Semmelstoppelpilz auf Moos. © picture alliance / blickwinkel/S. Derder Foto: S. Derder

Durch Tschernobyl: Pilze sind teils noch radioaktiv belastet

Stand: 11.09.2024 08:29 Uhr

Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind Pilze teilweise noch immer kontaminiert. Das teilte das Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter mit. Je nach Pilzart und Sammelort gibt es Unterschiede.

Als Spitzenreiter stachen bei den Messungen Semmelstoppelpilze und Rotbraune Semmelstoppelpilze heraus, gab die Behörde am Dienstag bekannt. Auch der Maronenröhrling und der Gelbstielige Trompetenpfifferling werden hervorgehoben. Vor allem im Bayerischen Wald und den angrenzenden Gebieten könnten einige Pilzarten den Grenzwert von 600 Bequerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse überschreiten, heißt es. Für die Strahlendosis bei Pilz-Mahlzeiten sei jedoch die verzehrte Menge entscheidend. Einen "maßvollen Verzehr" halten Experten daher überall in der Bundesrepublik für unbedenklich.

Becquerel: Messeinheit für Radioaktivität

Becquerel ist die internationale Maßeinheit der Radioaktivität eines Stoffes. Das Becquerel gibt die Anzahl der Atome an, die pro Sekunde zerfallen. Die Einheit ist nach dem französischen Physiker Antoine Henri Becquerel benannt. Er erhielt 1903 zusammen mit Marie Curie den Nobelpreis für die Entdeckung der Radioaktivität.

 

Karte zur Bodenkontamination mit Cäsium-137 im Jahr 1986. © Bundesamt für Strahlenschutz
Karte zur Kontamination des Waldbodens von 1986 - Experten zufolge bietet sie für Standorte ohne aktuelle Messerwerte eine Orientierung. Die Werte sind heute jedoch deutlich niedriger.
Reaktorunfall und Kernwaffentests als Ursachen

Im Pilzbericht veröffentlicht das Bundesamt für Strahlenschutz jährlich aktuelle Messwerte. Dafür untersuchen die Fachleute an verschiedenen Standorten wild wachsende Speisepilze auf ihren Gehalt an Cäsium-137. Die teils hohen Werte gehen demnach in erster Linie auf den Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 zurück. Mit der Luft verteilten sich damals große Mengen radioaktiver Stoffe über Europa. Daneben hätten oberirdischen Kernwaffentests im 20. Jahrhundert radioaktive Stoffe freigesetzt, die Wildpilze bis heute belasten, heißt es vom Bundesamt für Strahlenschutz.

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Blick auf den am 26. April 1986 zerstörten Reaktor des Atomkraftwerkes Tschernobyl © dpa - Bildfunk

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