Das Bild zeigt Terrence Boyd vom 1. FC Kaiserslautern (l.) und Braunschweigs Jan-Hendrix Marx © IMAGO / Hübner und IMAGO / Eibner

Braunschweig oder Kaiserslautern: Wer steigt in die 2. Liga auf?

Stand: 29.04.2022 09:22 Uhr

Eintracht Braunschweig und der 1. FC Kaiserslautern kämpfen im Fernduell um den direkten Zweitliga-Aufstieg. Wer hat die besseren Chancen? Was zeichnet beide Teams aus? Der Datencheck.

von Sebastian Ragoß

Nicht gespielt und doch gewonnen: Eintracht Braunschweig erlebte ein ungewöhnliches Wochenende und geht etwas überraschend mit einer sehr guten Ausgangsposition in die letzten Partien dieser Drittliga-Saison.

Da Türkgücü München den Spielbetrieb eingestellt hat, hatten die "Löwen" spielfrei und konnten genüsslich mitansehen, wie Kaiserslautern überraschend in Wiesbaden verlor und die Niedersachsen so in die Pole Position für Platz zwei brachte.

Drei Siege reichen der Eintracht für Platz zwei

Gewinnt die Eintracht ihre drei verbleibenden Begegnungen, steigt sie neben Meister 1. FC Magdeburg direkt in die Zweite Liga auf.

"Es tanzt jetzt keiner auf den Tischen. Wir müssen weiter ruhig und fokussiert sein und ganz normal weiterarbeiten. Denn wir müssen unsere Spiele ja auch erstmal gewinnen", sagte Braunschweigs Sportchef Peter Vollmann zur neuen Ausgangslage.

Weitere Informationen
Braunschweigs Trainer Michael Schiele gestikuliert am Spielfeldrand. © IMAGO / Hübner

Braunschweig-Coach Schiele: "Träume sind da, um sie zu leben"

Eintracht Braunschweig trifft heute auf Magdeburg. Coach Michael Schiele blickt im NDR Interview auf die Partie und das Drittliga-Saisonfinale voraus. mehr

Türkgücü spielt ungewollt noch einmal eine wichtige Rolle im Fernduell der beiden Traditionsclubs: Die Münchner wären am letzten Spieltag Kaiserslauterns Gegner gewesen.

Der FCK kann dann also nicht mehr punkten, was die Eintracht möglicherweise in die günstige Lage bringt, dass sie ganz genau weiß, wie sie im letzten Spiel gegen Viktoria Köln agieren muss, um den Aufstieg perfekt zu machen.

"Löwen" und FCK mit bester Chancenverwertung

Verdient hätte Braunschweig die Rückkehr in Liga zwei, wie die GSN-Daten zeigen: Die "Löwen" haben die drittmeisten Treffer erzielt und die zweitwenigsten kassiert. In mehreren Kategorien belegen sie ligaweit einen Spitzenplatz, Schwächen gibt es statistisch nur wenige.

Weitere Informationen
Symbolbild Fußball-Daten © Imago / STPP

Das steckt hinter dem NDR Fußball-Datenprojekt

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Zusammenarbeit zwischen NDR und GSN. mehr

Beim 1. FC Kaiserslautern ist die Datenlage ein wenig anders: Das Team spielt einen ganz speziellen Defensiv-Stil, der sich von allen anderen Mannschaften im oberen Tabellendrittel unterscheidet. Deshalb ist das Team von Trainer Marco Antwerpen in einigen Kategorien überragend, in anderen gehört es zu den schlechtesten der Liga.

Was beide Konkurrenten auszeichnet, ist die Effektivität beim Verwerten von Torchancen: Der FCK belegt mit 26,48 Prozent Rang eins im Liga-Ranking, die Eintracht ist mit 26,21 Prozent (Platz 2) nur unwesentlich schlechter.

Braunschweig mit effektivem Pressing

Der Weg zum Ziel ist jedoch bei den Braunschweigern ein anderer. Sie sind zwar kein klassisches Ballbesitz-Team, das den Gegner durch ausgiebiges Passspiel bezwingen will.

Dennoch ist die Grundausrichtung offensiver als bei Kaiserslautern, was sich exemplarisch an den Pressingdaten ablesen lässt.

Die Niedersachsen erobern im Schnitt 11,53 Mal pro Partie den Ball in der gegnerischen Hälfte (Rang 3) und damit deutlich häufiger als der FCK (8,11/Rang 19). Auch in anderen Bereichen des Platzes gewinnt die Eintracht häufig durch Pressing das Spielgerät, um dann schnell umzuschalten.

Und es gelingt der Eintracht, überdurchschnittlich gut, nach einer Balleroberung einen Konter auch abzuschließen (18,64 Prozent/Rang 3).

Kaiserslautern: Außenseiter-Fußball mit Abwehrbollwerk

Der Plan des 1. FC Kaiserslautern ist ein ganz anderer: Er überlässt jedem Gegner fast komplett die Initiative, zieht sich zurück und hat mit 22:02 Minuten Ballbesitz pro Spiel den zweitgeringsten Wert der Liga.

Dies führt jedoch andererseits dazu, dass dem Team in seiner kompakten Grundaufstellung kaum entscheidende Fehler unterlaufen, was 22 Gegentore eindrucksvoll unterstreichen.

Offensiv ist der FCK vor allem durch Standards gefährlich und hat so bereits 20 Treffer markiert. Erstaunlich, denn mit 46,39 Prozent gewonnener Kopfballduelle belegt Kaiserslautern lediglich Platz 18 im Liga-Ranking.

Eigentlich spielen die Pfälzer einen klassischen Außenseiter-Fußball. Das System funktioniert jedoch so gut, dass sie sich in der Drittliga-Spitzengruppe festsetzen konnten.

Aufstiegswahrscheinlichkeit spricht für Braunschweig

Und wer sichert sich nun am Ende Rang zwei und damit den Direktaufstieg? Die GSN-Daten sehen Braunschweig mit einer Aufstiegswahrscheinlichkeit von 51 Prozent knapp vor dem FCK mit 47 Prozent (je ein Prozent Chance haben noch 1860 München und der VfL Osnabrück).

Eine Vorentscheidung fällt bereits heute (19 Uhr, im NDR Livecenter), wenn die Eintracht Drittliga-Meister 1. FC Magdeburg zu Gast hat. Hängt sich der FCM noch einmal voll rein oder lässt er es nach dem geschafften Aufstieg etwas ruhiger angehen?

In Kaiserslautern werden sie auf jeden Fall Magdeburg die Daumen drücken und sind bereit, auch nicht-weltlichen Beistand zu bemühen. "Vielleicht gehe ich in die Kirche und zünde eine Kerze an", sagte FCK-Coach Antwerpen dem SWR mit Blick auf die Begegnung. Seine Mannschaft spielt einen Tag später gegen Borussia Dortmund II und am folgenden Wochenende gegen Viktoria Köln. Die Eintracht ist dann beim SV Meppen im Einsatz.

Letzte Partie gegen Viktoria Köln

Sollte anschließend noch keine Entscheidung gefallen sein, bleibt dem FCK nichts anderes übrig, als zu Hause zu sitzen und zu hoffen, dass Braunschweig nicht den entscheidenden Schritt Richtung Aufstieg im Heimspiel gegen Köln macht und dann für die Pfälzer gilt: nicht gespielt und doch gewonnen.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 30.04.2022 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Eintracht Braunschweig

3. Liga

Mehr Fußball-Meldungen

Rostocks Junior Brumado (r.) und Magdeburgs Baris Atik kämpfen um den Ball. © picture alliance/dpa | Andreas Gora

Hansa Rostock will Magdeburg im direkten Duell überholen

Mit einem Sieg können die Mecklenburger am FCM vorbeiziehen. Dafür braucht es aber eine andere Leistung als zuletzt in Berlin. mehr