Stand: 26.11.2013 15:05 Uhr

Unmotiviert: Jäger schießen zu wenig

von Ingo Thöne

Seit Jahren vermehrt sich in den Wäldern das Wild. Die Bestände mancher Arten haben sich laut Experten in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt oder gar verdreifacht. Vor allem Damwild und Rehe werden zunehmend zu einer Bedrohung für die Wälder, denn sie fressen die neuen Setzlinge und die nachwachsenden Pflanzen. In weiten Teilen müssen neue Flächen inzwischen komplett eingezäunt werden, um den kleinen Pflanzen eine Chance zum Überleben zu geben.

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Der Forstwissenschaftler Professor Christian Ammer spricht von 30.000 Hektar, die jedes Jahr umzäunt werden müssen. Kosten: mehr als 100 Millionen Euro. Inzwischen haben diese Zahlen sogar den Landesrechnungshof Niedersachsen auf den Plan gerufen. Das Amt fordert eine wirksame Verringerung der Wildbestände in deutschen Wäldern.

Großer Wildbestand offenbar attraktiv für Pächter

Drei Jäger wandern mit einem Jagdhund. © chromorange Foto: CHROMORANGE / Bilderbox
Gehen Sie zu wenig auf die Pirsch? Jäger mit Jagdhund.

Zuständig für die Regulierung des Bestandes sind die Jäger. Doch die schießen offensichtlich bei weitem nicht genug, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Im Gegenteil: oftmals wird das Wild sogar noch extra gefüttert. Denn die große Wilddichte macht die Jagdreviere attraktiv und nur attraktive Jagdreviere lassen sich gut verpachten, so mutmaßen Experten. Eine erfolgreiche Jagd misst sich auch daran, dass sie nicht allzu anstrengend ist und gute Abschüsse garantiert.

Inzwischen ist die Misere auch im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium angekommen. Dort will man jetzt gesetzlich versuchen die Jäger stärker in den Schutz des Waldes einzubeziehen. Doch die Jägerschaft ist skeptisch: "Der Gesetzgeber, egal ob er in Hannover sitzt oder in Berlin, wird Gesetze machen können bis zum Ende seiner Tage. Draußen in der Natur, im Wald, werden sie niemanden zwingen können, Tiere zu erlegen und zu töten", sagt Helmut Dammann-Tamke von der Landesjägerschaft Niedersachsen.

Förster bemühen sich um eigene Jagden

Leidtragende dieser Entwicklung sind vor allem die Förster. Sie bemühen sich darum, ausreichend Wild zu schießen, so dass der Wald nachwachsen kann. Und deshalb veranstalten viele Förstereien im Herbst großangelegte Treibjagden. Doch die Arbeit ist mühsam. Am Ende des Tages liegen im Westharz gut 20 geschossene Tiere auf der Lichtung. Bei einem Bestand von mehr als 10.000 ist das aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

 

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 26.11.2013 | 21:15 Uhr

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