Prozess um gestohlenes Keltengold: Gibt es einen Deal vor Gericht?
Sie sollen vor gut zwei Jahren einen keltischen Goldschatz aus einem Museum im bayrischen Manching gestohlen haben: Gegen drei Männer aus Mecklenburg-Vorpommern und einen aus Berlin läuft derzeit der Prozess um den Diebstahl in Ingolstadt. Das Landgericht schlägt nun einen Deal vor.
Ein Geständnis gegen Strafminderung - so lautet das Angebot des Richters, der die Verhandlung gleich nach Beginn unterbrochen hat. Nach stundenlanger Beratung lehnte bislang einer der Angeklagten, nämlich der mutmaßliche Drahtzieher der Bande, ein Geständnis komplett ab. Die Verteidiger der drei weiteren Angeklagten haben sich noch Bedenkzeit erbeten.
Diebe stahlen 450 Goldmünzen
Im November 2022 drangen Diebe mit schwerem Brechwerkzeug in das Kelten- und Römer-Museum im oberbayerischen Manching (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) ein. Sie hebelten eine Fluchttür auf, zerschlugen das Panzerglas von zwei Vitrinen und entwendeten den dort ausgestellten keltischen Goldschatz, der aus rund 450 Münzen besteht.
Geringere Strafe bei Geständnis
Vier Männer, denen vorgeworfen wird, den Keltenschatz im Wert von mehr als 1,5 Millionen Euro gestohlen zu haben, stehen seit Januar vor Gericht. Alle vier sollen gebürtig aus Mecklenburg-Vorpommern stammen, einer wohnt mittlerweile in Berlin. Nun hat der Richter ihnen einen Deal vorgeschlagen. Würden sie gestehen, würden die Haftstrafen zwischen knapp drei und knapp acht Jahren liegen, so der Richter.
Strafrahmen abhängig von Beweislage
Ohne Deal könnten die Strafen deutlich höher liegen und weit über zehn Jahre gehen, zumindest beim Kopf der Bande. Das liegt daran, dass den Männern mehr als 30 Diebstahlfälle vorgeworfen werden und bei den Einbrüchen ein hoher Sachschaden entstanden ist. Für jeden der Männer hat das Gericht dabei einen individuellen Strafrahmen festgelegt, je nach Beweislage und dem Umfang der Tatbeteiligung.
So ist der Strafrahmen für Maximilan S., bei dem die Goldklumpen gefunden worden waren, höher angesetzt als beispielsweise bei Jörn M., bei dem die Beweislage nicht so umfangreich ist. Wie hoch die Strafen ausfallen würden, hinge auch von der Qualität der Geständnisse ab, so der Richter. Wenn die Aussagen sich auch auf die anderen Bandenmitglieder erstrecken, wäre ein weiterer Strafrabatt möglich. Die Verhandlungstermine stehen bereits bis Oktober. Bei Geständnissen könnte der Prozess verkürzt werden.
Schatz ist teilweise eingeschmolzen worden

Die 1999 in Manching ausgegrabene Münzsammlung war der größte keltische Goldfund des vergangenen Jahrhunderts und das Prunkstück des Hauses. Einen Teil des Schatzes sollen die Beschuldigten eingeschmolzen und damit Kulturgut unwiederbringlich vernichtet haben. Bei einem der verdächtigten Männer waren Goldklumpen entdeckt worden. Einer Analyse zufolge sollen etwa 70 antike Münzen zu den Goldklumpen verschmolzen worden sein. Damit wurde bisher nur ein kleiner Teil des fast vier Kilogramm schweren Schatzes identifiziert.
Verbleib von etwa 360 Goldmünzen unklar
Der Verbleib der restlichen etwa 360 Goldmünzen ist weiter unklar und Gegenstand des Prozesses in Ingolstadt. Laut Staatsanwaltschaft solle einer der Angeklagten genau wissen, wo die Münzen verblieben sind. Ein Hof in Plate bei Schwerin wurde unter anderem nach Diebesgut durchsucht, gefunden wurde aber nichts.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung des Beitrags war von einem 400 Kilo schwerem Schatz die Rede. Außerdem wurde eine Ungenauigkeit bei der Haftstrafe korrigiert. Die Fehler haben wir korrigiert.
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