Das Justizzentrum in Neubrandenburg © DPA-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck

Schleuser zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Stand: 02.05.2022 16:58 Uhr

Vier Männer sind wegen bandenmäßigen Einschleusens von Flüchtlingen vom Amtsgericht Pasewalk zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Weil sie illegal zwei Frauen und 15 Männer als Migranten in einem kleinen Transporter nach Vorpommern gefahren haben, sind vier Männer im Alter zwischen 25 und 35 Jahren vom Amtsgericht Pasewalk zu Haftstrafen von zwei Jahren und neun Monaten beziehungsweise zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Die Angeklagten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren hatten gestanden, die aus Syrien und Ägypten stammenden Flüchtlinge von der polnisch-belarussischen Grenze rund 1.000 Kilometer quer durch Polen nach Deutschland gefahren zu haben. Jeder der Flüchtenden hatte, so die Staatsanwaltschaft, in dem Transporter nur 50 mal 50 Zentimeter Platz. "Mehrere Personen haben gleich nach Wasser gefragt, einige haben vor Kälte gezittert", sagte während des Prozesses eine Bundespolizistin, die bei der Entdeckung der Flüchtlinge dabei war, als Zeugin.

Zwei fuhren als Kundschafter voraus

Der Transporter war Mitte Oktober 2021 einer Streife der Bundespolizei bei Ladenthin, einem Ortsteil von Grambow im Landkreis Vorpommern-Greifswald, aufgefallen. Zwei der Angeklagten fuhren laut Staatsanwaltschaft den Transporter, die anderen beiden Angeklagten ein sogenanntes Pilotfahrzeug, dass Polizeikontrollen auskundschaften sollte. Drei der Schleuser wurden sofort gefasst, ein weiterer später bei Schwerin. Bei den Schleusern wurden rund 11.000 Euro gefunden. Zwei Angeklagte hatten zu Beginn des Prozesses zugegeben, für die Schleusung angeworben worden zu sein. Man habe ihnen 500 Euro pro Fahrt versprochen. Die Gruppe sei allerdings von zwei Hintermännern per GPS-Daten aus der Ferne geführt worden, die deutlich mehr Geld verdienen würden. Laut Anklage sollen die Flüchtlinge an die Hintermänner etwa 2.500 bis 3.000 Euro für die Schleusung von der Türkei über Belarus nach Berlin bezahlt haben.

Aus Platzgründen in Neubrandenburg verhandelt

Die Staatsanwaltschaft hatte Strafen von bis zu drei Jahren und zehn Monaten beantragt. Der Prozess wurde vom Amtsgericht Pasewalk geführt, fand aber aus Platzgründen in den Räumen des Landgerichts Neubrandenburg statt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

5.000 Geflüchtete entlang der Grenze

Im Herbst 2021 hatte es eine Vielzahl solcher Schleusungen auf der sogenannten Belarus-Route gegeben. Hintergrund war, dass der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko im Frühjahr 2021 als Reaktion auf EU-Sanktionen erklärt hatte, er werde Migranten in Richtung EU nicht mehr aufhalten. Die EU warf ihm danach vor, Menschen aus Krisengebieten regelrecht einzuschleusen. Nach diplomatischen Bemühungen und nachdem Polen, Litauen und Lettland ihre EU-Außengrenzen befestigt hatten, kamen die Schleusungen zum Erliegen. Laut Bundespolizei waren im September und Oktober mehr als 1.050 illegal eingereiste Migranten in Vorpommern aufgegriffen worden, mehr als 5.000 Flüchtlinge wurden damals entlang der gesamten deutsch-polnischen Grenze gefasst.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 02.05.2022 | 16:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Jazmine White (l.) und Nova Marring vom SSC Schwerin © Jens Büttner/dpa

Volleyball: Stuttgart zu stark, SSC Schwerin verpasst Meistertitel

Nur im ersten Satz des fünften Finalspiels konnten die SSC-Volleyballerinnen mithalten, danach dominierte der Titelverteidiger klar. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr