Viele Sichtungen: Maikäfer sind in Schleswig-Holstein zurück

Stand: 06.05.2025 15:11 Uhr

Maikäfer fliegen wieder - auch in Schleswig-Holstein. Nachdem die Käfer jahrelang kaum zu sehen waren, krabbeln sie nun wieder zahlreicher auf den Bäumen und in unseren Gärten und Wäldern im Norden.

von Anne Passow

Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gibt es aktuell ungewöhnlich viele Maikäfer in Schleswig-Holstein. 36 Sichtungen wurden demnach in den vergangenen fünf Tagen gemeldet - aus allen Landesteilen. Das seien drei Mal so viele wie im Vorjahr. In Hamburg wurden laut BUND in den vergangenen fünf Tagen sogar achtmal so viele Tiere gemeldet.

Maikäfer: Mehr Larven überleben in trockenen Böden

"Ich hab hier am 1. Mai morgens um neun einen Maikäfer vor meiner Tür gefunden, der erste, den ich seit vier Jahren gesehen habe. Ich hab mich gefreut", erzählt Rainer Borcherding, Biologe und Insektenexperte vom BUND. Warum es so viele Maikäfer gibt, können die Experten nur vermuten. "Es gibt Jahre mit mehr Maikäfern und Jahre mit weniger Maikäfern. Das schwankt von Jahr zu Jahr", sagt Thomas Behrens vom Naturschutzbund NABU Schleswig-Holstein. Ein Grund für die größere Population sei vermutlich das trockene Frühjahr. Denn bei trockenen Böden überleben laut NABU mehr Larven, weil sie dann zum Beispiel weniger Krankheiten bekommen.

BUND: Hoffen, dass die Art sich berappelt

Rainer Borcherding, Biologe und Insektenexperte vom BUND © NDR Foto: Moritz Ohlsen
Rainer Borcherding vom BUND hofft, dass sich die Maikäfer-Population in Schleswig-Holstein wieder erholt.

In den 1950er und 60er Jahren gab es so viele Maikäfer, dass sie in der Landwirtschaft als Schädlinge bekämpft wurden - vor allem mit dem Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Das hatte Folgen: Die Population ging drastisch zurück. 2017 kam der Maikäfer in Schleswig-Holstein nördlich des Nord-Ostsee-Kanals praktisch nicht mehr vor, sagte damals Thomas Behrens vom NABU. Seit viele Insektengifte verboten wurden, erholten sich die Käfer wieder. Thomas Behrens betont, dass die aktuelle Population absolut nicht problematisch sei. Er meint: wir sollten uns freuen, dass die Tiere wieder da sind. Auch Rainer Borcherding vom BUND sieht das so. "Wir brauchen noch nicht über die Probleme zu reden, wir sollten erstmal hoffen, dass die Art sich wieder ein bisschen berappelt", sagt er.

Problematisch: Engerlinge fressen Wurzeln

Die Käfer fliegen meist abends - und ernähren sich laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) von Eichen-, Buchen-, Ahorn- und Obstbaumblättern. Die kahlgefressenen Bäume schlagen dann aber meist im Juni nochmal aus. Die Engerlinge des Käfers allerdings gehen an die Wurzeln der Bäume. Das kann laut BUND schwere Schäden verursachen, wenn es im großen Stil passiert.

50.000 Geruchssensoren helfen bei Partnersuche

Der Waldmaikäfer auf einem Blatt. © picture alliance / imageBROKER Foto: Burkhard Sauskojus
Waldmaikäfer bleiben bei der Eiablage in der Nähe ihrer Fraßbäume.

Bei der Fortpflanzung spüren die Männchen paarungsbereite Weibchen auf - mit bis zu 50.000 Geruchssensoren. Die Weibchen legen laut dem NaturschutzbundNABU ihre Eier im Erdreich ab. Während die in Schleswig-Holstein vorherrschende Art, die Feldmaikäfer, das im offenen Gelände tun, bleiben die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume.

Die Engerlinge, also die Maikäferlarven, entwickeln sich etwa vier Jahre lang im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst vor dem Schlüpfen verwandeln sie sich in Jungkäfer, überwintern bis zu einem Meter tief im Erdreich. Im April kommen sie dann an die Oberfläche. Dort fressen sie und pflanzen sie sich fort. Anschließend sterben die Tiere. In einer Region schlüpfen laut Nabu die meisten Tiere im gleichen Jahr, weil sie so beim Schlüpfen die meisten Partner vorfinden. In den etwa vier Jahren danach gibt es dann vereinzelt, aber deutlich weniger Maikäfer.  

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Schleswig-Holstein Magazin | 05.05.2025 | 19:30 Uhr

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