Brandgefährlich oder gut für die Natur: Wohin mit dem Totholz?

Stand: 16.08.2022 15:56 Uhr

Nach den Waldbränden im Harz wird weiter über den Umgang mit abgestorbenen Bäumen diskutiert. In der Kritik steht das Konzept des Nationalparks, Totholz nicht herauszuholen.

Auf diese Weise soll der Wald sich selbst überlassen werden und ein Lebensraum etwa für Pilze, Käfer und Schnecken entstehen. Das aber begünstige Waldbrände, meint Max Scholz vom "Waldbrandteam", einem Verein von Feuerwehrleuten, die sich auf Waldbrände spezialisiert haben. Er sagt, dass aufgrund der sich seit Jahren verschärfenden Dürre im Sommer viel mehr knochentrockenes Holz in den Wäldern liege und als idealer Brandbeschleuniger diene. Auch die Feuerwehr betont das Brandschutz-Risiko durch Totholz. Das habe der Großbrand am Brocken einmal mehr gezeigt. Laut den Einsatzkräften wurden die Löscharbeiten durch das Totholz massiv erschwert.

Treffen diese Woche: Können Schneisen helfen?

Der Nationalpark Harz betont, der natürliche Waldumbau, also weg von Fichten-Monokulturen, sei wichtig, weil dadurch ein artenreicher und widerstandsfähiger Wald entstehe, sagte Nationalpark-Leiter Roland Pietsch. Ähnlich sehen es Umwelt- und Naturschützer. Tatsächlich fordert niemand, das Totholz großflächig wegzuräumen - auch nicht die Feuerwehren und das niedersächsische Landwirtschaftsministerium. Ministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) sagt, man muss den Brandschutz im Auge behalten. Doch Naturwald sei Naturwald, da gehöre Totholz dazu. Dass das Thema wichtig und dringend ist, da sind sich alle einig. Darum soll noch in dieser Woche eine Arbeitsgruppe zusammentreten, die unter anderem entscheidet, wo zusätzliche Brandschutz-Schneisen notwendig sind.

34.000 Hektar Wald in Niedersachsen naturbelassen

Mittlerweile gibt es in Niedersachsen rund 34.000 Hektar naturbelassenen Wald. Das macht etwa zehn Prozent der gesamten Waldfläche aus. Dort werden Bäume weder gefällt noch gepflanzt. Anlässlich des 50. Jubiläums der ausgewiesenen Naturwälder in Niedersachsen besuchte Otte-Kinast am Dienstag eines der ältesten Naturwaldgebiete des Landes im Süntel. Dort zeigt sich auf etwa 1.300 Hektar, wie sich eine naturbelassene Waldumgebung entwickelt. "Waldsterben und tote Bäume gehören auch zum natürlichen Verlauf dazu", sagte Marcus Schmidt von der Nordwestdeutschen-Forstlichen Versuchsanstalt. Otte-Kinast betonte, 50 Jahre Naturwaldforschung zeigten: Nur eine naturnahe Bewirtschaftung könne zukünftig die nachhaltigen Leistungen für Mensch, Natur, Biodiversität, Wirtschaft und Klimaschutz erfüllen.

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Aktuell | 16.08.2022 | 12:00 Uhr

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