Reise zum Jupiter: ESA-Raumsonde "Juice" ist gestartet

Stand: 14.04.2023 14:38 Uhr

Die europäische Raumfahrtsonde "Juice" ist zum Jupiter unterwegs. Sie hob um 14.14 Uhr (MESZ) an Bord einer Ariane-5-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou ab. Es war der zweite Anlauf.

von Marco Schulze

Der ursprünglich für Donnerstag geplante Start in Französisch Guayana war kurzfristig wegen eines Gewitterrisikos abgesagt worden. Die neue Mission der ESA will der Frage nachgehen, ob es die Chance für weiteres Leben in unserem Sonnensystem gibt. Mit an Bord der Raumsonde "Juice" sind auch wissenschaftliche Instrumente aus Niedersachsen. Die Technik stammt aus Göttingen und Braunschweig. Im Zentrum der Mission stehen die Eismonde des Jupiters. Durch vorherige Missionen wissen die Forscher, dass sich dort unter einer kilometerdicken Eisdecke reichlich Wasser befindet. Die Reise zum größten Planeten unseres Sonnensystems wird acht Jahre dauern.

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Raumsonde "Juice". © Screenshot
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An Bord ist neben Technik aus Braunschweig auch High-Tech aus Göttingen. Die Reise wird acht Jahre dauern. (13.04.2023) 3 Min

"Man wird Voraussetzungen für Leben bestimmen können"

Besonders der Mond Ganymed steht im Fokus der Forschung. Dort seien die Grundvoraussetzungen für Leben sehr gut, sagt Norbert Krupp vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung dem NDR Niedersachsen. "Man wird es nicht feststellen, aber man wird anhand der Daten Voraussetzungen für Leben bestimmen können", erklärt der Wissenschaftler. Einen direkten Nachweis von Lebewesen könne diese Mission jedoch nicht erbringen.

Radar, Kamera und Spektrometer an Bord

Die Jupiter-Sonde "Juice" startet. © Europäische Raumfahrt-Agentur ESA Foto: Europäische Raumfahrt-Agentur ESA
Mit eintägiger Verspätung ist die ESA-Raumsonde "Juice" am Freitag zu ihrer Reise in Richtung Jupiter aufgebrochen.

Die Raumsonde ist mit zehn wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet. An zwei davon waren Braunschweiger Forscher beteiligt, an zwei weiteren Göttinger Wissenschaftler. Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung hat unter anderem ein Spektrometer mitentwickelt, das die Chemie, die Meteorologie und die Struktur der mittleren Jupiter-Atmosphäre untersuchen soll. Mit an Bord ist auch eine Kamera. Dafür hat die TU Braunschweig die Datenverarbeitungseinheit gebaut. Die Kamera soll neue Bilder der Monde liefern, die es in dieser hohen Auflösung noch nie gegeben hat. Weitere Instrumente sollen es den Wissenschaftlern ermöglichen, den Ozean zu vermessen und seine Zusammensetzung zu ermitteln. Mit Radar und Lasermessungen könne man beispielsweise Daten kilometerweit unter der Eisschicht sammeln. Bereits zwei Tage nach dem Start sollen die ersten Instrumente durchgetestet werden. Für den Göttingen Wissenschaftler Norbert Krupp wird das eine "sehr spannende und aufregende Woche".

Acht Jahre dauert die Reise zum Jupiter

Sobald "Juice" sich von der Ariane-Trägerrakete gelöst hat, steht ihr eine komplizierte Odyssee bevor. Die Sonde muss erst langsam Schwung holen. Dabei wird sie erst noch einmal um die Venus und dreimal um die Erde fliegen, um Geschwindigkeit aufzunehmen - das dauert Jahre. Erst 2031 wird die Sonde das Jupiter-System erreicht haben, etwa drei Jahre später dann die Umlaufbahn von Ganymed.

Ganymed, Europa und Kallisto im Zentrum der Forschung

Neben Ganymed sollen bei dieser Mission aber auch die beiden Eismonde Europa und Kallisto untersucht werden. Zudem wird Juice 35-mal am Gasriesen Jupiter vorbeifliegen. Dabei analysiert die Raumsonde auch die Atmosphäre und das Magnetfeld. Zusätzlich sollen mögliche Landeplätze für künftige Missionen gesucht werden. "Juice" ist dabei mit riesigen Solarpaneelen ausgestattet, insgesamt 85 Quadratmeter groß. Nur so kann die Sonde die Reise von knapp 800 Millionen Kilometern überstehen. Die Kosten der Mission belaufen sich auf rund 1,6 Milliarden Euro. Davon steuert Deutschland den größten Einzelbeitrag bei, insgesamt 21 Prozent. 

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Hallo Niedersachsen | 14.04.2023 | 19:30 Uhr

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