Ein Schweinswal schwimmt im Meer. © NDR

Schutz von Schweinswalen und Enten: Vereinbarung verlängert

Stand: 06.10.2022 16:55 Uhr

Jährlich sterben zahlreiche Meerestiere, weil sie sich in Stellnetzen verfangen. Eine freiwillige Vereinbarung, um Schweinswale und Meeresenten zu schützen, wurde jetzt verlängert. Der NABU sagt, die Maßnahmen seien ungeeignet.

Schleswig-Holsteins Landwirtschafts- und Fischereiminister Werner Schwarz (CDU) und Vertreter der der beiden großen Erwerbsfischereiverbände haben am Donnerstag in Eckernförde (Kreis Rendsburg-Eckernförde) eine freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und Meeresenten um vier Jahre verlängert. Das teilte das Landwirtschaftsministerium in Kiel mit. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass im Sommer kürzere Stellnetze eingesetzt werden. Das ist die Zeit, in der die Schweinswale Nachwuchs bekommen. Zudem sollen Stellnetze im Winter nicht in den Gebieten aufgestellt werden, wo Tauchenten nach Nahrung suchen. Und spezielle Warngeräte, die an Fischernetzen befestigt werden, sollen Schweinswale durch akkustische Signale auf Abstand halten.

NABU: Noch kein Tier nachweislich gerettet

Der Naturschutzbund (NABU) kritisierte die Maßnahmen als ungeeignet. "Die Vereinbarung hat noch kein einziges Tier nachweislich gerettet. Das schon seit dem Jahr 2013 immer wieder von Bund und Land angekündigte und bislang verschleppte Erfolgsmonitoring muss endlich kommen," sagte Dagmar Struß, Leiterin der NABU Landesstelle Ostseeschutz. Mehrere Hunderttausend Euro würden für Schweinswal-Alarmgeräte ausgegeben, deren Wirksamkeit zweifelhaft sei. "Der NABU fordert das Kabinett auf, die wirkungslosen Maßnahmen zu stoppen und mit Fischern und Naturschutzverbänden gemeinsam ein Maßnahmenpaket zu entwickeln, das tatsächlich die Enten und Wale schützt und bei dem das Geld nicht in Form umstrittener elektronischer Geräte im Meer versenkt wird", schreibt der NABU. Freiwillige Vereinbarungen könnten gesetzliche Grundlagen nicht ersetzen.

Tauchvögel und Schweinswale verenden in Fischernetzen

Hintergrund der Vereinbarung ist, dass sich jedes Jahr zahlreiche Seevögel und Meeressäuger in Stellnetzen verfangen und dann ertrinken. Laut NABU sterben jeden Winter in der südlichen Ostsee 45.000 Tauchvögel durch die Fischerei. An der schleswig-holsteinischen Ostseeküste stranden demnach jährlich 100 bis 200 Schweinswale in den Stellnetzen.

Die freiwillige Vereinbarung gibt es seit fast zehn Jahren. Sie kostet nach Angaben des Ministeriums rund 300.000 Euro jährlich. Bislang wird sie zu 75 Prozent mit EU-Mitteln aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) und zu 25 Prozent aus Landesmitteln gefördert.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 06.10.2022 | 17:00 Uhr

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