen, die auf uns warten", erklärte Bakhuis. Zum Klassenerhalt mauern will sich die Trainerin nicht. Ganz im Gegenteil. "Mir ist es wichtig, dass wir viel Ballbesitz haben, möglichst mehr als unser Gegner. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass uns frühes Pressing zum Erfolg führen wird."

Auftaktpartie zu Hause gegen den SC Freiburg

In den Vorbereitungsspielen war die von Bakhuis geforderte mutige Spielweise bereits ansatzweise zu erkennen. Getestet wurde allerdings beinahe ausnahmslos gegen unterklassige Gegner. Im ersten Pflichtspiel der Saison schlug Meppen im DFB-Pokal Regionalligist VfL Bochum nur knapp mit 1:0.

Prognose

Der Weggang von Emmerling, Winczo und Flaws sowie der verletzungsbedingte Ausfall von Jaron wiegen schwer. Ob die neuverpflichteten Stürmerinnen die entstandenen Lücken schließen können, ist ungewiss. Insgesamt wirkt der Kader jedoch breiter aufgestellt als noch beim ersten Aufstieg. Helfen soll der Zusammenhalt: "Ich glaube was Meppen stark macht, das habe ich in den ersten zwei Monaten hier erlebt: das familiäre Gefühl. Jeder hilft einander auf dem Platz, neben dem Platz. Ich fühle mich hier sehr wohl. Und auch die vielen neuen Spielerinnen", sagte Bakhuis.

Viele Spielerinnen sind noch sehr jung und haben dementsprechend großes Entwicklungspotenzial. Gelingt es Bakhuis, ihre Fußballerinnen auf das nächste Level zu bringen und der Mannschaft eine Handschrift zu geben, ist der Klassenerhalt keine Utopie.

Mehr allerdings dürfte für die Emsländerinnen auch nicht möglich sein. Meppen zählt neben Duisburg, Werder Bremen und der SGS Essen zu den Teams, für es wohl nur um den rettenden zehnten Platz gehen wird.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 17.09.2022 | 14:00 Uhr

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