EM-Kader: DFB-Frauen mit acht Wolfsburgerinnen
Der VfL Wolfsburg stellt mit acht Spielerinnen das Gros im erweiterten deutschen 28er-Kader für die anstehende Fußball-EM. Angeführt wird das DFB-Aufgebot von Kapitänin Alexandra Popp. Almuth Schult wird als Ersatztorhüterin nach England reisen.
"Ich bin froh, dass uns diese Position keine Bauchschmerzen bereitet. Merle Frohms ist drei Jahren unsere Nummer eins. Von daher ändert sich an diesem Status gar nichts", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Dienstag bei der Vorstellung ihres Kaders: "Merle hat drei Jahre sehr gute bis herausragende Leistungen gebracht. Trotzdem sollen die anderen Torhüterinnen angreifen, bei einem Turnier kann viel passieren."
Frohms, die zur kommenden Saison von Eintracht Frankfurt zum VfL Wolfsburg zurückkehrt und dort Schult (geht in die USA) beerbt, hat den Posten im Tor nach der WM 2019 übernommen, als die 64-malige Wolfsburger Nationalkeeperin wegen einer Schulter-OP und ihrer Babypause fehlte.
Schult hofft: "Entscheidung nicht in Stein gemeißelt"
Aufgegeben hat die 31 Jahre alte Schult den Kampf um die Nummer eins aber noch nicht. "Ich sehe nicht, dass die Entscheidung schon in Stein gemeißelt ist", sagte die Torhüterin des Meisters und Pokalsiegers vor einer Woche. Sie sei bereit, im Duell mit Frohms "alles zu geben und zu beweisen, dass ich eine Qualität einzubringen habe, auf und neben dem Platz".
Schult will sich aber beim Turnier in England auch hinter Frohms ("Wir schätzen uns gegenseitig") einordnen: "Ich werde auch so alles dafür geben, dass diese Mannschaft erfolgreich ist bei der EM, weil wir den Titel gewinnen können."
Voss-Tecklenburg: "Können ganz weit kommen"
Bundestrainerin Voss-Tecklenburg blickt optimistisch aufs Turnier: "Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, können wir ganz weit kommen. Dann wird es schwer sein, diese deutsche Mannschaft zu schlagen." Der Rekord-Europameister zählt diesmal nicht zu den Topfavoriten. "Das kann ja vielleicht dazu führen, dass uns der eine oder andere unterschätzt", sagte Voss-Tecklenburg.
Zuletzt war für die DFB-Frauen bei der EM 2017 und der WM 2019 im Viertelfinale bereits Endstation. An den hohen Ansprüchen an den Olympiasieger von 2016 und zweimaligen Weltmeister hat das nichts geändert. So hatte DFB-Direktor Oliver Bierhoff im vergangenen November erklärt: "Wir haben den Anspruch, bei jedem Männer- oder Frauen-Turnier unter die letzten Vier zu kommen."
"Gute Mischung aus Leadertypen und Unbekümmertheit"
Voss-Tecklenburg setzt auf eine "gute Mischung aus erfahrenen Leadertypen und Unbekümmertheit" mit acht Spielerinnen des Double-Gewinners VfL Wolfsburg - angeführt von Kapitänin Popp als "Keyplayerin". Die Wolfsburgerin ist mit 113 Länderspielen mit Abstand die erfahrenste Akteurin im DFB-Kader, steht aber kurioserweise vor ihrer ersten EM-Teilnahme. 2013 und 2017 fehlte sie verletzt.
In Frohms, Jule Brand (TSG Hoffenheim) und Marina Hegering (FC Bayern) zählen drei Spielerinnen zum Aufgebot, die ab Sommer bei den "Wölfinnen" unter Vertrag stehen.
Wolfsburgerinnen dürfen noch pausieren
Die EM-Vorbereitung beginnt am Pfingstsonntag, allerdings nur für einen Teil des Kaders. Als erstes Team überhaupt dürfen die DFB-Frauen dann das Trainingsgelände der schicken neuen DFB-Akademie in Frankfurt nutzen. Im Lehrgang vom 12. bis 18. Juni in Herzogenaurach steigen auch die Spielerinnen vom Double-Gewinner aus Wolfsburg ein. Lediglich Popp, erst April nach langer Knieverletzung ins DFB-Team zurückgekehrt, ist schon in Frankfurt dabei.
In Herzogenaurach steht auch der finale Feinschliff vom 21. bis 29. Juni an. Die EM-Generalprobe steigt am 24. Juni in Erfurt gegen die Schweiz. Und am 3. Juli geht der Flieger von Frankfurt nach London, wo die DFB-Auswahl in Brentford im Westen der Metropole ihr Quartier bezieht. Erster Vorrundengegner des deutschen Teams ist am 8. Juli Vize-Europameister Dänemark, dann geht es gegen Spanien (12. Juli) und Finnland (16. Juli).
