1:0 bei Hertha BSC: Der HSV ist dem Aufstieg ganz nah
Der HSV hat das Tor zur Fußball-Bundesliga weit aufgetoßen. Der Zweitliga-Dritte gewann das Relegations-Hinspiel bei Hertha BSC mit 1:0 und kann am Montagabend in Hamburg den Aufstieg perfekt machen.
Sollte die Mannschaft von Trainer Tim Walter vor heimischer Kulisse erneut eine so konzentrierte und defensiv stabile Leistung wie am Donnerstagabend in Berlin zeigen, dürften die Chancen auf die Rückkehr in die deutsche Beletage sehr gut stehen. Der HSV war gegen fußballerisch enttäuschende Herthaner das bessere Team. Ludovit Reis sorgte mit seinem Tor in der 57. Minute dafür, dass die Norddeutschen eine tolle Ausgangslage für das Rückspiel am Montag (20.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) haben.
"Wir genießen das Ganze, weil wir es uns verdient haben. Das ist das Schöne, die Euphorie nehmen wir mit. Wir sind die jüngste Mannschaft der Zweiten Liga. Hier so zu bestehen, ist aller Ehren wert", sagte Walter. Sorge darüber, dass bei den Hamburgern ein Spannungsabfall eintreten könnte, hat ihr Kapitän Sebastian Schonlau nicht. "Wir werden das Spiel am Montag angehen, als wenn es das erste Spiel nicht gegeben hat", kündigte der Abwehrchef an.
Wohl über 15.000 HSV-Fans im Olympiastadion
"Mit Leidenschaft und Kampf zurück zu altem Glanz", stand auf zwei riesigen Bannern, die kurz vor dem Anpfiff im Gästeblock im Olympiastadion ausgerollt wurden. Und die wohl mindestens 15.000 HSV-Fans unter den 75.500 Zuschauern im Olympiastadion wurden von ihrer Mannschaft in puncto Einsatzbereitschaft nicht enttäuscht. In jedem Zweikampf zeigte sich der Wille, an der Spree den Grundstein für den Aufstieg legen zu wollen. Hertha hielt dagegen, sodass die Anhänger eine sehr intensive, aber nicht überharte Auseinandersetzung sahen.
Schiedsrichter verwehrt HSV Elfmeter und Hertha ein Tor
Fußballerisch blieben beide Teams vor der Pause vieles schuldig, wobei die Hamburger spielerisch noch die eine oder andere Idee mehr hatten. Aber die Walter-Elf spielte ihre teilweise ansehnlich vorgetragenen Angriffe bis zur 32. Minute nicht gut aus.
Dann wurde Robert Glatzel in gute Schussposition gebracht, scheiterte aber an Keeper Oliver Christensen. Weil Berlins Peter Pekarik Galtzels Schuss noch mit den Arm abfälschte, schaute sich Schiedsrichter Harm Osmers (Hannover) die Szene im Video an. Dort sah der Unparteiische dann allerdings nicht nur Pekariks "Vergehen", sondern auch, dass HSV-Mittelfeldmann Maximilian Rohr der Ball vor dieser Szene an die Hand gesprungen war. Die korrekte Entscheidung des Spielleiters: Freistoß für die Hausherren.
Osmers stand kurz vor der Pause noch einmal im Mittelpunkt - diesmal auf der anderen Seite. Nachdem der frühere Bremer Ishak Belfodil den Ball per Kopf in die Maschen bugsiert hatte, erhielt der Schiedsrichter von einem seiner Assistenten den Hinweis, dass der bereits ziemlich losgelöst jubelnde Algerier dabei im Abseits gestanden habe. Osmers übernahm die Sichtweise seines Linienrichters und verwehrte dem Treffer die Anerkennung (44.).
Reis per Zufallstor erfolgreich
Nach der Halbzeit lösten die bis dahin enttäuschenden Berliner etwas ihre Handbremse und agierten eine Nuance offensiver, sodass sich dem HSV bei Ballgewinnen nun mehr Räume boten. Und überhaupt war die in Hälfte eins ziemlich langatmige Partie jetzt viel ansehnlicher. Dazu passte ein Traumtor, das vermutlich keines sein sollte. Denn ob Reis den Ball in der 57. Minute aus dem linken Halbfeld direkts ins Gehäuse befördern wollte, ist zumindest fraglich. Die "Schussflanke" senkte sich jedenfalls über Christensen hinweg an den Innenposten und sprang von dort in die Maschen.
"Es ist egal, wie der Ball reingeht. Ich habe geschossen, und er war drin", sagte Reis und ergänzte lachend: "Das war glücklich."
Magath: "Chancen sind schlechter geworden"
Von der Hertha kam nach dem Gegentreffer: viel zu wenig. Die Miene von Coach Felix Magath verfinsterte sich zunehmend. Dass die HSV-Vereinslegende ob einiger Ausfälle nicht wie gewünscht nachjustieren konnte, war die eine Sache. Die andere war der doch insgesamt ziemlich blutleere Auftritt vom selbsternannten "Big City Club". Die Angst vorm Abstieg schien die Berliner zu lähmen, während die Hoffnung auf den Aufstieg den Kontrahenten aus Hamburg sichtlich beflügelte.
"Die Chancen sind durch das 0:1 schlechter geworden", konstatierte Magath. "Allerdings ist es weiterhin offen. Der HSV hat die etwas besseren Karten. Dennoch ist es nicht so deutlich, dass wir chancenlos nach Hamburg fahren. Ich glaube noch daran, dass wir es biegen können."
