Busprobleme in Ostholstein: Kreis verhängt Strafzahlungen

Stand: 15.02.2023 17:00 Uhr

Zum Jahresbeginn haben die Rohde Verkehrsbetriebe das Linienbündel Nord in Ostholstein übernommen. Seitdem häufen sich Beschwerden über die Zuverlässigkeit. Das Unternehmen verspricht Verbesserungen.

von Hauke Bülow

Schüler kommen zu spät oder gar nicht zur Schule, Busfahrer kennen ihre Strecken und Haltestellen nicht. Die Beschwerden über den neuen Busanbieter sind oft die gleichen. Hunderte sind davon inzwischen beim Kreis Ostholstein eingegangen. Er hatte den Auftrag an die Rohde Verkehrsbetriebe erteilt. Eine Tochterfirma des nach eigenen Angaben größten privaten Mobilitätsunternehmens in Deutschland, Transdev. Dieses wiederum ist ein Tochterunternehmen der französischen Transdev Group, ein Global Player im Bus- und Bahnmarkt.

Kreis Ostholstein verhängt Strafzahlungen

Beim Kreis Ostholstein sind die Verantwortlichen im engen Austausch mit den Rohde Verkehrsbetrieben. "Wir sammeln alle Beschwerden, dokumentieren diese, treten damit an die Firma heran und versuchen zu klären, warum es zu den Problemen kommt", so der zuständige Fachbereichsleiter Nils Hollerbach. Um den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen, hat der Kreis Anfang Februar damit begonnen, sogenannte Maluszahlungen einzutreiben. "Immer wenn eine Leistung nicht erbracht wird, eine Fahrt nicht gefahren wird, kommt es zu einer Maluszahlung von 500 Euro", erklärt Hollerbach. Der Kreis sei allerdings überhaupt nicht daran interessiert, die Zahlungen einzutreiben, um Geld einzusparen. "Wir wollen, dass die Fahrten stattfinden."

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Leere Busstation vor einem Haus in Brodau. © Hauke Bülow Foto: Hauke Bülow

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Busunternehmen spricht von Verbesserungen

Der neue Busanbieter kennt die Vorwürfe. Die Betriebslage habe sich in den vergangenen Wochen allerdings sukzessive verbessert, beteuern die Rohde Verkehrsbetriebe. Leider gebe es an einigen wenigen neuralgischen Punkten weiterhin Fahrtausfälle. Man werde aktuell nicht allen Fahrgästen in dem Maße gerecht, wie es der Anspruch des Unternehmens sei.

Die Rohde Verkehrsbetriebe begründen die anhaltenden Probleme damit, dass durch den Schienenersatzverkehr auf der Vogelfluglinie zwischen Lübeck und Fehmarn der Fahrermangel in Ostholstein zusätzlich verschärft worden sei. Daher seien Fahrerinnen und Fahrer aus anderen Regionen und aus dem Ausland angeworben worden, die zum Teil noch geschult werden müssten. Die Rohde Verkehrsbetriebe wollen nun vor allem im Schülerverkehr möglichst schnell Verbesserungen schaffen. Das allerdings stelle eine große Herausforderung dar, weil die einzelnen Linien sehr komplex seien, teils mit verschiedenen Linienwegen.

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Omnibusverband Nord: "Hausgemachtes Problem"

Der Omnibusverband Nord beobachtet die Entwicklungen im nördlichen Ostholstein genau. "Dass Fahrer nicht ortskundig sind, das ist ein hausgemachtes Problem", meint Joachim Schack, Geschäftsführer des Omnibus Verbands Nord (OVN). Laut Schack sind die Ausschreibungsverfahren kompliziert und dauern lange. Kleinere regionale Firmen hätten dabei keine Chance gegen die großen Verkehrsunternehmen. Vor allem, weil die Liniennetze zu groß geschnitten seien - für mittelständische Busunternehmen kaum möglich, sie zu bedienen. Und so kämen die Firmen vor Ort höchstens noch als Subunternehmer zum Zuge. Eigentlich eine gängige Praxis. Doch zu den jetzt angebotenen Konditionen würde es sich für die regionalen Busanbieter nicht lohnen, Strecken zu bedienen. "Die müssten noch zubuttern", erklärt Schack.

Das führe dazu, dass schließlich günstigeres Personal aus anderen Bundesländern oder dem Ausland geholt werden müsse, um die Busse zu lenken, so der Omnibus Verband Nord. Er fordert, dass bei der Vergabe von Streckennetzen künftig wieder mehr auf die Busunternehmen vor Ort gesetzt wird. "Wir haben in Schleswig-Holstein ein sehr verzweigtes Netz von regionalen Busunternehmen, die über Personal verfügen, das jede Haltestelle kennt. Wir bedauern sehr, dass sie nicht einbezogen werden, auch weil ihnen dadurch Einnahmen fehlen", so OVN-Geschäftsführer Schack.

Betroffene können Fragen stellen

Wegen der anhaltenden Probleme im Ostholsteiner Busverkehr findet am kommenden Montag, 20. Februar, eine Sondersitzung im Verkehrsausschuss statt. Der "Leistungsausfall" ist das einzige Thema der Sitzung im Ostholstein-Saal, die um 17 Uhr beginnt. Die Fraktionen im Kreistag fordern Aufklärung. "Vertreter*innen der verantwortlichen Transdev GmbH sowie der Rhode Verkehrsbetriebe GmbH und des von der Firma Rhode beauftragten Subunternehmens Umbrella Mobility werden gebeten, in der Sitzung die aktuelle Situation zu erläutern und die ergriffenen Gegenmaßnahmen darzustellen", heißt es in der Einladung. Und: Auch Bürgerinnen und Bürger sollen in einer Einwohnerfragestunde die Möglichkeit bekommen, ihre Fragen loszuwerden.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.02.2023 | 12:00 Uhr

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