Alan Gilbert & Stefan Jackiw in Lübeck
Für das zweite Abokonzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters in Lübeck hat Chefdirigent Alan Gilbert Bruchs "Schottische Fantasie" und Bruckners Vierte auf das Programm gesetzt.
Sonnenaufgang, Jagdhörner und schottische Volksweisen: Ein tiefer Blick in die musikalische Romantik mit Chefdirigent Alan Gilbert und dem NDR Elbphilharmonie Orchester. Der junge amerikanische Geiger Stefan Jackiw gibt sein Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester und bringt mit Bruchs "Schottischer Fantasie" einen zu Unrecht verkannten Repertoireschatz in den Norden mit.
Verfallene Schlösser ...
Bruch sammelte Inspirationen für das konzertgleiche, viersätzige Werk bei der Lektüre des schottischen Dichters Walter Scott und stattete seine Musik mit reichlich Lokalkolorit aus: Die einprägsamen Melodien der Fantasie sind von Volksliedern aus dem Land der Dudelsäcke und Kilts abgeleitet und die wichtige Rolle der Harfe erinnert an die Gesänge der nordischen Barden.
Die Einleitung von Bruchs Fantasie soll laut Kommentar des Komponisten gar Erinnerungen an "alte herrliche Zeiten" beim "Anblick eines verfallenen Schlosses" heraufbeschwören.
… und Waldhorn-Stimmungen
Mit dieser echt romantischen Vorstellungswelt liegt Bruch ganz auf einer Wellenlänge mit seinem wenig älteren Kollegen Bruckner. "Wie der Türmer in der Früh das neue Deutsche Reich anbläst", so soll der Hornist dessen Vierte Sinfonie eröffnen. Im zweiten Satz ging es Bruckner angeblich um die Darstellung eines Liebes-Ständchens und der dritte Satz entführt in romantische Waldesstimmung samt herannahendem Jagdtross, so jedenfalls die nachträglichen Kommentare des Komponisten.
Jenseits solcher Programmatik aber ist die Vierte wie die übrigen Sinfonien Bruckners vor allem eines: ein gewaltiges musikalisches Bauwerk voll herrlicher Winkel, Turmspitzen und eindrucksvoller Gewölbe.
