Lieferketten absichern: Asklepios setzt auf Zentrallager

Stand: 25.08.2023 05:00 Uhr

Der Klinik-Konzern Asklepios will künftig seine Krankenhäuser zentral von Bad Oldesloe aus mit medizinischen Produkten versorgen. Engpässe und Ausfälle sollen so abgesichert werden. Etwa 40 Millionen Euro kostete das Lager für den Klinikvorrat.

von Marlen Hildebrandt

Seit etwa 22 Jahren füllt Karsten Hanke die kleinen Lager auf den Stationen im Asklepios Krankenhaus in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn). Er verteilt beispielsweise Schutzkittel, Masken oder Gummihandschuhe im gesamten Haus. "Die Corona-Pandemie war wirklich eine Ausnahmesituation", sagt er. Die kleinen Lager auf den Stationen seien für alle Mitarbeiter immer frei zugänglich gewesen, doch als 2020 dann alles knapp wurde, sei das noch vorhandene Schutzmaterial durch eine elektronische Tür gesichert worden. "Wir konnten genau nachverfolgen, wer wann das Lager betrat", erinnert er sich. Die Spender der Desinfektionsmittel habe er mit Kabelbinder gesichert, damit sie nicht gestohlen wurden. Der ärztliche Direktor Armin Frank erinnert sich, wie man FFP2-Masken zum Trocknen aufgehängt habe, um sie dann wieder zu benutzen. Vor Corona sei das unvorstellbar gewesen.

Zentrallager soll Kliniken unabhängiger machen

Doch nicht nur Corona, auch andere Krisen machen die Lieferketten immer wieder fragil. Viele Produkte kommen aus Asien, deshalb sei es besonders wichtig auf Vorrat zu lagern, um die Versorgungssicherheit der Kliniken zu gewährleisten, erklärt Janis Gadanac, Geschäftsführer des Zentrallagers in Bad Oldesloe. Das Prinzip "Just in Time" funktioniere heute so nicht mehr. Etwa 3.000 unterschiedliche Produkte sind in Bad Oldesloe gelagert - von Kanülen, Spritzen, Masken, Kitteln bis hin zu Verbandsmaterial. Gearbeitet und ausgeliefert wird rund um die Uhr, mit einem Bestellvolumen von 1,2 Milliarden pro Jahr. Hochmodern, mit Roboter- und Digitaltechnik. "Wir haben bei der Planung darauf geachtet, das zweifache Volumen, also den doppelten Bedarf der Asklepios-Gruppe lagern zu können." Damit werde bei Lieferschwierigkeiten eine sechsmonatige Versorgungssicherheit garantiert, erklärt Gadanac.

Weitere Informationen
Eine junge Frau niest in der grünen Natur in ein Taschentuch. © picture alliance / pressefoto_korb Foto: Micha Korb

Corona-Comeback in SH? Wissenschaft sieht keine Risikolage

Die Corona-Fallzahlen in Schleswig-Holstein steigen - wenn auch auf niedrigem Niveau. Fachleute sehen keinen Grund zur Panik. mehr

Das Herzstück des Lagers

Das Hochregallager auf sechs Ebenen sei das Herzstück des Lagers, sagt Asklepios. Voll automatisiert, 16 Meter hoch und 160 Meter lang - mit 21.000 Paletten medizinischem Material. Für den Brandschutz ist eine Sauerstoffreduzierungsanlage verbaut. Damit herrscht im Hochregallager ein Stickstoffüberschuss. "Hier kann es nicht anfangen zu brennen", erklärt Wim Strijker der Leiter des Logistikzentrums. So sei der Vorrat optimal geschützt.

Einkauf und Logistik soll selbst abgedeckt werden

Derzeit beliefern sie von Bad Oldesloe alle Krankenhäuser des Konzerns bis in den Harz. Langfristig sollen nicht nur alle Asklepios-Kliniken in Deutschland von Bad Oldesloe aus versorgt werden, sondern auch Krankenhäuser außerhalb des Konzerns, Arzt- und Pflegeeinrichtungen sowie private Kunden. Der Konzern möchte die gesamte Breite der Logistik selbst abdecken. Auch der Einkauf von Materialien soll in ganz andere Dimensionen gehen, um so viel bessere Konditionen aushandeln zu können. Zwischenhändler fallen weg.

Allerdings müssen sich die Kliniken dafür auf einheitliche Produkte einigen. Medizinische Facharbeitsgruppen mit der Beteiligung von Chefärzten wählen diese aus, erklärt Gadanac. Dabei gehe es nicht nur um den besten Preis, sondern auch um Qualität. Und am Ende seien so die Kliniken wie in Bad Oldesloe sicherer versorgt. Denn die hoffen, dass das, was 2020 einmal war, in jedem Fall Vergangenheit bleibt.

Weitere Informationen
Menschen auf Stühlen im Wartezimmer © IMAGO / photothek

Ärzte schlagen Alarm: Ambulante Versorgung ist in Gefahr

Praxen haben zunehmend Probleme, offene Stellen zu besetzen. Das Versorgungssystem droht zu kollabieren, befürchten Kassenärzte. mehr

Eine offene Schublade mit Medikamenten in der Hirsch Apotheke in Kiel-Friedrichsort zeigt fehlenden Antibiotikumsaft für Kinder. © NDR Foto: Stella Kennedy

Mangel an Antibiotika-Säften für Kinder: Eltern in Sorge

Der Mangel an Kinderarzneimitteln ist so gravierend wie nie. Was Sie jetzt wissen müssen und tun können. mehr

Ein Schild mit einem roten Kreuz weist den Weg zur Notaufnahme. © dpa Foto: Julian Stratenschulte

"Alarmstufe Rot" - Kliniken in SH warnen vor Insolvenzen

Die Krankenhäuser nennen ihre wirtschaftliche Situation "verheerend". Sie fordern deshalb im Rahmen einer bundesweiten Aktion finanzielle Hilfe. mehr

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 25.08.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Coronavirus

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein Polizist geht im Dunkeln über eine Brücke. © Daniel Friederichs Foto: Daniel Friederichs

Flaschenwurf von A215-Brücke bei Kiel: Verdächtige festgenommen

Die Staatsanwaltschaft will gegen die drei jungen Männer Haftbefehle wegen versuchten Mordes beantragen. mehr

Videos