Zwergschwäne in MV im Fokus der Umweltschützer
Zwergschwäne sind zu einer bedrohten Zugvogelart geworden. Nun wollen Wissenschaftler und Umweltschützer in Mecklenburg-Vorpommern herausfinden, warum das so ist.
Zwergschwäne sind kleiner als ihre heimischen Verwandten, die Höckerschwäne, und sie haben einen schwarz-gelben Schnabel. Sie brüten in der russischen Tuntra. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie in der kalten Jahreszeit zu Gast. Sie rasten hier, um dann weiterzuziehen. Allerdings ist ihr Bestand in den vergangenen Jahren stark geschrumpft. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) will nun erforschen, warum das so ist. Das Vorhaben wird auch von ehrenamtlichen Vogelschützern aus Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Helmut Eggers ist einer von ihnen.
Lewitzer Teiche als Ruheraum
Auf einem abgeernteten Maisfeld zwischen Redefin und Groß Krams im Landkreis Ludwigslust-Parchim rasten etwa 250 Zwergschwäne. Immer wieder landen weitere Vögel. Helmut Eggers beobachtet sie durch sein Fernglas: "Hier findet er in den Ernteresten noch genug Nahrung und er braucht einen Schlafplatz. Wir haben festgestellt für den Redefiner Raum, dass diese Zwergschwäne hier in der Lewitz nächtigen." Das ist Luftlinie etwa 25 Kilometer entfernt. "Da gibt es diese ziemlich abgeschlossenen Teiche und da haben sie ihre Ruhe", so Eggers.
Bestand hat sich fast halbiert
Früher war das Winterquartier der Zwergschwäne fest umrissen mit Holland und England. Mittlerweile überwintern viele Tiere auch in Deutschland, weil die Winter milder geworden sind. Helmut Eggers nutzt den Aufenthalt der Tiere in Mecklenburg-Vorpommern, um sie zu zählen: "1995 gab es einmal eine internationale Zählung. Da hat man 30.000 Exemplare als Gesamtpopulation festgestellt. Die hat sich dann innerhalb von zehn Jahren fast halbierrt auf 18.000. Wir hatten danach von 2015 bis jetzt sehr schlechte nachwuchsarme Jahre."
Gefahr durch Windräder und Freileitungen
Zwergschwäne ziehen als Familie in ihre Winterquartiere. Deswegen können die Vogelschützer auch die Jungtiere dokumentieren. Warum es mittlerweile so wenig Zwergschwäne gibt, will auch Lisa Vergien herausfinden. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Michael-Otto-Instituts im NABU. Es gebe einen internationalen Aktionsplan für Zwergschwäne, der alle möglichen Gründe aufführt, berichtet Lisa Vergien. "Dazu gehören zum Beispiel eine erhöhte Sterblichkeit durch Kollision mit Windkraftanlagen oder Freileitungen, aber auch illegale Jagden. Dann kommt auch hinzu: unzureichende Bedingungen in den Überwinterungsgebieten während des Zuges. Beispielsweise zu wenig Nahrung oder Schlafplätze."
Zwergschwäne online melden
Um zu klären, wo die Tiere rasten und schlafen und welche Gefahren dort lauern, werden 40 Zwergschwäne mit GPS-Sattelitensendern ausgestattet. Der NABU hofft natürlich auf einen bundesweiten Aktionsplan, um die bedrohte Zugvogelart in Deutschland effektiv zu schützen. An dem Projekt kann jeder mitwirken. Die Wissenschaftler freuen sich über jeden Zwergschwan, der ihnen gemeldet wird. Dafür gibt es das Onlineportal Ornitho.de. Lisa Vergien: "Da kann sich jeder anmelden und wir sind absolut dankbar für jede Zwergschwanmeldung."
