Betrug mit fiktiven Windparks: Angeklagte schweigen bislang
Um rund zehn Millionen Euro soll der emsländische Unternehmer Hendrik Holt Energiekonzerne mit fingierten Windpark-Projekten geprellt haben. Nun stehen er und vier Mitbeschuldigte vor Gericht.
Neben dem 31-jährigen Holt müssen sich seit Dienstag seine Mutter, zwei Geschwister und sein ehemaliger Geschäftspartner vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts Osnabrück verantworten. Die Anklage lautet auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug. Der frühere Windkraftunternehmer und seine Mitangeklagten sollen Energiegesellschaften mit gefälschten Dokumenten über die Existenz von Windparks getäuscht und diese nicht existierenden Projekte vermarktet haben. Zu Prozessbeginn wollten sie sich nicht zu den Vorwürfen äußern.
Holt und Partner verhandelten, andere arbeiteten zu
Die Angeklagten sollen sich die Arbeit aufgeteilt haben, wie eine Gerichtssprecherin NDR Niedersachsen am Dienstag sagte. Holt und sein Mitgesellschafter hätten demnach vorrangig die Verhandlungen mit den Investoren geführt. Die anderen sollen im Hintergrund unter anderem für das Fälschen von Verträgen verantwortlich gewesen sein, hieß es weiter. Im Prozess geht es unter anderem um acht Betrugsfälle aus der Zeit zwischen Mitte 2015 und Februar 2021.
Vorgetäuschte Projekte mehreren Partnern vorgelegt
Die Angeklagten sollen laut Staatsanwaltschaft unter anderem Manager eines italienischen Konzerns mit gefälschten Dokumenten über einen Windpark in Zeven-Wistedt dazu gebracht haben, 560.000 Euro zu bezahlen. Mit angeblichen Projekten im Landkreis Rotenburg (Wümme) sollen sie ihre Geschäftspartner zudem um rund 1,1 Millionen Euro betrogen haben. Dieselben vorgetäuschten Projekte, die sie den Italienern angeboten hatten, sollen sie danach auch noch der Tochterfirma eines schottischen Energiekonzerns vorgelegt haben.
Hunderte gefälschte Dokumente
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten zudem vor, weitere Windkraftprojekte im Landkreis Rotenburg vorgetäuscht und dazu 62 gefälschte Verträge vorgelegt zu haben. Kassiert hätten die Angeklagten damit knapp 4,3 Millionen Euro, hieß es. Die Tochtergesellschaft eines tschechischen Energiekonzerns sollen die Männer um rund 3,8 Millionen Euro geprellt haben, indem sie ihnen 214 gefälschte Dokumente vorlegten - unter anderem von verschiedenen Gemeinden in den Landkreisen Cloppenburg und Emsland.
Bis zu zehn Jahre Gefängnis
Darüber hinaus wirft die Anklage Holt einen weiteren besonders schweren Fall von Betrug vor. Dabei soll eine deutsche Windenergie-Gesellschaft um mehr als 100.000 Euro geprellt worden sein. Ein anderer Gesellschafter muss sich zudem wegen weiterer besonders schwerer Untreue-Delikte verantworten, einem der weiteren Angeklagten werden zudem Geldwäsche-Delikte vorgeworfen. Das Gericht hat zunächst 52 Verhandlungstage bis Januar angesetzt. Den Angeklagten drohen Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren.
