HSV: Trainer-Effekt schon verpufft?

Stand: 18.02.2024 16:02 Uhr

Der erhoffte positive Impuls durch den Trainerwechsel ist beim Hamburger SV vorerst ausgeblieben. Das 2:2 beim Abstiegskandidaten Hansa Rostock eignet sich nicht, um beim Fußball-Zweitligisten neues Selbstbewusstsein und eine Aufbruchstimmung herbeizuführen.

von Johannes Freytag

HSV-Stürmer Robert Glatzel brachte es nach der Partie auf den Punkt: "Nach einem Trainerwechsel erhofft man sich ja gleich ein positives Erlebnis. Bitter, dass es ausgeblieben ist", sagte der Angreifer, der mit seinem Treffer in der 86. Minute den Hamburgern wenigstens einen Zähler gerettet hatte. "Ein Fortschritt ist es leider nicht", schob Glatzel frustriert hinterher. "Das 2:2 fühlt sich an, als hätten wir verloren. Das Remis tut weh", resümierte Immanuel Pherai niedergeschlagen.

"An den Dingen, die nicht so gut waren, werden wir weiter hart arbeiten." HSV-Interimscoach Merlin Polzin

Interimscoach Merlin Polzin gab sich trotz des ausgebliebenen Befreiungsschlags kämpferisch: Sein Team sei zwar "verdient in Rückstand geraten", ganz in der Manier des geschassten Vorgängers Tim Walter lobte der 33-Jährige jedoch die Comeback-Qualitäten seiner Mannschaft: Der Verein habe ein Gefühl geschaffen, "immer wieder weiterzumachen. Das ist das, was wir mitnehmen."

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Viel ist das nicht, wie allein der Blick auf die Tabellensituation in der 2. Liga verdeutlichen dürfte: Die direkten Aufstiegsplätze sind für den HSV schon vier beziehungsweise sieben Punkte entfernt und von hinten ist in Hannover 96 ein neuer Konkurrent bis auf einen Zähler bedrohlich nahe gerückt.

Darf Polzin weitermachen?

Er wolle keine "180-Grad-Wende" vornehmen und nur an ein paar kleinen Stellschrauben drehen, hatte Polzin vor seinem Debüt an der Seitenlinie erklärt. In der Tat schickte der Walter-Nachfolger nahezu die identische Mannschaft auf den Platz, die vor einer Woche 3:4 gegen Hannover 96 verloren hatte - lediglich der Rot-gesperrte Laszlo Benes wurde durch Ludovit Reis ersetzt.

Der "modifizierte Walter-Fußball" war jedoch nur bedingt erfolgreich: Zwar stand der HSV in Rostock defensiv in Hälfte eins einigermaßen stabil, ließ aber dafür offensiv viel zu wünschen übrig. Im zweiten Durchgang agierten die Hamburger beinahe wilder denn je, reihten sich wieder die individuellen Fehler aneinander. Eine Niederlage wäre durchaus verdient gewesen.

HSV-Interimstrainer Merlin Polzin gestikuliert am Spielfeldrand. © Witters/TimGroothuis
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Eine aussagekräftige Bewerbung für eine langfristige Beschäftigung als Chefcoach war der Auftritt am Sonnabend deshalb nicht. Gedanken darüber, ob er weiter eine Chance erhält, oder schon bald zurück ins zweite Glied rücken muss, macht sich Polzin aber nicht: "Wir wollen als Mannschaft erfolgreich sein. Wie die Rollen, was meine Person angeht, dabei aussehen, wird man sehen. Die Mannschaft steht im Vordergrund, der Verein - und nicht meine Position."

Der Ball liegt nun bei Sportchef Jonas Boldt, der zeitnah eine Entscheidung treffen muss, ob er nicht doch auf eine externe Lösung zurückgreift.

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Glatzel: Polzin ist "ein super Trainer"

Die Mannschaft versucht die ungeklärte Trainerfrage auszublenden. "Ich mache mir mehr Gedanken darüber, dass wir wieder nicht gewonnen haben, weil wir es auf dem Platz selbst in der Hand haben", sagte Glatzel. Wenn Polzin bleibe, freue er sich. "Er ist ein super Trainer", so der Angreifer: "Wenn jemand anderes kommt, nehme ich das auch an. Dann heißt es trotzdem wieder im nächsten Spiel Vollgas zu geben, unabhängig davon, wer an der Seitenlinie steht."

HSV so nicht aufstiegstauglich

Egal, ob Polzin oder ein anderer Trainer - es bleibt die Herkules-Aufgabe, aus dem einstigen Bundesliga-Dino ein aufstiegstaugliches Team zu formen. Derzeit ist der HSV nicht in der Lage, gegen einen aggressiv agierenden, früher anlaufenden Gegner zu bestehen.

Ein solcher stellt sich am kommenden Sonntag (13.30 Uhr, NDR Livecenter) im Volksparkstadion vor. Gegen den spielstarken Aufsteiger SV Elversberg, der am Sonntag beim 3:1 gegen den VfL Osnabrück schon den neunten Saisonsieg feierte, muss zudem die ohnehin wackelige Abwehrkette der Hamburger erneut umgebaut werden. Nachdem Dennis Hadzikadunic zuletzt gegen Hannover Gelb-Rot gesehen hatte, ist nun Guilherme Ramos nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. 

Mittelfeldspieler Jonas Meffert ist dennoch optimistisch: "Für eine Woche Training sah das schon ganz gut aus, vor allem in der ersten Halbzeit. Wenn wir daran anknüpfen, bin ich sehr zuversichtlich."

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 18.02.2024 | 22:50 Uhr

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