Bund-Länder-Einigung zu Flüchtlingskosten: Reaktionen aus MV

Stand: 07.11.2023 19:30 Uhr

Die Spitzen von Bund und Ländern haben sich auf ein neues System zur Finanzierung und Steuerung der Asylpolitik geeinigt. In Mecklenburg-Vorpommern fallen die Reaktionen geteilt aus.

Der Bund werde künftig jährlich pauschal 7.500 Euro pro Flüchtling zahlen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Nacht zu Dienstag nach den Beratungen mit den Länderchefs in Berlin. Bislang hatte der Bund pro Jahr eine Gesamtsumme von derzeit rund 3,7 Milliarden Euro gezahlt. Die neue Regelung soll 2024 in Kraft treten. Scholz zufolge sollen künftig zudem Leistungen für Asylbewerber gekürzt und die Kontrollen an den Grenzen zu Nachbarländern verlängert werden.

Ministerpräsidentin Schwesig: Migration bewegt Menschen

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, sie sei froh, dass es gelungen ist, einen gemeinsamen Weg zu finden, wie die Migration bundesweit künftig besser gesteuert und die irreguläre Migration zurückgedrängt wird. "Die Migration in Deutschland - auch in MV - ist das Thema, dass die Menschen aktuell sehr bewegt", erklärte Schwesig in einem Pressestatement heute.

Weitere Informationen
Tino Schomann im Gespräch. © Screenshot
5 Min

Flüchtlingsgipfel: Reaktionen aus Norddeutschland

Tino Schomann (CDU), Landrat des Kreises Nordwestmecklenburg, hält die Kompromisse von Bund und Ländern für unzureichend. 5 Min

MV übernimmt weiter Flüchtlingskosten für Kommunen

Mecklenburg-Vorpommern sei eins der wenigen Länder, dass die Flüchtlingskosten für die Kommunen vollständig übernehme. Das soll Schwesig zufolge auch so bleiben: "Es bleibt dabei, dass wir 100 Prozent übernehmen. Wir wollen nicht, dass die Bürgermeister sich entscheiden müssen - zwischen der Sportplatz-Sanierung oder der Unterbringung von Flüchtlingen", so die Ministerpräsidentin weiter. Bislang hätte die Finanzierung des Bundes etwa 25 Prozent dieser Kosten abgedeckt. Die neue Einigung ermögliche es laut Schwesig fast wieder an diese 25 Prozent heranzukommen. "Wir haben also erreicht, weiter einen Finanzierungbeitrag des Bundes zu bekommen."

Weitere Informationen
Bundeskanzler Olaf Scholz (M, SPD) äußert sich zusammen mit Boris Rhein (l, CDU), Ministerpräsident von Hessen, und Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, bei einer Pressekonferenz nach dem Bund-Länder-Gipfel im Bundeskanzleramt in Berlin. © dpa Foto: Bernd von Jutrczenka

Zustimmung und Kritik nach Asyl-Kompromiss von Bund und Ländern

Die Reaktionen auf die Einigung der Länder-Chefs mit Kanzler Scholz zu den Flüchtlingskosten reichen von "gutes Gesamtergebnis" bis "Katastrophe". mehr

Kritik von den Linken: 7.500 Euro sind zu wenig

Die vom Bund in Aussicht gestellte Zahlung von 7.500 Euro je Flüchtling ist der Linken in Mecklenburg-Vorpommern zu wenig. Die finanziellen Spielräume für Länder und Kommunen würden dadurch nur unwesentlich verbessert, kritisierte der Landesvorsitzende der Linken in MV, Peter Ritter.

CDU: Beschlüsse begrenzen Flüchtlingszahl nicht

Nach Einschätzung der CDU gehen die Beschlüsse an einem wesentlichen Ziel vorbei. "Es geht nicht darum, ob der Bund die Kosten der Migration trägt oder ob die Länder dies tun", erklärte der CDU-Landesvorsitzende Franz-Robert Liskow. "Es geht darum, dass die Zahl der Menschen, die zu uns kommen, spürbar und dauerhaft sinkt. Das wird infolge der Beschlüsse kaum passieren", so Liskow weiter. Die SPD erkenne die Zeichen der Zeit nicht. Die Beschlüsse seien kein großer Wurf, kritisierte der CDU-Landesvorsitzende.

Kritik kommt auch von Nordwestmecklenburgs Landrat Tino Schomann (CDU): Er bewertet die Beschlüsse als "historisch schlecht". Die Kommunen hätten sich eine Migrationswende gewünscht, herausgekommen seien aber nur kleine Schritte. "Wir brauchen Grenzschutz, nicht nur Grenzkontrollen", nannte Schomann als Beispiel gegenüber NDR Info. Auch seien massive Rückführungen notwendig, um freie Plätze für Geflüchtete zu generieren.

FDP in MV zufrieden: Weniger irreguläre Migration

Die FDP in Mecklenburg-Vorpommern hingegen zeigt sich mit den Beschlüssen von Bund und Ländern zufrieden. Für den Landesvorsitzenden René Domke sind diese ein Fortschritt: "Es wird weniger Migration stattfinden, vor allem irreguläre Migration und ich denke, die geeigneten Maßnahmen sind jetzt auf den Weg gebracht", so der Politiker gegenüber dem NDR.

Weitere Informationen
Menschen stehen am Schlange bei der Essenausgabe in der Landesunterkunft der Gemeinde Seeth im Kreis Nordfriesland. In der ehemaligen Bundeswehrkaserne leben derzeit mehr Flüchtlinge als das Dorf Einwohner zählt. Aufnahmedatum: 21.3.2023 © picture alliance Foto: Frank Molter

Bezahlkarte für Geflüchtete: Was soll sie bringen?

Asylbewerber sollen einen Teil der staatlichen Unterstützung über eine Bezahlkarte beziehen - und nicht mehr als Bargeld. Was erhofft sich die Politik davon? mehr

AfD: "Mehr Geld löst Probleme nicht"

Nikolaus Kramer, Fraktionsvorsitzender der AfD im Landtag, sagte, er sei froh darüber, dass die Kernforderungen seiner Partei nun Gehör fänden. Er sagt aber auch: "Mehr Geld vom Bund löst die Probleme nicht." Letztlich gehe es darum, den Zuzug als solches zu verhindern und diesen nicht zu finanzieren.

Kramer gehen die Beschlüsse nicht weit genug: "Das sind lediglich Bekämpfungen der Symptome, aber nicht der Ursachen", so der AfD-Politiker weiter. Ihm zufolge bräuchte es beispielsweise eine Seeblockade im Mittelmeer, um die "Menschen-Schlepperei" zu beenden.

Weitere Informationen
Serap Güler © picture alliance Foto: Rolf Vennenbernd
6 Min

Serap Güler zu Migrationsentscheidungen: An sich ein guter Beschluss

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler begrüßt die Beschlüsse der Länderchefs mit Scholz. Es gebe aber weiter nicht genügend Kitaplätze und Wohnraum. 6 Min

Britta Haßelmann | Bild: NDR/Wolfgang Borrs © NDR/Wolfgang Borrs Foto: Wolfgang Borrs
9 Min

Haßelmann: "Migrationsabkommen mit anderen Ländern sind wichtig"

Britta Haßelmann, Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, zeigt sich im Gespräch mit NDR Info erfreut über die breite Einigung in der Migrationspolitik. 9 Min

Betten für Geflüchtete stehen in der Außenstelle der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen in der Messehalle 27 der Messe Hannover. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte
6 Min

Migrationsforscher: Müssen unser System langfristig fitter machen

Er wünsche sich, dass man beim Bund-Länder-Treffen nicht nur Finanzen und kurzfristige Debatten im Kopf habe, sagte Hannes Schammann von der Uni Hildesheim im Interview. 6 Min

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 07.11.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Waldbrand Lübtheen © NDR Foto: Ralf Drefin

Waldbrand bei Lübtheen: Restliche Glutnester weitgehend gelöscht

Seit Mittwochnachmittag standen bei Jessenitz-Werk bis zu acht Hektar Wald in Flammen. Inzwischen konnte das Feuer weitgehend gelöscht werden. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr