Detailaufnahme: Eine Geige wird gespielt © NDR  / Peter Hundert Foto: Peter Hundert

Kammermusik für Quartett und Klavierquintett

Stand: 22.08.2022 11:30 Uhr

Barber und Schostakowitsch bilden den reizvollen Kontrast des April-Programms der Kammerreihe. Schostakowitschs Klavierquintett ist eines seiner bekanntesten und eindrücklichsten Werke; Barbers Quartett setzt den elegischen Gegensatz.

Di, 18.04.2023 | 19.30 Uhr
Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal (Platz der Deutschen Einheit 1)

Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters
Rodrigo Reichel Violine
Madeleine Vaillancourt Violine
Torsten Frank Viola
Yuri Christiansen Violoncello
Ulrike Payer Klavier

JOHANNES PAUL THILMAN
Sonatine für Streichquartett op. 49
SAMUEL BARBER
Streichquartett h-Moll op. 11
DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
Klavierquintett g-Moll op. 57

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Zaghafte Annäherungsversuche

Der Dresdner Komponist Johannes Paul Thilman gehörte zur Vätergeneration der Komponisten der ehemaligen DDR. Das Komponieren begann er autodidaktisch und wurde früh von Paul Hindemith gefördert. Der Gattung Streichquartett näherte er sich 1950 vergleichsweise spät und mit Ehrfurcht: Seinen ersten Beitrag, eine neoklassizistisch anmutende, durchaus noch von Hindemith und Strawinsky inspirierte Spielmusik, nannte er schlicht "Sonatine".

Mehr als nur ein One-Hit-Wonder

Samuel Barber ist einer der Komponisten, deren Name nur mit einem einzigen Stück verbunden ist: dem "Adagio for Strings". Kaum jemand weiß, dass es sich bei diesem melancholischen Klagegesang um den mittleren Satz seines 1936 in Rom entstandenen Streichquartetts op. 11 handelt. Während eines Stipendienaufenthaltes in Europa widmete er sich der traditionsreichen Gattung und schuf diesen originellen Beitrag. Die drei Sätze beweisen eindrücklich, weshalb Barber als einer der talentiertesten Komponisten Amerikas galt.

Kampf ums Überleben

Nachdem die Musik von Dmitrij Schostakowitsch 1936 in einem Zeitungsartikel als "formalistisch" und "volksfeindlich" gebrandmarkt wurde, musste der junge Komponist in der stalinistischen Sowjetunion um sein Leben bangen. Mit seiner fünften Sinfonie und dem Klavierquintett op. 57 gelang ihm die Wiederherstellung seiner Reputation. Schostakowitsch wählte für diese Werke eine neutrale, gleichsam kristalline, unter anderem an Johann Sebastian Bach geschulte Musiksprache. Bei aller "stürmische Lebensfreude", die vordergründig im Quintett zu erklingen scheint, schwingt im Hintergrund doch die Bedrohung mit, und die oft heiter und gelöst erscheinende Musik wird immer wieder von ernsten, abgründigen Momenten unterbrochen.

 

Orchester und Vokalensemble