NDR Info - Redezeit

Väter zu Hause gebraucht - Was ändert sich durchs neue Elterngeld?

Donnerstag, 04. April 2024, 20:33 bis 22:00 Uhr, NDR Info

NDR Info Redezeit: Was bringen die Änderungen beim Elterngeld?

Sendung: Redezeit | 04.04.2024 | 20:33 Uhr

Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.

 

Änderungen beim Elterngeld sollen Geld sparen und für mehr Gleichstellung sorgen. Aber kann das klappen? Oder durchkreuzt der Rotstift die Gleichstellungspolitik? Unser Thema in der NDR Info Redezeit am 4. April.

Wer sich umhört bei jungen Familien, die Elterngeld beziehen, erfährt nicht selten von monatelangen Familienreisen in exotische Länder. Oder von Vätern, die in der Zeit Bücher schreiben übers Vatersein, und gleichzeitig Imagepunkte sammeln für ihr modernes Familienleben. Soweit die Polemik. Wozu genau ist eigentlich das Elterngeld gedacht? Und was ist von den Neuerungen zu halten?

Kein Elterngeld mehr für Reiche?

Das Meiste bleibt wie bisher: Wer in Elternzeit geht, erhält 65 Prozent des Einkommens aus der Zeit vor der Geburt des Kindes, maximal sind es jeweils 1.800 Euro pro Monat. Den Mindestbetrag von 300 Euro erhalten alle - auch wenn sie davor gar kein Einkommen erzielt haben. Was sich nun ändert: Die Einkommensobergrenze wird gesenkt, bis zu der Eltern Anspruch haben auf Elterngeld: Von bislang 300.000 Euro zu versteuerndem Jahreseinkommen auf jetzt 200.000 Euro - im nächsten Jahr dann 175.000 Euro. Die gleichen Obergrenzen gelten für Alleinerziehende. Auch das Familienministerium muss sparen und das Elterngeld ist der größte Finanzposten - das ist der Grund für die Senkung. Schätzungen zufolge sind in diesem Jahr rund 7.000 Paare betroffen - das entspricht 0,5 Prozent aller, die Elterngeld beziehen.

Nur noch ein Monat parallel Elterngeld im ersten Lebensjahr

Seit 1. April können beide Elternteile im ersten Lebensjahr des Kindes (im Regelfall) nur noch einen Monat gleichzeitig Elterngeld beziehen - statt wie bisher sieben Monate. Doch die sind ohnehin die Ausnahme: Nach wie vor nehmen die meisten Väter höchstens zwei Monate. Wird das Elterngeld also, wie es die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Anja Weusthoff formuliert, für Väter wirklich unattraktiver? Das Familienministerium argumentiert mit Gleichstellungspolitik: Die partnerschaftliche Aufteilung von Sorgearbeit und langfristig auch die Erwerbstätigkeit beider Elternteile würden durch die Änderung gefördert.

"Familienstartzeit" lässt auf sich warten

Dazu wurde im Koalitionsvertrag auch die "Familienstartzeit" geplant, die mal "Väterauszeit" hieß: Mit ihr sollen Väter nach der Geburt eines Kindes ebenfalls Anspruch auf eine vergütete Freistellung bekommen - zwei Wochen lang, parallel zum Mutterschaftsgeld. Doch der entsprechende Gesetzentwurf hängt seit Monaten in der Ressortabstimmung. Unklar ist offenbar noch die Finanzierung.

Geschlechterrollen aufbrechen oder nur Fachkräftemangel ausgleichen?

Einige Unternehmen bemühen sich unabhängig vom Gesetzgeber um Regelungen. Laut Umfrage gewähren derzeit 44 Prozent aller Firmen Vätern nach der Geburt eines Kindes bis zu zwei Tage Sonderurlaub, vier Prozent mehr als zwei Tage. Der Dax-Konzern Henkel sticht deutlich heraus: Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, hat Henkel für seine 50.000 Beschäftigen weltweit eine achtwöchige Elternzeit eingeführt - vollvergütet, frei wählbar im ersten Jahr nach der Geburt. SAP hatte ähnliches bereits im Herbst angekündigt, dann aber einen Rückzieher gemacht.

Gleiche Höhe des Elterngeldes, aber neue Einkommensobergrenzen

Was halten Sie von den Neuerungen? Wird das Elterngeld für Väter wirklich unattraktiver, wenn Elternteile es nur noch einen Monat parallel beziehen können? Ist es gerecht, wenn die Einkommensobergrenze abgesenkt wird, oder setzt das das falsche Signal? Was können Firmen tun, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern, ohne dass ein Elternteil, meist die Frau, wegen der Kinderbetreuung langfristig in die Halbtagsfalle gerät? Brauchen wir eine gesetzliche Familienauszeit? Oder sind da eher die Firmen gefordert, Vätern entgegenzukommen? Wie bekommen wir mehr Männer in aktive Vaterrollen? Welche Erfahrungen machen Sie?

NDR Info Moderatorin Janine Albrecht begrüßte als Gäste:

Lukas Hurrle
Führungskraft in Teilzeit bei Beiersdorf, Mitgründer von dem betriebsinternen Väternetzwerk dad.icated

Dr. David Juncke
Leiter 'Familienpolitik' bei Prognos, Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung

Katrin Stumpenhausen
Abteilungsleiterin Arbeitsmarkt und Bildung, Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN)

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