Kreis Segeberg statt Tropen: Tee made in Schleswig-Holstein

Stand: 24.10.2022 19:19 Uhr

Seine Leidenschaft für exotische Pflanzen besteht schon lange. Jetzt wird Marten Verch aus Schleswig-Holstein Teebauer und legt im Kreis Segeberg Deutschlands nördlichsten Teegarten an.

Traditionell wird Tee in den Tropen angebaut, teilweise auch in subtropischen Gebieten, denn da haben die Teepflanzen optimale Bedingungen. Inzwischen gibt es aber auch ein paar Teegärten in Europa, so auch in Deutschland. Im Kreis Segeberg zwischen Neumünster und Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) soll jetzt die nördlichste Teeplantage Deutschlands entstehen. Marten Verch und seine Helfer setzten Teepflanze nach Teepflanze in den Boden. "Meine größte Sorge ist jetzt erstmal, dass der Winter sehr schnell einsetzt", sagt der Teebauer, denn während ältere Teepflanzen Frost gut vertrügen, könne es für Jungpflanzen schwierig werden.

Vorteil: Relativ hohe Luftfeuchtigkeit

Dabei ist Frost im schleswig-holsteinischen Winter keine Seltenheit. Denn das Klima bei uns ist anders als in den Tropen und dennoch gar nicht so verkehrt zum Teeanbauen. "Wir haben sehr milde Winter und auch milde Sommer. Klar, Dürre haben wir auch mal, aber normalerweise nicht ganz so heftig wie in anderen Teilen Deutschlands", sagt Verch. Bedingt durch die Nähe zur Nord- und zur Ostsee sei die Luftfeuchtigkeit relativ hoch.

Faszination für Pflanzen: Chilli im Gewächshaus

200 Pflanzen aus einer Teegärtnerei in der französischen Bretagne will Marten Verch setzen. Drei verschiedene Sorten sollen ausprobiert werden. Seine Eltern helfen ihm. Exotische Pflanzen faszinieren den Sohn schon lange, erinnert sich Vater Uwe: "Es fing ja schon an mit seiner Chili-Leidenschaft. Seitdem haben wir ein Gewächshaus." Der Feigenbau auf der Terrasse seines Elternhauses war auch ein Geschenk von Marten Verch. Bereits als Kind habe er gesehen, wie viel Freude es mache, wenn man Obst, Gemüse oder andere Pflanzen anbaue und später ernte.

Teepflanzen sollen gar nicht blühen

Ein Mann pflanzt Tee in die Erde. © NDR
Marten Verch will Tee in Schleswig-Holstein anbauen.

Mit dem Teegarten im Kreis Segeberg erfüllt sich Marten Verch einen Traum, der während seiner Ausbildung in einem Hamburger Teehandel wuchs. Inzwischen gibt er Workshops rund um den Tee. "Man kann aus den Blüten tatsächlich auch sehr spannende Sachen machen. Ich habe neulich einen Essig probieren dürfen, aus Teeblüten", erzählt er. Dabei will man als Teebauer eigentlich gar nicht, dass die Pflanzen blühen - vielmehr konzentriere man sich auf die Blätter, aus denen der Tee gebrüht wird.

Stress verfeinert das Aroma

Grünen und Schwarzen Tee will Verch aus seinen Pflanzen machen. Was für Sorten genau draus werden, weiß er noch nicht - auch nicht, wie viel er später ernten wird. "Das besondere an dem Standort hier ist, dass wir niedrigere Temperaturen haben und die Pflanze wächst dadurch ein bisschen langsamer", so Verch. Aber die Region habe verschiedene Stressfaktoren und das führe dazu, dass die Pflanze ein feineres Aroma ausbildet.

Erster eigener Tee in zwei bis drei Jahren zu erwarten

Anders als in den Tropen zum Beispiel, also in den traditionellen Teeanbauländern, seien die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit zwar höher, die Pflanze wachse dadurch besser und hätte einen höheren Ertrag, "aber Aroma ist meistens nicht ganz so fein, wie wenn man die Pflanze stresst", so Verch. Bis zur Ernte dauert es noch, erstmal muss er die frischen gepflanzten Setzlinge gießen. In zwei bis drei Jahren, schätzt Verch, wird er seine erste Tasse Tee aus eigenem Anbau im Kreis Segeberg genießen können.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 24.10.2022 | 19:30 Uhr

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