Nordex in Rostock: Wachstumskurs nach Werksschließung
Vor drei Monaten hat der Windkraftanlagenhersteller seine Rotorblattfertigung nach Indien verlagert. Die Sorge war groß, dass auch das zweite, in Rostock verbliebene Werk vor dem Aus stehen könnte. Doch die Gondelproduktion ist ausgelastet wie nie.
775 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Nordex-Werk in der Rostocker Südstadt aktuell - und es wächst weiter: Laut Unternehmen sind zur Zeit 40 Stellen unbesetzt, vor allem fehlen Fachkräfte im handwerklichen Bereich. Doch schon jetzt sind es deutlich mehr Mitarbeitende als noch vor einigen Jahren. "Wir haben phasenweise alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war, rekrutiert“, sagt Personalchef Christian Geisler lachend im Gespräch mit dem Nordmagazin.
Rostocker Standort als "Leitwerk" für Nordex
Im Schnitt verlassen laut Nordex vier 70 Tonnen schwere Maschinenhäuser pro Tag das Rostocker Werk. Insgesamt seien es bis zu 800 pro Jahr, und Nordex arbeite daran, diese Zahl zu steigern. Zusammen mit einem Generator ergeben die Maschinenhäuser die sogenannte Gondel, die oben auf dem Turm jeder Windkraftanlage montiert ist. Der Standort in der Hansestadt gilt für Nordex als eine Art "Leitwerk", sagt der stellvertretende Werksleiter Metthes Birr. Dort werden auch neuartige Anlagen und Techniken entwickelt, wie zum Beispiel aktuell der Prototyp einer neuen, größeren und leistungsfähigeren Anlage. Deren Produktion soll 2024 in Rostock beginnen.
Energiewende spielt Unternehmen in die Karten
Bis 2030 will die Bundesregierung mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. Um das Ziel zu erreichen, müssten jedoch etwa 1.500 Windräder pro Jahr in Deutschland gebaut werden. Laut einem Sprecher von Nordex ist das nach aktuellen Bedingungen jedoch unmöglich, weil die Verfahren zu lange dauern. Dennoch blickt das Unternehmen optimistisch in die Zukunft, denn die Nachfrage wächst stetig. Aktuell ist Nordex Deutschlands drittgrößter Windkraftanlagenhersteller.
Kritik an Schließung des Werks für Rotorblattfertigung im Sommer
Das Rostocker Nordex-Werk für Rotorblattproduktion war diesen Sommer geschlossen worden. Betroffen waren etwa 600 Beschäftigte. Nordex hatte die Fertigung nach Indien verlegt, weil die Produktionskosten dort deutlich geringer sind. Kritik an dem Schritt kam unter anderem von der IG Metall: Die Verlegung der Produktion nach Indien sei wegen des Transports der fertigen Flügel über Tausende Kilometer klimapolitisch nicht sinnvoll. Man müsse dafür sorgen, dass Arbeitsplätze in Deutschland entstehen, und dass die Wertschöpfung auch in Deutschland bleibe, hieß es. Laut Pressesprecher Felix Losada kommt eine Verlegung der Gondelproduktion für Nordex jedoch nicht infrage.