Eine manipulierte Karten-Vorrichtung steckt im Kartenannahmeschlitz eines Geldautomaten. © NDR Foto: Julia Jänisch

Skimming: So schützt man sich vor Betrug an Geldautomaten

Stand: 05.10.2023 19:29 Uhr

Skimming - so wird das Auslesen und Speichern von Bankdaten an Geldautomaten genannt. Die Täter können dadurch Karten kopieren und Geld von fremden Konten abheben. Die Masche beschäftigt vermehrt auch die Polizei in Schleswig-Holstein.

von Julia Jänisch

Geldautomaten sind in den Innenstädten bei uns in Schleswig-Holstein hundertfach zu finden. An mehreren Orten im Land ist von Februar 2022 bis März 2023 versucht worden, Bankdaten von Kunden auszulesen und dadurch Geld zu erbeuten. Skimming wird diese Methode genannt. Dabei kleben die Täter eine Kamera mit einem Auslesegerät am Geldautomaten an. Die kann zum Beispiel in einer unauffälligen Leiste versteckt sein und ist auf das Pin-Pad gerichtet. Der Anbau kann gut vorbereitet werden und dauert oft nur wenige Sekunden. Zusätzlich wird der Kartenschlitz mit einem Auslesegerät präpariert. Damit können dann die Kartendaten gespeichert werden. Die Täter stellen dann Zweitkarten her und heben mit der Karte und der Pin Geld an Geldautomaten ab - meistens innerhalb der nächsten vier Wochen.

Wie kann man sich vor Skimming schützen?

"Einen präparierten Geldautomaten zu erkennen, ist fast unmöglich, denn alle Automaten sind unterschiedlich", erklärt Stephanie Lage von der Polizei Kiel, "aber es gibt trotzdem ein paar Dinge, die man tun kann, um sich und seine Daten zu schützen." Auch, wenn es beim Geldabheben oft schnell geht, sollte man darauf achten, ob am Automaten Klebereste zu sehen sind oder Teile des Automatens komisch abstehen. "Grundsätzlich sollte man misstrauisch werden, wenn irgendetwas anders ist als sonst", sagt die Polizistin. Außerdem sollten Bankkarte und Pin niemals zusammen aufbewahrt werden. Wenn die Pin eingegeben wird, sollte immer die andere Hand oder das Portemonnaie darüber gehalten werden. Selbst wenn eine Kamera da ist, kann die dann die Nummer nicht filmen.

Eine manipulierte Karten-Vorrichtung steckt im Kartenannahmeschlitz eines Geldautomaten. © NDR Foto: Julia Jänisch
AUDIO: Skimming: 24-Jähriger steht wegen Betrugs vor Landgericht Kiel (1 Min)

Außerhalb der Geschäftszeiten muss man die Tür zur Bank oft mit der eigenen Bankkarte öffnen. "Dabei muss man aber nie die Pin eingeben. Wird man danach gefragt, sollte man auch misstrauisch werden", so Polizistin Stephanie Lage weiter. Wer hat, kann zwei Karten benutzen: Eine, um die Tür zu öffnen und eine, um Geld damit abzuheben. Grundsätzlich gilt: Besonders Geldautomaten draußen sind einfacher für Täter zu manipulieren. "Wir Banken dürfen außen keine Fußgänger filmen, daher ist die Überwachung an den Automaten vor den Bankfilialen eingeschränkt. In den Filialen sind die Automaten viel sicherer", erklärt Annika Kopka von der Commerzbank in Kiel.

Skimming: Konto sofort sperren lassen

Wenn die eigenen Daten durch Skimming erspäht worden sind, merken Kunden das meistens erst, wenn das Geld schon von ihrem Konto abgehoben wurde. Die Abhebungen finden oft in anderen Städten oder sogar im Ausland statt. Dann sollten Kunden direkt ihre Karten sperren lassen. Dafür gibt es die für alle Banken einheitliche Sperrnummer 116 116. Außerdem sollte direkt die Bank kontaktiert werden und Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Sobald ein Skimming-Verdacht besteht, sperrt die Bank alle Konten von Kunden, die im betreffenden Zeitraum am Automaten waren. "Deshalb ist es wichtig, dass wir die Kontaktdaten unserer Kunden haben, um uns dann auch bei denen zu melden." Bei der Commerzbank in Kiel gab es in den vergangenen zwei Jahren keine Skimming-Fälle, auch grundsätzlich gehen die Fälle zurück, sagt die Polizei.

Prozessauftakt in Kiel

Seit Donnerstag muss sich ein 24-jähriger Mann wegen Skimming-Verdacht vor dem Landgericht Kiel verantworten. Dem Bulgaren Dimitar H. werden gewerbs- und bandenmäßiger Computerbetrug sowie die Verabredung zu einem Verbrechen vorgeworfen. Im Zeitraum von Februar 2022 bis März 2023 soll er an insgesamt 24 Geldautomaten an 14 Postbank-Filialen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen Skimming-Geräte angebracht haben. Damit soll er von Kunden von drei Filialen in Oldenburg in Holstein (Kreis Ostholstein), Kiel und Lübeck mindestens 35.000 Euro erbeutet haben.

VIDEO: Skimming: Prozess wegen Betrugs mit Bankkartendaten (3 Min)

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte mit weiteren Personen zusammengearbeitet hat und einer Bande mit mindestens drei Mitgliedern angehört. Für die Beteiligung am Skimming soll der Angeklagte monatlich 5.000 Euro von der Bande bekommen haben - mindestens 60.000 Euro insgesamt. Bis zum nächsten Verhandlungstag am 18. Oktober muss noch geklärt werden, ob bei den Taten normale EC-Karten oder andere Bankkarten ausgespäht wurden. Erst dann wird entschieden, ob es Verständigungsgespräche geben wird. Staatsanwaltschaft und Verteidigung zeigten sich solchen Gesprächen gegenüber offen. Für die drei Fälle des banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs drohen dem Angeklagten laut Gesetz zwischen einem und zehn Jahren Freiheitsstrafe.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.10.2023 | 09:00 Uhr

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