Die Kampfjet-Wache: So arbeitet die Feuerwehr bei Air Defender

Stand: 21.06.2023 18:35 Uhr

Die Anforderungen an die Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel sind beim Luftwaffen-Manöver Air Defender extrem. Oberbrandmeister Christoph Jebe zeigt, wie er und seine Kollegen arbeiten.

von Jörn Zahlmann

Es ist etwa das Luftvolumen eines Zweifamilienhauses, das ein Kampfjet beim Start pro Sekunde durch seine Triebwerke jagt. Gegen den damit verbundenen Donnerhall klingt das Martinshorn der Bundeswehr-Feuerwehr auf der Landebahn in Jagel fast schüchtern. Trotzdem ist ihre Präsenz bei der Großübung Air Defender alles andere als unauffällig. Nicht nur, weil sie mit der Sirene Vögel vergrämt, die sonst mit den Luftmassen in den Triebwerken landen könnten, sondern vor allem, weil sie im Ernstfall in extrem kurzer Zeit einsatzbereit sein muss. Deshalb begleitet die Feuerwehr auf dem Fliegerhorst in Jagel jede Flugbewegung. Wenn die kantigen, roten Spezialfahrzeuge an der Landebahn stehen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass bald darauf ein Kampfflugzeug abhebt oder landet.

65 Bundeswehr-Feuerwehrleute arbeiten in Jagel

"Unsere Fahrzeuge haben eine Wasserdurchlaufmenge von 3.400 Litern in der Minute", sagt Oberbrandmeister Christoph Jebe aus Jübek (Kreis Schleswig-Flensburg). Jebe ist seit 2017 Teil der Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel, gemeinsam mit rund 65 weiteren Kollegen - sie arbeiten in zwei Schichten, immer 24 Stunden am Stück.

So intensive Wochen, wie während Air Defender, haben er und seine Kollegen auf dem Fliegerhorst in Jagel noch nicht erlebt. Bei den Dutzenden täglichen Starts und Landungen stehen sie direkt an der Start- und Landebahn, mit drei sogenannten Flugfeldlöschfahrzeugen - jedes von ihnen hat mehr als 6.000 Liter Wasser in den Tanks. "Wenn etwas passiert, müssen wir innerhalb von einer Minute am Einsatzort sein und löschen", sagt Jebe. Während Air Defender unterstützen deshalb auch acht Brandschutzsoldaten, die sonst zum Beispiel auf Mali im Einsatz sind.

Bislang zwei Luftnotlagen bei Air Defender

Bis jetzt, dieser Eindruck bestätigt sich auch bei der Bundeswehr-Feuerwehr, läuft alles fast reibungslos bei Air Defender 23. "Am Montag gab es zwei Luftnotlagen, wobei das auch dramatischer klingt, als es ist. Eine Luftnotlage wird bei der kleinsten Auffälligkeit ausgelöst, so wie wenn beim Auto eine Kontrollleuchte aufblinkt", sagt Jebe. Am Ende seien es technische Kleinigkeiten gewesen, ohne Auswirkungen auf den weiteren Flugbetrieb.

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Bei Air Defender gilt die höchste Alarmbereitschaft

Jebe hat das Interesse an der Fliegerei zur Bundeswehr-Feuerwehr nach Jagel geführt, auch wenn sich sein Job auf dem Boden abspielt. Durch Air Defender haben sich die Anforderungen für diesen Job noch einmal erhöht: Jetzt gilt die höchste Brandschutzkategorie, nämlich Kategorie 8. Im normalen Flugbetrieb reicht Kategorie 5, um im Notfall zum Beispiel für den Brand eines Tornado-Kampfjets vorbereitet zu sein.

Besonders im Einsatz draußen an den Start- und Landebahnen steht er zwar in ständigem Kontakt mit dem Tower, aber die Bundeswehr-Feuerwehr agiert eigenständig und ist auch nicht in die militärische Hierarchie eingegliedert. Manchmal hilft sie bei Einsätzen außerhalb des rund 650 Hektar großen Fliegerhorstes. "Wir werden gerne gerufen, wenn die Löschwasserversorgung am Brandort knapp ist, weil wir da eben große Kapazitäten vorhalten müssen", sagt Jebe. Ab der kommenden Woche, wenn Air Defender beendet ist, werden diese Einsätze wieder zur Routine der Bundeswehr-Feuerwehr gehören. Bis dahin gilt noch der Ausnahmezustand auf dem Fliegerhorst in Jagel.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 21.06.2023 | 19:30 Uhr

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