Nachhaltig essen: Welcher Fisch darf noch auf den Tisch?
Beim Einkauf ist oft schwer zu erkennen, ob Fisch aus nachhaltigem Fang stammt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Umweltverbänden haben die Verbraucherzentralen eine Liste für "Guten Fisch" erstellt.
Wer sich gesund ernähren möchte, greift oft zu Fisch. Er ist reich an hochwertigem Eiweiß und wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Doch die weltweiten Fischbestände schrumpfen, nur noch wenige sind in einem guten Zustand. Damit sie sich erholen können, sollten Verbraucher möglichst zu Fisch aus nachhaltigem Fang greifen. Zur Orientierung haben die Verbraucherzentralen daher die Liste "Guter Fisch" für nachhaltigen Fischkauf erstellt. Sie entstand in Zusammenarbeit mit Experten der Deutschen Umwelthilfe, des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel sowie der Naturschutzorganisationen NABU und WWF.
Liste bewertet nach Fischart, Fangmethode und Fanggebiet
Die neue Liste soll eine "aktuelle und ganzheitliche Bewertung" der verschiedenen Kriterien wie Fischart, Fangmethode und Fanggebiet ermöglichen, so die Verbraucherschützer. So sollen Kunden mehr Klarheit beim Fischkauf bekommen. Denn bislang gaben verschiedene Institutionen Fischratgeber heraus, die je nach ausgewählten Kriterien unterschiedliche Bewertungen lieferten. Ein Vorteil der Liste "Guter Fisch" seien daher die einheitlichen Informationen, so die Verbraucherschützer. Die Liste wird künftig jährlich aktualisiert.
Sockeye-Lachs und Bonito-Thunfisch "empfehlenswert"
Die Liste "Guter Fisch" enthält nur Fisch, der als "empfehlenswert" oder "bedingt empfehlenswert" eingestuft wurde. Zu den empfehlenswerten Arten zählen etwa Keta Lachs sowie Rotlachs (Sockeye-Lachs) aus Alaska, Barentssee-Seelachs und Bonito-Thunfisch aus dem Indischen Ozean. "Bedingt empfehlenswert" sind laut Liste unter anderem Hering aus der Nordsee und Ostsee-Sprotte.
Auf Fangmethode achten
Neben der Herkunft ist die Fangmethode ein wichtiges Kriterium für nachhaltigen Fisch, betonen Wissenschaftler und Umweltschützer. Denn je nach Methode und Gerät sind die Auswirkungen auf die Fischbestände, aber auch auf den Meeresboden und andere Tiere in dem Ökosystem unterschiedlich. "Guter Fisch muss auch bedeuten, dass die Fischerei naturverträglich ist. Ein Teil der Lösung sind alternative Fanggeräte, die ungewollte Beifänge vermeiden. Es gilt, sie schnell weiterzuentwickeln und in die Praxis zu bringen", erklärt Kim Detloff vom NABU.
Zu den eher nachhaltigen Fangmethoden zählen pelargische Schleppnetze sowie Hand- und Kurzleinen. Weniger nachhaltig sind meist Grundschleppnetze, Stellnetze und Langleinen. Frische Ware muss vom Händler ausgezeichnet sein, bei abgepackter Ware sollten die entsprechenden Angaben auf der Verpackung stehen.
Umweltsiegel geben erste Orientierung
Eine erste Orientierung, ob ein Fisch aus nachhaltiger Fischwirtschaft stammt, bieten beim Kauf auch Umweltsiegel. Bekanntestes Siegel für Wildfisch ist das Siegel des Marine Stewardship Council, kurz MSC. Allerdings ist das Siegel seit Längerem wegen deutlicher Mängel in der Kritik. Einige Fischereien seien trotz MSC-Zertifizierung nicht empfehlenswert. Dennoch sei das Label ein Schritt in die richtige Richtung, so die Einschätzung der Verbraucherzentrale Hamburg.
Siegel für Fische aus Aquakultur
Für Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur gibt es ebenfalls Siegel. Dem MSC-Siegel bei Wildfisch entspricht das ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council) für Zuchtfisch. Es setzt bestimmte Mindeststandards. Allerdings sind die Vorgaben relativ niedrig. So gibt es keine Restriktionen in Bezug auf genetisch verändertes Futter, Medikamente - auch Antibiotika - dürfen unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden.

Verbraucherschützer raten, bei Fisch aus Aquakultur bevorzugt auf Produkte mit Bio-Siegel zurückzugreifen, etwa von Bioland oder Naturland. Bei diesen Produkten sind die Vorgaben etwa zur Besatzdichte strenger, das Fischfutter darf keine Hormone oder Medikamente enthalten.
Ist Fisch mit Giftstoffen belastet?
Die Belastung von Fischen mit Schwermetallen und Dioxinen ist eher rückläufig. Einige Fischarten können aber nach wie vor erhöhte Mengen an Quecksilber sowie verschiedene Industriechemikalien enthalten. Problematisch ist dabei vor allem Methylquecksilber (organisches Quecksilber). Es wirkt toxisch auf das Nervensystem und kann in höheren Dosen auch Leber und Nieren schädigen. Alte Fische sind stärker mit Methylquecksilber belastet als junge, Raubfische wie Hai oder Thunfisch stärker als Friedfische wie etwa Hering oder Felchen. Frischer, magerer Hochseefisch wie Schellfisch oder Seelachs sowie Fische aus europäischen Bio-Zuchten weisen in der Regel die geringsten Schadstoffwerte auf.
Um Verbraucher zu schützen, gelten hierzulande für bestimmte Schadstoffe gesetzliche Höchstwerte. Daneben gibt es Verzehrempfehlungen. Diese aktualisieren das Bundesumweltministerium und die Verbraucherschutzministerien der Länder regelmäßig.
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