Der Geburtstag des Propheten Mohammed
"Die Welt war ganz in Licht getaucht zur Nacht von Mohammeds Geburt", schrieb der türkische Dichter Yunus Emre im 13. Jahrhundert. Auch heute werden Moscheen mit Kerzen geschmückt, um der Geburt des Propheten - der Maulid an-Nabi auf Arabisch oder aber der Mevlid kandili wie es auf Türkisch heißt - zu gedenken. Für 1,6 Milliarden Muslime gilt Mohammed als Siegel der Propheten. Der letzte also, der den Menschen Gottes Worte gebracht hat. Er gilt ihnen als ideales Vorbild in seiner Weisheit und seinem Verhalten.
"Lies! Lies im Namen deines Herren"
Mohammed wird um das Jahr 550 in Mekka geboren, in den dort vorherrschenden Stamm der Quraisch. Sein Familienzweig ist verarmt, der Vater schon vor seiner Geburt gestorben. Als auch seine Mutter stirbt, und kurz darauf der Großvater, wächst Mohammed schließlich im Haus seines Onkels Abu Talib auf. Wie dieser wird Mohammed Händler. Mit 15 dann bietet ihm seine damalige Arbeitgeberin, die Kaufmannswitwe und 15 Jahre ältere Khadija, die Heirat an. Um das Jahr 610 erscheint ihm auf dem Berg Hira in einem Traum der Engel Gabriel und fordert: "Lies! Lies im Namen deines Herren, der den Menschen erschuf aus geronnenem Blut. Lies, denn dein Herr ist der Allgütige, der den Menschen lehrte, was er nicht wusste.“
Ein Mensch, der von Allah berufen ist
Neben dem Koran ist die "Sira", die Biographie des Propheten, geschrieben im 8. Jahrhundert vom Historiker Ibn Ishaq, die bedeutendste Quelle zu Mohammeds Leben. Tilman Nagel, emeritierter Professor an der Universität Göttingen, hat sein Leben lang zum Propheten Mohammed geforscht: "Faszinierend war die außerordentliche Entschlossenheit, mit der er an seine Mission geglaubt hat.“ Über die Jahrhunderte sei eine idealisierte Biographie des Propheten überliefert worden. Ein Schleier des "Übergeschichtlichen", frei von allen Widersprüchen. Man müsse die historische Person Mohammed von der religiösen Vorstellung der Gläubigen unterscheiden: "Klar ist, dass er sich verstanden hat als ein Mensch, der von Allah berufen ist, letztmalig in der Weltgeschichte Allahs Ordnung hier im Diesseits durchzusetzen und dass er diesen Auftrag mit Hartnäckigkeit und wir würden auch sagen mit Brutalität verfolgt hat. Beispielsweise die Vernichtung der jüdischen Stämme in Medina, die seinen Machtinteressen im Wege standen.“
Zum Geburtstag des Propheten steht das Gedenken an seine Güte, Weisheit und Großzügigkeit im Vordergrund. Gefeiert wird auf unterschiedliche Art. In Indonesien und Malaysia ist der Tag Staatsfeiertag mit Straßenkundgebungen. In Saudi Arabien lehnt man den Brauch ab, weil der Prophet selbst nicht an einem Kult um seine Person interessiert war. In Ägypten aber, werden die Kinder mit Süßigkeiten beschenkt.