Die HSV-Spieler verabschieden sich von den Fans. © WITTERS Foto: ValeriaWitters

0:2 gegen Hertha BSC: HSV verpasst Bundesliga-Aufstieg

Stand: 24.05.2022 00:13 Uhr

Der HSV hat den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga verpasst. Nach dem 1:0-Erfolg im Relegations-Hinspiel bei Hertha BSC unterlagen die Hamburger den Berlinern vor heimischer Kulisse mit 0:2 (0:1).

von Hanno Bode

Als auch der letzte verzweifelte HSV-Angriff am Montagabend verpufft war und Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie nach sechsminütiger Nachspielzeit abpfiff, flossen im ausverkauften Volksparkstadion viele Tränen. Coach Tim Walter, der selbst glasige Augen hatte, versuchte in diesen für ihn und seine Akteure so schweren Momenten, Trost zu spenden. Ersatzkeeper Tom Mickel, die gute Seele der Mannschaft, sowie Angreifer Bakery Jatta weinten auf der Ersatzbank, als sich der Trainer zu ihnen setzte und sie in den Arm nahm. Die drei boten ein Bild des Jammers. Dazu dröhnte aus den Lautsprechern die inoffizielle HSV-Hymne der Band Abschlach!: "Mein Hamburg lieb ich sehr."

"Es tut heute sehr weh. Und morgen wird es auch sehr weh tun. Aber wir werden uns bald wieder zusammensetzen und nach vorne blicken", sagte Mittelfeldakteur Jonas Meffert, der im Vorjahr bereits mit Holstein Kiel in der Relegation gescheitert war. Kapitän Sebastian Schonlau ergänzte mit Blick auf die durchwachsene Hamburger Vorstellung selbstkritisch: "Wir haben heute nicht das geschafft, was uns ansonsten in der ganzen Saison ausgezeichnet hat."

Fans spenden Walter-Elf Trost

Dass die Walter-Elf von ihren Fans trotz des geplatzten Aufstiegstraums aufmunternden Beifall erhielt, zeugte von Anerkennung für die beste HSV-Saison seit dem erstmaligen Abstieg vor vier Jahren und elf Tagen. Mit dem jüngsten Team der Zweiten Liga sind die Hamburger nach zuvor drei vierten Plätzen Dritter geworden. Und: Anders als nach den ersten drei Spielzeiten im Erstliga-Unterhaus verfügt der Traditionsclub nun über eine Mannschaft mit Perspektive. Eine Mannschaft mit Qualität und Mentalität.

"Ich bin total stolz auf meine Mannschaft. Ich bin stolz, hier Trainer zu sein. Und ich bin stolz, dass die Zuschauer so mitfiebern", sagte Walter dem NDR. "Wir werden wieder aufstehen. Aber momentan ist da einfach nur Leere", erklärte der 46-Jährige kämpferisch. Während er im kommenden Jahr mit dem Hamburgern einen neuen Anlauf in Richtung Eliteklasse nehmen wird, erklärte Hertha-Coach und HSV-Legende Felix Magath nach seiner erfolgreichen Rettermission seinen Abschied vom selbsternannten "Big City Club".

HSV in Hälfte eins ohne Torchance

Der HSV hatte im ersten Abschnitt vor 55.000 Zuschauern nicht an seinen überzeugenden Auftritt in Berlin anknüpfen können. Nach 45 Minuten schlug kein nennenswerter Torabschluss für die Hausherren zu Buche. Schwerer noch als ihre ideenlose und von vielen Fehlpässen geprägte Offensiv-Leistung wog die mangelhafte Defensiv-Darbietung. So konnte Gäste-Kapitän Dedryck Boyata einen Eckstoß von Marvin Plattenhardt nach 240 Sekunden nahezu ungestört in die Maschen köpfen. Dass der Belgier zuvor Jonas Meffert mit einem kleinen Schubser aus dem Spiel genommen hatte, sah Referee Aytekin nicht als Regelwidrigkeit an.

Heuer Fernandes verhindert höheren Pausen-Rückstand

Die Berliner zeigten auch in der Folge in den Zweikämpfen mehr Präsenz, setzten den ballführenden HSV-Spieler immer wieder unter Druck und waren nach Ballgewinnen handlungsschneller als die Heimelf, die sowohl von der Kulisse als auch dem im Vergleich zum ersten Duell um eine Klasse besseren Gegner beeindruckt zu sein schien. Das Walter-Team hatte es Keeper Daniel Heuer Fernandes zu verdanken, zur Halbzeit nicht sogar mit 0:2 in Rückstand zu liegen. Der 29-Jährige parierte einen strammen Schuss von Lucas Tousart glänzend (31.).

HSV nach der Pause besser, aber weiter harmlos

Der HSV kam mit einer anderen Körpersprache aus der Kabine, wirkte nun entschlossener und sorgte durch einen Distanzschuss von Moritz Heyer, den Oliver Christensen abwehrte (49.), für das erste offensive Ausrufezeichen nach dem Seitenwechsel. Viel mehr bekam Berlins Schlussmann, der im vergangenen Sommer auf der Wunschliste der Hamburger gestanden haben soll, erst einmal nicht zu tun.

Die Hanseaten waren zwar sehr bemüht, entwickelten im Angriff aber keinerlei Durchschlagskraft. Immerhin hinterließ die Defensive nun einen etwas stabileren Eindruck. Aus dem Spiel heraus wurde die Hertha kaum noch gefährlich. Aber ein weiterer ruhender Ball führte dann zum 2:0. Plattenhardt zirkelte einen Freistoß über Heuer Fernandes hinweg ins lange Eck (63.). Der Keeper machte bei dem Standard aus eigentlich nicht sehr gefährlicher Position keine gute Figur.

Kurz darauf machte der Torwart bei einer guten Chance von Stevan Jovetic seinen Fehler allerdings wieder wett (74.) und hielt seine Mannschaft mit der Parade im Spiel. Ein Treffer hätte dem HSV gereicht, um sich zumindest in die Verlängerung zu retten. Doch die mit dem Mute der Verzweiflung stürmenden Hausherren fanden keine Mittel gegen die konzentriert agierende Hertha-Verteidigung, sodass am Ende für sie eine der bittersten Niederlagen in der bewegten Vereinsgeschichte zu Buche schlug. Daran änderte auch die Gelb-Rote Karte gegen Tousart nichts mehr (90.+6.).

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2.Spieltag, 23.05.2022 20:30 Uhr

Hamburger SV

0

Hertha BSC

2

Tore:

  • 0:1 Boyata (4.)
  • 0:2 Plattenhardt (63.)

Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer (82. Gyamerah), Vuskovic, Schonlau, Muheim - Reis, Meffert, Rohr (58. Vagnoman) - Jatta (74. M. Kaufmann), Glatzel, Kittel
Hertha BSC: Christensen - Pekarik, Boyata, Kempf, Plattenhardt (81. Björkan) - Tousart, Ascacibar - Boateng (90. Darida), Serdar (85. N. Stark) - Belfodil (82. Maolida), Jovetic
Zuschauer: 55000 (ausverkauft)

Weitere Daten zum Spiel

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Dieses Thema im Programm:

Die NDR 2 Bundesligashow | 23.05.2022 | 20:00 Uhr

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