Sensor "Oscar" aus SH soll Müllberge verhindern

Stand: 03.04.2024 11:26 Uhr

Wenn Altkleider-, Papp- oder Glascontainer überquellen, werden die Wertstoff-Sammelplätze schnell zur Mülldeponie. Das passiert immer wieder und überall in Schleswig-Holstein. Sensor "Oscar" aus Norderstedt soll das ändern.

von Oliver Kring

Regelmäßige Reinigungsteams oder Überwachungs-Kameras - nichts half bislang, um Müllberge an Wertststoff-Inseln zu vermeiden. Jetzt hat ein Norderstedter Unternehmen einen Sensor für die Wertstofftonnen entwickelt: "Oscar".

Er ist etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel und misst, wie hoch die Pappe im Container steht. "Daraus errechnet die hauseigene Software, wie voll der Container ist. Das kann dann zum Beispiel das Betriebsamt in Norderstedt nutzen, um eine Leerung in Auftrag zu geben", erklärt Produktmanager Christian Wedekind vom Unternehmen "adhoc networks" aus Norderstedt (Kreis Segeberg)

Ziel ist, dass die Container nicht überquellen. Sie sollen aber auch nicht zu leer sein, damit eine Abholung sinnvoll ist. Zu den ersten Kunden gehören unter anderem der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel, die Entsorgungsbetriebe Lübeck und das Betriebsamt Noderstedt. Auch in Frankfurt sitzt "Oscar" bereits in vielen Containern.

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Der Sensor misst zum Beispiel, wie hoch die Pappe im Container steht.

"Oscar" wird im oberen Teil der Container angebracht. Dort misst er per Laser die Füllstände und meldet wenn ein Container voll ist. Das Signal kommt zum Beispiel im Betriebsamt oder im Recyclinghof der Stadt an. In Norderstedt erscheint es auch in der Bürger-App der Stadt. "Wer seinen Wertstoff loswerden möchte - zum Beispiel bei einer Einkaufsfahrt - sieht, welche Wertstoffinsel noch genug Kapazitäten hat", sagt Frank Dreyer vom Betriebsamt Norderstedt. Er hofft, dass die Plätze dann nicht mehr so vermüllt werden, weil die Sachen in den Containern landen und nicht daneben gestellt werden.

Kosten für "Oscar": ab 150 Euro

Um Chaos an den Sammelstellen zu vermeiden, müssen die Kommunen investieren: 150 bis 170 Euro kostet ein Sensor. "Für Norderstedt hat sich das gelohnt", sagt Dreyer vom Betriebsamt der Stadt. Nach einigen Monaten in der Praxis sind Müllberge neben den Containern seltener geworden. Der Sensor ist Teil eines Digitalisierungs-Projekts in Norderstedt. Damit will die Stadt ihren Service für die Bürgerinnen und Bürger attraktiver machen. Ziel ist, dass einmal alles automatisch abläuft: Der Sensor meldet die vollen Container und sendet das Signal an den Wertstoffhof. Dort wird registriert, welche Container bereits voll sind oder in Kürze ihren höchsten Füllstand erreichen. Dann löst die Software eine Leerung mit einer entsprechenden Route für ein Müllfahrzeug aus.

"Oscar" soll für mehr Nachhaltigkeit sorgen

Mehr Nachhaltigkeit, das ist nach eigenen Aussagen das Ziel von adhoc networks. Mit der Information über die Füllstände in den Containern könnten die Städte und Kommunen ganz gezielt ihre Sammelbehälter anfahren, die dann eben auch tatsächlich voll seien. Dadurch sparen sie Treibstoff, Personalkosten und am Ende CO2-Emissionen.

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